Großbritannien und die EU Die Queen verliert durch den Brexit Geld

Königin Elizabeth II. mit Ehemann Philip, Sohn Charles, dessen Gattin Camilla, sowie Enkelsohn William und Gattin Kate im Buckingham Palace. Quelle: Getty Images

Brüssel subventioniert bisher so manches Schloss des britischen Adels. Davon profitiert auch die königliche Familie. Der EU-Austritt wird für die Windsor-Dynastie teuer.

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Das Sandringham House ist ein Wallfahrtsort für Monarchisten: In den Sommermonaten können Besucher das bevorzugte Feriendomizil der Queen nördlich von London und die umliegenden Gärten besichtigen. Im Ticketpreis von 15,50 Pfund inbegriffen ist der Besuch eines kleinen Museums, in dem königliche Limousinen, Fotos und Erinnerungsstücke ausgestellt sind. Es gibt ein Restaurant, das die zweifelhaften Vorzüge der britischen Küche präsentieren möchte, und ein Souvenirgeschäft, das Marmelade, Kuchen und Kaffeebecher mit königlichen Motiven verkauft. Zumeist ältere Camper sitzen auf dem Rasen vor dem kleinen Schloss neben ihren Wohnwagen auf Klappstühlen. Britische Bilderbuchidylle. Und dennoch für die königliche Familie mit Queen Elisabeth II. an der Spitze ein Ärgernis.

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Denn Schloss Sandringham ist nicht nur pittoreskes nordenglisches Landleben, sondern auch ein ebenso unkonventioneller wie sprudelnder Einnahmequell für das Königshaus: Ausgerechnet die Europäische Union bezuschusst das Anwesen jedes Jahr mit einem sechsstelligen Betrag. Eine Recherche des Daily Telegraph hat ergeben, dass die Queen 2015 dafür 665.000 Pfund an EU-Subventionen erhalten hat.

Nun hat sich das Volk Ihrer Majestät ja misslicherweise dazu entschieden, die Europäische Union zu verlassen. Und damit den Geldhahn für Elisabeth und die Ihren perspektivisch zugedreht. Denn ohne den in diesen Tagen anlaufenden Verhandlungen über die Trennung Großbritanniens vom Rest Europas vorwegzugreifen: Die Zahlung aus Brüssel gen London dürfte 2019 der Vergangenheit angehören. Und dass die Zahlungen aus nationalen Mitteln ausgeglichen werden, gilt angesichts der unabsehbaren wirtschaftlichen Lasten für das britische Budget durch den EU-Austritt als ausgeschlossen. Allenfalls bis 2022, verkündete die konservative Regierung von Theresa May einst, als sie noch eine Mehrheit im Unterhaus hatte, gebe es Übergangsgeld. Und somit ahnt die Monarchin schon jetzt ganz konkret, was ihren Untertanen vermutlich erst in den nächsten Jahren nach und nach aufgehen wird: Der Brexit geht ins Geld.

Der bäuerliche Adel

Warum aber finanziert Brüssel überhaupt der Königin persönlich einen Landsitz? Schloss Sandringham gehört anders als etwa der Buckingham Palace und Schloss Windsor, die sich im Besitz der Krone befinden (und die ihre Gewinne größtenteils an die Staatskasse abgeben), zusammen mit den umliegenden Ländereien Königin Elisabeth II. persönlich. Übrigens ebenso wie die Ländereien in der Nähe von Schloss Windsor, für die Elisabeth II. noch einmal rund 300 000 Pfund im Jahr erhält. Bei den Royals sei man deswegen schon vor dem EU-Referendum im Juni des vergangenen Jahres in Sorge gewesen, hört man aus Insiderkreisen.

Nicht nur der königlichen Familie drohen durch den Brexit Einbußen. Der gesamte Adel steht vor einem finanziellen Aderlass. Laut einer Studie der Umweltschutzorganisation Greenpeace sind mehr als ein Fünftel der 100 größten Empfänger von EU-Landwirtschaftssubventionen in Großbritannien Aristokraten.

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