Ansonsten geschieht, was in solchen Fällen immer geschieht: May und Corbyn sowie Politiker aus aller Welt drückten den Terror-Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Innenministerin Amber Rudd verurteilte die „barbarische Attacke“ und appellierte an die Öffentlichkeit aufmerksam zu sein, aber nicht in Panik zu verfallen.
Doch die Fakten sprechen für sich: Es war die verheerendste Attacke seit Juli 2005, als vier islamische Selbstmordattentäter Bomben in Londoner U-Bahnen und Bussen zündeten und dabei 52 Menschen töteten. Das Attentat auf ein Pop-Konzert in Manchester fand zudem exakt vier Jahre nach dem bestialischen Mord an Lee Rigby statt, einem britischen Soldaten, der 2013 auf offener Straße von zwei islamischen Kriminellen niedergemetzelt worden war. Ob es hier einen Zusammenhang gibt, ist zwar noch unklar. Fest steht aber: Erst vor zwei Monaten – am 23. März – hatte ein Autofahrer im Londoner Parlamentsviertel bei einer Amokfahrt fünf Menschen getötet und mehr als 20 verletzt.
Seither wurden mehrere andere Anschläge vereitelt, immer wieder nahmen die Sicherheitskräfte Terrorverdächtige fest. Die Verhaftungen erregten in der breiten Öffentlichkeit zwar kaum Aufmerksamkeit und die Regierung erhöhte auch nicht die offizielle Risikowarnung. Die Sicherheitskräfte gehen immer noch von einer „schwerwiegenden“ Bedrohung aus – damit gilt im Vereinigten Königreich weiterhin die zweithöchste Risikostufe. In London allerdings wurden jetzt die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und die Polizeipräsenz auf den Straßen erhöht. Der Ruf nach mehr Mitteln für die Polizei wird lauter.
Manchester war vor 21 Jahren schon einmal Ziel eines verheerenden Bombenanschlags. Damals detonierte ein Sprengsatz der irischen Untergrundorganisation IRA, große Teile des Stadtzentrums wurden zerstört. Doch die Stadt rappelte sich wieder hoch und startete ein ehrgeiziges und erfolgreiches Programm zur urbanen Erneuerung. Seit einigen Wochen hat die Stadt nun einen neuen Bürgermeister. Andy Burnham, ein Labour-Politiker und ehemaliger Gesundheitsminister, strotzt vor Reformeifer und dürfte über die nötige Energie verfügen, um die Aufarbeitung des Terroranschlags von Montagnacht zu bewältigen. Schon jetzt zeigt sich, dass Bevölkerung von Manchester zusammenrückt und fest entschlossen ist, sich nicht unterkriegen zu lassen. Für Burnham wird der jüngste Terroranschlag zur Feuertaufe. Bewährt er sich, so könnte er in die Bundespolitik zurückkehren.