Griechenland zurück am Kapitalmarkt Wer kauft eigentlich noch griechische Anleihen?

Paul Kazarian bezeichnet den griechischen Schuldenberg als Lüge des Jahrhunderts. Der exzentrische US-Investor ist einer der größten privaten Geldgeber des von Finanznot geplagten Landes.

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Eine griechische und eine europäische Flagge wehen vor dunklen Regenwolken in Athen. Quelle: dpa

Paul Kazarian hat alles, was einen Hedgefonds-Manager ausmacht: Viel Geld, weltweite Kontakte und ein mächtiges Mundwerk. Vor allem weiß er, wie man eine Geschichte erzählt und für öffentliche Aufmerksamkeit sorgt. Der Investor mit armenischen Wurzeln ist da ganz Amerikaner.

Kostprobe gefällig? Ende 2016 bezeichnete Kazarian Griechenlands Schuldenberg als Lüge des Jahrhunderts und zwar nicht, weil die Schulden des Landes wie vor allem von den Deutschen oft befürchtet in Wahrheit viel größer seien als auf dem Papier, sondern viel niedriger.

Richtig verstanden. Der 61-Jährige Wall-Street-Veteran meint, es sei alles gar nicht so schlimm mit der griechischen Verschuldung. Wenn man internationale Rechnungslegung anwenden würde, läge die Schuldenquote bei rund zwei Dritteln der jährlichen Wirtschaftsleistung statt bei rund 170 Prozent, wie international kommuniziert.

Klar, dass der umtriebige Investor mit dieser These besonders in Europa Schlagzeilen machte, wo sich Politik und Bürger während der Schuldenkrise jahrelang um nichts anderes sorgten als um die Frage, wie sparsam und fleißig die Griechen sind.

Der Geldjongleur mit der großen Klappe äußert sich natürlich nicht von ungefähr so positiv über das schuldengeplagte Griechenland. Er gilt mit seinem Hedgefonds Japonica als einer der größten Investoren in griechische Staatsschulden.

Laut US-Medien soll er auf dem Höhepunkt der Eurokrise 2012/13 kräftig investiert haben. Klar, damals notierten die griechischen Staatspapiere bei einem Bruchteil ihres Nennwerts. Banken verloren Milliarden, die Hegdefonds witterten Gewinne.

Kazarians riskante Rechnung scheint aufgegangen zu sein. Schließlich feierte Griechenland am Dienstag seine Rückkehr an die Kapitalmärkte und holte sich drei Milliarden Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren zu einer Rendite von 4,6 Prozent. Das ist in Niedrigzinszeiten wie diesen viel, aber immerhin weniger als der Coupon für die zuletzt emittierten griechischen Anleihen, die 2014 herausgegeben wurden. Zur aktuellen Emission hat Kazarian sich trotz seiner sonst so auffälligen Aussagen zu Griechenland noch nicht geäußert.

Der erfolgreiche Coup des griechischen Finanzministers, organisiert von einem internationalen Bankenkonsortium um die Deutsche Bank, ist ein Manöver, mit dem Griechenland das Vertrauen der Investoren testen wollte. Das ist sogar ganz gut gelungen. Allerdings ist die Emission eigentlich mehr eine Restrukturierung als eine Finanzierung. Rund die Hälfte der aufgenommenen drei Milliarden Euro dienen dem Rückkauf alter Anleihen aus dem Jahre 2014, die in zwei Jahren ausgelaufen wären, dann also hätten zurückgezahlt werden müssen.

Griechenland zurück am Kapitalmarkt: Kauft Kazarian jetzt nach?

Kazarians Treue zu Griechenland scheint sich nun auszuzahlen. Kauft der Investor jetzt nach? Dazu hat man aktuell noch nichts von ihm gehört. Ein griechisches Medium aber hatte ihn vor einiger Zeit damit zitiert, dass er im Fall einer neuen Emission durchaus mitmachen würde. Dieser Fall ist jetzt eingetreten. Allerdings hat sich der mit allen Wassern gewaschene Finanzmanager ein Hintertürchen aufgehalten: Das gelte unter der Bedingung, dass Griechenlands Schulden nach internationalen Standards bewertet würden.

Kazarian ist ein Spezialist für Investitionen in besonders notleidende Schuldner. Kritiker bezeichnen solche Investoren gern als Geierfonds. Aber auch Aasgeier muss es geben. Es könnte durchaus sein, dass eine neue Griechenlandwette für die Risikospezialisten einfach nicht mehr aufregend genug ist, jetzt, wo es dem Land langsam wieder besser geht. Sie haben laut Beobachtern auf dem Höhepunkt der Krise Anleihen zu rund 20 Prozent des Nennwerts gekauft und diese bei 40 bis 50 Prozent verkauft. Solche Erträge dürften mit der neuen, hoffentlich stabileren Anleihe, nicht mehr möglich sein.

Wer könnte aktuell noch in griechische Papiere eingestiegen sein?

Laut Finanzkreisen aus den internationalen Banken, die Griechenlands Emission betreut haben, kommen als Investoren vor allem Hedgefonds aus den USA, London und Frankreich in Frage.

Erst im Mai hat sich der griechische Finanzminister mit Investoren in London getroffen, es ging um Neuemissionen. Einer der Investoren war BlueBay Asset Management, ein Spezialist für Hochzinsanleihen. Dessen Chef Mark Dowding hat sich in den Medien als Besitzer griechischer Anleihen halten geoutet und gesagt, auch bei einer Neuemission einsteigen zu wollen. Aktuelle hat sich BlueBay aber noch nicht dazu geäußert.

Ein Vermögensverwalter spekuliert auch darüber, dass öffentlich-rechtliche Institute, also staatliche Förderbanken und Landesbanken, gekauft haben könnten, um die politischen Bemühungen um eine Stabilisierung der Eurozone zu unterstützen. Allerdings haben etwa die deutschen Landesbanken in der Vergangenheit alles daran gesetzt, Griechenlandrisiken aus ihren Bilanzen zu entfernen.

Wer Geld in die Griechenlandbonds gesteckt hat, kann sich übrigens anders als bei Staatspapieren weniger verschuldeter Länder nicht auf die Europäische Zentralbank als Retter in der Not verlassen. Die kauft zwar im Rahmen ihrer expansiven Geldpolitik noch immer monatlich für Milliarden Anleihen vom Markt. Von den Griechenbonds muss sie aber wegen der noch immer niedrigen Ratings die Finger lassen.

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