Boutaris dagegen plädiert für einen offenen, ehrlichen Umgang mit der Geschichte. So will er an die lange Historie Thessalonikis als kosmopolitisches Zentrum im Schnittpunkt jahrtausendealter Handelswege anknüpfen. Auch den unsinnigen Namensstreit mit dem Nachbarland Mazedonien, das in Griechenland schamhaft als „Skopje“ oder „Fyrom“ bezeichnet wird, sähe Boutaris gern möglichst schnell beigelegt: „Schließlich sind das unsere besten Kunden“.
Während er Thessaloniki für die Nachbarländer zu öffnen versucht, stößt Boutaris oft an die Grenzen, die einem Bürgermeister im zentralistischen Griechenland gesetzt sind. Aber vielleicht bringt die Krise, die alles in Griechenland auf den Prüfstand stellt, auch diese verkrusteten Strukturen in Bewegung.
Von der Parlamentswahl am Sonntag erhofft Boutaris sich die Bildung einer „Koalition der Vernunft“, in der möglichst wenige Parteipolitiker sondern viele Technokraten sitzen sollten. Nur so könne Griechenland die Krise meistern, glaubt Boutaris. Und er selbst? Sieht er für sich eine Rolle auf der nationalen politischen Bühne?
„Niemals“, wehrt Boutaris ab. Er will sich Ende 2014 noch einmal zur Wahl stellen. „Meine Aufgabe ist in der Kommunalpolitik“. Hier, in den Stadtteilen will er die Dinge bewegen, sagt Boutaris. Denn: „Der Wandel kann nicht von oben kommen, er kommt von unten.“