Großbritannien Osborne will der Steuerflucht ein Ende setzen

Das Vereinigte Königreich will die Unternehmenssteuern senken und bewegt sich damit mehr in Richtung des Niedrigsteuerlandes Irland. Doch gleichzeitig sollen die Schlupflöcher für Google und Amazon kleiner werden.

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Großbritanniens Finanzminister George Osborne Quelle: AP

Großbritanniens Finanzminister George Osborne verhält sich ganz so wie der legendäre Robin Hood – jedenfalls weiß er, wie man mit der rechten Hand nimmt, um dann mit der linken zu geben: Bei der Vorstellung seines neuesten Haushaltsentwurfs zog er zunächst ein Kaninchen aus dem Hut, indem er eine Zuckersteuer auf Softdrinks ankündigte. Die Erlöse der neuen Abgabe, die 2018 in Kraft treten, rund 18 bis 24 Pence je Liter betragen und im Jahr 530 Millionen Pfund (679 Millionen Euro) in die Kassen des britischen Fiskus spülen soll, würden dann der Förderung des Schulsports in den Grundschulen zugutekommen, so Osborne.

Die schwierige Beziehung der Briten zu Europa

Eine bittere Pille zwar für die Hersteller von Limonade und Cola, doch der TV-Starkoch Jamie Oliver, der jahrelang für eine solche Maßnahme agitiert hatte, um Fettleibigkeit und Karies bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen, jubelte. Und selbst Oppositionsführer Jeremy Corbyn lobte zähneknirschend die überraschende Maßnahme des konservativen Finanzministers. Doch während der Schatzkanzler sich damit viele positive Schlagzeilen sicherte, blieben seine anderen – und viel bedeutenderen – Steuerankündigungen weitgehend unbemerkt. So stellte der Finanzminister Steuervergünstigungen für kleine und mittelständische Unternehmen in Höhe von sieben Milliarden Pfund in Aussicht, will aber gleichzeitig Großunternehmen im Umfang von neun Milliarden Pfund stärker zur Kasse bitten, indem er Steuerschlupflöcher stopft.

Großbritannien senkt Körperschaftssteuer

 Generell aber beabsichtigt er, der Industrie etwas Gutes zu tun und kündigte deshalb für das Fiskaljahr 2020 eine Senkung der britischen Körperschaftssteuer von derzeit 20 Prozent auf 17 Prozent an. Zum Vergleich: als Osborne 2010 Schatzkanzler wurde, betrug die Körperschaftssteuer im Vereinigten Königreich noch 28 Prozent. Großbritannien nähert sich nun immer stärker dem Nachbarn Irland an: das Niedrigsteuerland mit seiner Körperschaftssteuer von nur 12,5 Prozent ist ja schon lange ein Magnet für ausländische Konzerne – vor allem aus den USA. Deren aggressive Steuersparvermeidungsmethoden haben dem Ruf Irlands geschadet, sind aber auch in Großbritannien ein heiß diskutiertes Thema.

Großbritanniens wichtigste Importländer

Zuletzt war Osborne selbst diesbezüglich in die Schusslinie geraten. Denn der Technologiekonzern Google hatte sich im Steuerstreit mit dem britischen Fiskus rückwirkend auf eine Steuerzahlung von nur 130 Millionen Pfund für die letzten zehn Jahre geeinigt – ein lächerlich geringer Betrag, wie Kritiker monierten, denn er belief sich auf nur rund drei Prozent, des Ertrags. Möglich war das weil Google vorher - ganz legal – verschiedene Optionen zur Verringerung seiner Steuerlast angewandt hatte. Von 2005 bis 2015 betrugen die in Großbritannien generierten Erträge von Google rund 24 Milliarden Pfund. 2008 hatte Google sein Hauptquartier für die Region Europa, Nahost und Afrika (EMEA) dann allerdings nach Irland verlegt und alle in Großbritannien getätigten Geschäfte von da an über das Nachbarland abgerechnet.

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