Großbritannien Was der Anschlag für den britischen Wahlkampf bedeutet

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Die verheerendste Attacke seit 2005

Ansonsten geschieht, was in solchen Fällen immer geschieht: May und Corbyn sowie Politiker aus aller Welt drückten den Terror-Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Innenministerin Amber Rudd verurteilte die „barbarische Attacke“ und appellierte an die Öffentlichkeit aufmerksam zu sein, aber nicht in Panik zu verfallen.
Doch die Fakten sprechen für sich: Es war die verheerendste Attacke seit Juli 2005, als vier islamische Selbstmordattentäter Bomben in Londoner U-Bahnen und Bussen zündeten und dabei 52 Menschen töteten. Das Attentat auf ein Pop-Konzert in Manchester fand zudem exakt vier Jahre nach dem bestialischen Mord an Lee Rigby statt, einem britischen Soldaten, der 2013 auf offener Straße von zwei islamischen Kriminellen niedergemetzelt worden war. Ob es hier einen Zusammenhang gibt, ist zwar noch unklar. Fest steht aber: Erst vor zwei Monaten – am 23. März – hatte ein Autofahrer im Londoner Parlamentsviertel bei einer Amokfahrt fünf Menschen getötet und mehr als 20 verletzt.

Trump nennt Attentäter von Manchester "Loser"
US-Präsident Donald Trump hat den Anschlag von Manchester auf das Schärfste verurteilt. Seine Gedanken seien bei den Getöteten und Verletzten, sagte Trump am Dienstag in Bethlehem. "Wir stehen in vollkommener Solidarität an der Seite Großbritanniens." "So viele junge Menschen sind von bösartigen Verlierern ermordet worden", sagte Trump. "Ich werde sie nicht 'Monster' nennen, denn das würden sie mögen, diesen Namen würden sie mögen. Ich werde sie von jetzt an 'Loser' nennen, denn das ist es, was sie sind." Die Gesellschaft könne keine Unterstützung bieten für Terrorismus und für Blutvergießen, sagte Trump. Manchester sei eine Attacke gegen so viele unschuldige Kinder gewesen. Die Unterstützung des Terrors müsse ausgerottet werden. "Diese kranke Ideologie muss verschwinden", sagte Trump. Bei einem Besuch in Bethlehem kündigte er an, für die Menschen von Manchester zu beten, und sprach sein tiefes Mitgefühl aus. Quelle: REUTERS
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Quelle: AP
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Quelle: dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel Quelle: AP
Die britische Premierministerin Theresa May sagte nach dem verheerenden Anschlag auf das Publikum eines Popkonzerts in Manchester: „All unsere Gedanken sind bei den Opfern und den Familien von allen, die betroffen sind.“ Sie sprach von einem widerwärtigen und feigen Angriff, der mit „kalter Berechnung“ auf die jüngsten Menschen des Landes gezielt habe. Quelle: dpa
Die britische Königin Elisabeth II. sagte zu dem Selbstmordanschlag in Manchester, die ganze Nation sei über die vielen getöteten und verletzten Menschen schockiert. Quelle: dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Quelle: REUTERS


Seither wurden mehrere andere Anschläge vereitelt, immer wieder nahmen die Sicherheitskräfte Terrorverdächtige fest. Die Verhaftungen erregten in der breiten Öffentlichkeit zwar kaum Aufmerksamkeit und die Regierung erhöhte auch nicht die offizielle Risikowarnung. Die Sicherheitskräfte gehen immer noch von einer „schwerwiegenden“ Bedrohung aus – damit gilt im Vereinigten Königreich weiterhin die zweithöchste Risikostufe. In London allerdings wurden jetzt die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und die Polizeipräsenz auf den Straßen erhöht. Der Ruf nach mehr Mitteln für die Polizei wird lauter.
Manchester war vor 21 Jahren schon einmal Ziel eines verheerenden Bombenanschlags. Damals detonierte ein Sprengsatz der irischen Untergrundorganisation IRA, große Teile des Stadtzentrums wurden zerstört. Doch die Stadt rappelte sich wieder hoch und startete ein ehrgeiziges und erfolgreiches Programm zur urbanen Erneuerung. Seit einigen Wochen hat die Stadt nun einen neuen Bürgermeister. Andy Burnham, ein Labour-Politiker und ehemaliger Gesundheitsminister, strotzt vor Reformeifer und dürfte über die nötige Energie verfügen, um die Aufarbeitung des Terroranschlags von Montagnacht zu bewältigen. Schon jetzt zeigt sich, dass Bevölkerung von Manchester zusammenrückt und fest entschlossen ist, sich nicht unterkriegen zu lassen. Für Burnham wird der jüngste Terroranschlag zur Feuertaufe. Bewährt er sich, so könnte er in die Bundespolitik zurückkehren.

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