George Soros "Europa? Gibt's doch nicht mehr"

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"Mit dem Euro wird sich Griechenland niemals erholen"

Aber die EU hat kein Geld.

Das bestehende Budget reicht dafür natürlich nicht. Aber sie könnte langfristige Anleihen ausgeben, die sich den AAA-Kreditstatus der EU zunutze machen. Dies würde auch wie ein moralisch gerechtfertigter Haushaltsstimulus für Europas Wirtschaft funktionieren – und die Belastung ließe sich fair aufteilen zwischen Ländern, die Flüchtlinge aufnehmen, und denen, die das nicht tun möchten.

Warum haben Sie eigentlich das Börsengeschäft aufgegeben?

Ganz einfach: Weil ich mir Sorgen um die Menschheit mache. Sie mögen denken, ich übertreibe – aber unserer gesamten westlichen Zivilisation droht die Auslöschung. Mithilfe der Naturwissenschaften hat der Mensch die Natur unter seine Kontrolle gebracht. Doch unsere Fähigkeit, uns selbst zu kontrollieren, hat damit nicht Schritt gehalten. Deswegen investiere ich zunehmend in die Sozialwissenschaften, etwa in meiner Denkfabrik Institute for New Economic Thinking.

Das klingt düster. Sind Sie wirklich so pessimistisch?

Das habe ich von meinem Vater gelernt. Als die Nazis 1944 Ungarn besetzten, hatte er zuvor schon falsche Pässe für uns besorgt. Sonst hätten wir nicht überlebt. Er hat also den Tatsachen ins Auge gesehen, statt die Realität zu leugnen. Auch ich versuche erst einmal das Schlimmste anzunehmen. Das hat mir bei meiner Arbeit als Investor geholfen, und es hilft mir, wenn ich über politische Probleme nachdenke. Denn Gefahr schafft Möglichkeiten. Es ist immer am dunkelsten, bevor es hell wird.

Das sind die Top-Verdiener der Hedgefonds-Stars
David TepperDavid Tepper gilt in der Hedgefonds-Branche nicht gerade als bescheiden. Einst wollte der 57-Jährige als der beste Fondsmanager seiner Generation anerkannt werden. Doch während es 2013 noch ganz danach aussah als sei er auf einem guten Weg, lief das Jahr 2016 nicht gerade glänzend für ihn. Von 3,5 Milliarden Dollar in schrumpfte sein Verdienst auf 400 Millionen Dollar - ein Einbruch von 89 Prozent. Somit rutschte Tepper vom Siegerpodest auf den letzten Platz unter den bestverdienenden Hedgefonds-Managern gemäß dem Forbes-Branchenranking. Branchenübergreifend ist die Summe aber nach wie vor stattlich. Sie ist zum Beispiel etwa 20 Mal so hoch wie das Gehalt von Jamie Dimon, dem Chef von JP Morgan.Gesellschaft : Appaloosa ManagementVerdienst 2014 : 400 Millionen Dollar Quelle: imago images
David Shaw Quelle: Screenshot
Andreas Halvorsen Quelle: Screenshot
Larry Robbins Quelle: Screenshot
James Simons Quelle: AP
Kenneth Griffin Quelle: REUTERS
William AckmanNachdem er im Vorjahr einige Rückschläge zu verkraften hatte, lief das Jahr 2014 für William Ackman richtig gut. Sein wichtigster Hedgefonds legte um rund 37 Prozent zu. Zu verdanken hat der Manager seinem Erfolg einem Übernahmedeal des Pharmakonzerns Actavis. Dieser übernahm den Botox-Hersteller Allergan.Gesellschaft: Pershing Square Capital ManagementVerdienst 2014: 1,1 Milliarden Dollar Quelle: REUTERS

Gilt das auch für Griechenland?

Leider nein. Als die Krise in Griechenland Ende 2009 richtig ausbrach, hat die EU – angeführt von Deutschland – geholfen, aber zu einem viel zu hohen Preis. Sie haben überhöhte Zinsen für ihre Kredite verlangt, so wurden die griechischen Staatsschulden unbezahlbar. Leider haben die Deutschen diesen Fehler in der jüngsten Verhandlungsrunde wiederholt. Sie haben erneut Bedingungen durchgesetzt, die Griechenland tiefer in den Bankrott stürzen werden. Das Land wird seine Schulden nie zurückzahlen können.

Das sagen Analysten zur Lage Griechenlands

Könnte das Land nicht eine interessante Anlage für private Investoren sein?

Nicht, solange Griechenland Teil der Euro-Zone ist. Mit dem Euro wird sich das Land niemals erholen, weil der Wechselkurs viel zu hoch und das Land damit nicht wettbewerbsfähig ist.

Sorgt Sie, dass mitten in all diesen Krisen ausgerechnet Großbritannien über den Austritt abstimmen will?

Ohne Großbritannien wäre die EU viel schwächer. Schließlich hat es immer eine ausgleichende Rolle gespielt, schon weil es so viel marktwirtschaftlicher geprägt ist als etwa Frankreich.

Darum will Angela Merkel die Briten in der EU halten

Aber eine Mehrheit der Briten scheint für den Austritt.

Doch nur, weil die Brexit-Kampagne die Öffentlichkeit an der Nase herumführt. Derzeit genießt Großbritannien den besten Deal, den man sich vorstellen kann. Das Land hat Zugang zum Binnenmarkt, wohin fast die Hälfte der britischen Exporte fließt. Gleichzeitig zieht die Euro-Krise die heimische Wirtschaft nicht herunter. Das zu gefährden ist hirnrissig.

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