Geldanlage Wie Sie an die EZB-Milliarden kommen

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Der einfachere Weg

Illustration Bank

So schnell lasse ich mich aber nicht abspeisen. Es muss doch einfacher gehen. Im Internet finde ich eine Hamburger Kanzlei. Ein Berater bestätigt mich: „Ja, so wollen im Moment einige Mandanten Geld von der EZB beschaffen.“ Das sei alles kein Problem. Ich müsste praktisch nur überlegen, in welchem Euro-Land ich gründen wolle. Das mit den fünf Millionen Euro und den erfahrenen Geschäftsführern sei überall gleich. Die Besteuerung allerdings sei in dem einen oder anderen Land günstiger als in Deutschland. Klingt verlockend.

Wie schnell er so einen EZB-Zugang besorgen könne, will ich wissen. Eigentlich dauere es ein halbes Jahr, bis auch die Ba-Fin eingewilligt habe, aber eine vorübergehende Zulassung könne man schon nach zwei bis drei Monaten bekommen. Nur Codes für IBAN, Swift und so weiter gebe es dann halt nicht. „Aber die brauchen Sie nicht, Sie wollen ja nur Geld von der EZB“, sagt er. Und das sei – vorausgesetzt man habe fünf Millionen Euro – total einfach. „Die EZB muss jeder im Europäischen Wirtschaftsraum zugelassenen Bank Kredite geben. Es ist schon erschreckend, mit wie wenig Eigenkapital eine Bank Kredit bekommt. Ein Unternehmen mit so wenig Eigenkapital würde jede Bank ablehnen.“

Und dann warnt er noch vor Vorratsgesellschaften, bei denen man eine ganze Bank gleich kaufen könne. „Das ist oft Betrug, diese Banken sind meistens insolvent, das war bislang nie seriös.“

„Großer Kreis von Banken“

Zur Sicherheit frage ich noch an der Quelle nach. Was ist Voraussetzung für das Zentralbankgeld? Nun, heißt es bei der EZB, ihr Werk „The implementation of monetary policy in the euro area“ beantworte alle Fragen. Wichtig seien Kapitel 2 („Zugelassene Geschäftspartner“), 6 („Notenbankfähige Sicherheiten“) und 7 („Mindestreserven“).

Das Papier fängt gut an: Die Kriterien „sind so festgelegt, dass ein großer Kreis von Instituten Zugang zu den geldpolitischen Geschäften des Eurosystems erhält“ – passt. Meine Bank muss in das Mindestreservesystem des Euro einbezogen sein – warum nicht? Wertpapiere im Wert von einem Prozent der Einlagen, die Kunden bei mir einzahlen, muss ich bei der EZB dazu hinterlegen. Aber ich will ja keine Kunden.

Völlig überfordert bin ich aber mit der Definition der „notenbankfähigen Sicherheiten“: Auf 25 Seiten wird erklärt, was ich für meinen Kredit so alles bei der EZB einreichen kann. Sieht so aus, als ob sie alles nehmen, was auf Euro lautet – inklusive Athener Staatsanleihen. Was aber, wenn da bei anderen Banken etwas schiefgeht? Angenommen, ich überlasse die erstklassigen Wertpapiere in meinem Depot wirklich als Sicherheit der EZB – bekomme ich die in drei Jahren wieder? Vielleicht ist ein Banküberfall doch der einfachere Weg.

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