Was für die Griechen am schwersten wiegt, und was andere Europäer kaum nachfühlen können, ist die große Unsicherheit für jeden einzelnen. Es geht bei den Griechen nicht nur um den Staat, der vielleicht bankrottgeht, sondern um sie selbst: Wie bezahle ich meine Miete, wenn sich mein Lohn halbiert? Wovon zahle ich plötzlich eine Grundsteuer für mein Haus, wenn ich gar keinen Lohn mehr habe? Und wie komme ich an meine Medikamente, wenn ich sie mir nicht leisten kann?
Weiterhin schlechte Meldungen kommen derweil von der EU: Die Lage in Griechenland hat sich laut der Herbstprognose der EU-Kommission trotz neuem Rettungspaket dramatisch verschlechtert. Die Wirtschaft bricht demnach in diesem Jahr um sechs Prozent ein, statt um 4,7 Prozent wie noch im Frühjahr berechnet. Für kommendes Jahr wird noch mit einem Minus von 4,2 Prozent gerechnet. Während die Wirtschaft abschmiert, wird der Schuldenstand immer höher: Er wächst in diesem Jahr auf 176,7 Prozent der Wirtschaftskraft, heißt es in der Prognose.
So viel zahlt Deutschland für Europa
Beim Rettungsfonds EFSM stehen 60 Milliarden Euro zu Buche. Der deutsche Anteil beträgt dabei 12 Milliarden Euro.
Griechenland erhielt durch das erste Rettungspaket 83 Milliarden Euro, 17 Milliarden davon kamen aus Deutschland.
Nach Schätzung der Citigroup müsste der von der EU-Kommission geforderte Einlagensicherungsfonds ein Volumen von 197 Milliarden Euro haben. Der deutsche Anteil läge dann bei 55 Milliarden Euro.
Die Europäische Zentralbank hat Staatsanleihen für 212 Milliarden Euro eingekauft. Der Bund ist daran mit 57 Milliarden Euro, also mehr als einem Viertel, beteiligt.
Der Internationale Währungsfonds zahlte 250 Milliarden Euro für die Rettungspakete. Deutschland gab dafür 15 Milliarden.
Der geplante dauerhafte Rettungsschirm, den noch nicht alle Länder ratifiziert haben, soll ein Volumen von 700 Milliarden Euro haben. Deutschland wäre daran mit 190 Milliarden Euro beteiligt.
Der Rettungsfonds bürgt mit 780 Milliarden, Deutschland allein mit 253 Milliarden Euro. Der deutsche Anteil an den bisher zugesagten EFSF-Mitteln liegt bei 95 Milliarden Euro.
Die Target-Verbindlichkeiten liegen innerhalb des EZB-Verrechnungssystem bei 818 Milliarden Euro. Der deutsche Anteil daran beträgt 349 Milliarden Euro.
Die desaströse Stimmung im Land ist bei solchen Aussichten nicht überraschend: Die Griechen blicken sehr pessimistisch in die Zukunft, sagt Tzogopoulos. „Sie glauben nicht mehr daran, dass die Sparauflagen Griechenland retten können. Sie sagen, okay, wir haben unter den Maßnahmen viel gelitten, und sie haben nicht geholfen. Bis hier hin in Ordnung. Aber jetzt sollen wir noch mehr leiden… aber warum? Es scheint ja nichts zu bringen!“
Aber sie gehen demonstrieren – damit es wieder besser wird, damit es für die anderen nicht schlimmer wird. Damit ihre Eltern eine Rente zum Leben haben oder ihre erwachsenen Kinder nicht allzu lange zuhause wohnen bleiben müssen. Sie wollen selbst etwas tun, damit endlich etwas passiert und es bleibt nur der Protest.
Mit Material von dpa