Tatsächlich birgt vor allem das Experiment mit negativen Zinsen mehr Gefahren als positive Effekte. Die Banken können dem "Strafzins" ausweichen, indem sie ihr Geld im Ausland anlegen. Sie können die Kosten dafür an ihre Kunden weiterleiten.
Genau das taten die Banken in Dänemark und Schweden, als die Zentralbanken dort einen Negativzins einführten. Was das bedeutet? Die Enteignung der Sparer geht weiter.
"Nicht unser Problem", sagte Draghi. Die Weitergabe der Kosten an die Sparer entscheide ja nicht die EZB, sondern die Banken. So kann man es auch sehen - und den schwarzen Peter an die Banken weiterreichen.
Was passiert eigentlich, wenn nun die deutschen Sparer ihre Sparkonten plündern, damit ihr Erspartes auf dem Sparbuch nicht auch noch weniger wert ist - und es dafür lieber unter die Matratze stopfen? Denn fest steht: Zu mehr Konsum wird ein negativer Zins sicherlich nicht führen. Die Menschen könnten eher noch mehr sparen, um fürs Alter vorzusorgen. Auf jeden Fall geht damit die Verunsicherung der Sparer weiter.
Nun könnte man die Meinung vertreten, lasst die EZB doch spielen mit ihren Instrumenten der Geldpolitik – solange sie damit keinen Schaden anrichtet. Das tut sie aber zwangsläufig - indem sie noch mehr Liquidität in die Finanzmärkte pumpt. Denn dann drohen neue Blasen.
Wenig überraschend: An der Börse kam die Öffnung der Geldschleusen bestens an. Der deutsche Leitindex Dax sprang erstmals in seiner Geschichte über die Marke von 10.000 Punkten.