Griechenland „Wir können nicht mehr!“

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Ein Querschnitt der Gesellschaft

„Es ist ein Querschnitt durch die griechische Gesellschaft“, sagt Dr. George Tzogopoulos, Politikwissenschaftler und Mitarbeiter der Griechischen Stiftung für Europa- und Außenpolitik. Die Demonstranten stehen für die griechische Mittelklasse - diejenigen, die am meisten leiden. Sie protestieren, weil ihre Familien und Freunde betroffen sind und sie sich nicht mit dem abfinden wollen, was in ihrem Land passiert. Und sie stehen dort, weil sie nicht mehr an die Maßnahmen glauben: „Ihre Botschaft ist ganz klar: Wir können nicht mehr!“, sagt Tzogopoulos.

Zukunftsszenarien für Griechenland

Der jüngste Vorschlag der Regierung sieht Ausgabenkürzungen, Einsparungen bei den Renten und Steuererhöhungen im Umfang von 13,5 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren vor. Ministerpräsident Antonis Samaras erklärte, ohne die Zustimmung zu weiteren Steuererhöhungen und der Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre werde Athen am 16. November das Geld ausgehen.

Katia Santonadi kann sich derweil das Leben in Athen nur noch leisten, weil sie bei ihrem Freund lebt. Der hat das Haus seiner Großeltern geerbt – deshalb kann er die Miete sparen. Katia Santonadi lebte bisher in einer eigenen Wohnung, aber die war ohne Gehalt nicht zu halten. Wieder zu den Eltern ziehen, wäre die Alternative gewesen, die vielen jungen Griechen als einzige Möglichkeit bleibt.

Jetzt lebt sie von Tag zu Tag. Anfang 2013 läuft ihr Vertrag aus. Wird ihre Zeitung bis dahin nicht wieder gedruckt, ist auch sie offiziell arbeitslos, wie derzeit jeder Vierte in Griechenland. Bei den jungen Menschen unter 24 ist es sogar jeder Zweite. An ihrem Alltag würde das nicht viel ändern. Arbeiten kann sie im Moment sowieso nicht – zumindest nicht für Geld.

Es sind kalte Fakten die zwischen einer Flut aus Negativschlagzeilen aus Spanien und anderen EU-Ländern in Deutschland ankommen. Doch während man hierzulande den Krisen-Themen kaum noch folgen kann, desto härter werden die Griechen getroffen: persönlich, zuhause, auf der Arbeit – sofern sie noch einen Job haben – und im Freundeskreis. Immer mehr Menschen sind arbeitslos, und immer mehr Menschen leben unter der Armutsgrenze. Und wenn sie auch immer noch gering ist: Die Zahl der Selbstmorde ist gestiegen und steigt weiter.

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