Geldanlage Wie Sie an die EZB-Milliarden kommen

Die Europäische Notenbank verleiht Bares zu Traumkonditionen, zuletzt für drei Jahre zu einem Prozent Zinsen. Die Milliarden hole ich mir – und gründe eine Bank. Aber wie geht das?

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Illustration Bank

Als hätte er’s geahnt: Was, fragt Bertolt Brecht, ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Die Europäische Zentralbank (EZB) macht’s möglich: Man leiht sich für drei Jahre ein paar Milliarden zu einem Prozent Zins und legt das Geld zu sicheren drei Prozent an – macht pro Milliarde 20 Millionen Gewinn im Jahr. Klingt nach einem todsicheren Geschäft. Ich will vorbereitet sein, wenn die EZB das nächste Mal Bares verschenkt. Dann mal los: Ich gründe eine Bank. Bloß wie?

Wie die Europäische Zentralbank mehr als eine Billion Euro in den Kapitalmarkt pumpt, wer das Geld bekommt, wer profitiert und welche Märkte es beeinflusst.

Banklizenzen vergibt die Finanzaufsicht BaFin. Anruf beim Verbrauchertelefon. Eine Dame erklärt, dass ich auf der Internet-Seite der BaFin das „Merkblatt über die Erteilung einer Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften“ herunterladen und später den Antrag unter poststelle@bafin.de schriftlich einreichen könne. „Interne Ansprechpartner bekommen Sie erst, wenn Sie Ihre Lizenz haben.“ Habe ich aber nicht. Und bevor
ich meinen Antrag stellen kann, brauche ich Beratung.

Wie viel der Euro wirklich wert ist
Euro oder Gold
Der Euro im Währungsmix...
...und gegenüber dem DollarGemessen an der US-Währung hatte der Euro einen schwachen Start – dann stieg er kräftig an und erreichte im April 2008 mit fast 1,60 Dollar seinen höchsten Wert. Doch mit Ausbruch der Finanzkrise sackte er ab.
Bislang kein Teuro
Schwellenländer holen aufDie Währungen der BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) gewinnen an Bedeutung. Der Euro wertete seit Ausbruch der Krise gegenüber diesen Währungen ab (Index 2000 = 100; Quelle: Thomson Reuters).

Fünf Millionen und zwei Mann

Nächster Versuch: Bankenverband. Die Zentrale verbindet zur Einlagensicherung. Ich wolle mir Geld bei der EZB leihen und bräuchte schnell eine Lizenz. Der charmante Herr am anderen Ende der Leitung weiß Rat: „Kaufen Sie sich ein Buch“, sagt er. Ein Buch? Ja, das Kreditwesengesetz. Da stehe alles drin. Bis
ich mit dem Schinken durch bin, verpasse ich den nächsten EZB-Geldsegen.

Kann er nicht mehr verraten? Er kann: Man brauche mindestens fünf Millionen Euro Eigenkapital und zwei Geschäftsführer mit Vorstandserfahrung im Bankgeschäft. Sie dürften nicht vorbestraft sein und müssten wissen, wie man Kredite genehmigt und Personal führt. Wer die falschen aussucht, riskiert eine Schlappe, wie neulich die Deutsche Bank, deren Kandidat für den Risikovorstand bei der BaFin durchfiel.

Die fünf Millionen würde ich auftreiben, sage ich, und Banker gebe es in Frankfurt doch genug.

So weit, so einfach. Was noch? „Ich überlege gerade, wie ich Ihnen das ausreden kann“, sagt der Mann. Will der mein Geschäftsmodell madig machen? „Nun“, erklärt er, „was ist, wenn Ihre Anlagen an Wert
verlieren?“ Dann solle mich der Staat retten, sage ich. „Sie sind aber nicht systemrelevant. Und außerdem kann man nicht beliebig Euro leihen.“ Wie jetzt? Na, die Zentralbank wolle Sicherheiten für Kredite haben.

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