Helmut Kohl "Er war deutscher und europäischer Patriot"

Im Europaparlament in Straßburg haben Staats- und Regierungschefs Abschied vom früheren Bundeskanzler Helmut Kohl genommen. Wer ihn ehrte.

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani „Helmut Kohl war vor allem ein mutiger Mensch“, sagte Tajani, der beim europäischen Trauerakt am Samstag in Straßburg als erster Redner sprach. „Er war ein Kämpfer für die Freiheit und die Demokratie und einer der Protagonisten der Wiedervereinigung unseres Kontinents. Stets und überall verteidigte er die Würde des Menschen gegen Mauern, gegen eiserne Vorhänge und gegen totalitäre Regime.“ Mit den 16 Jahren seiner Kanzlerschaft habe er maßgeblich den Lauf der Geschichte beeinflusst, so Tajani. „Wir finden kein Kapitel der europäischen Integration, dem er nicht mutig seinen Stempel aufgedrückt hätte.“ Ihm selbst sei bei einer Begegnung 1994 klar geworden, „dass die Wiedervereinigung für Helmut Kohl nicht ein deutsches Europa, sondern vielmehr ein europäisches Deutschland bedeutete“, berichtete der Italiener. Quelle: REUTERS
EU-Kommissionschef Jean-Claude JunckerBeim Trauerakt hat sich Juncker mit sehr persönlichen Worten und tief bewegt von Altkanzler Helmut Kohl verabschiedet. Kohl habe ihn als „treuer Freund“ lange begleitet, sagte er am Samstag in Straßburg. „Mit Helmut Kohl verlässt uns ein Nachkriegsgigant.“ Juncker erinnerte an Kohls Rolle als Kanzler der deutschen Wiedervereinigung und beim Zusammenwachsen Europas. „Helmut Kohl war ein deutscher Patriot, aber auch ein europäischer Patriot“, so der Luxemburger. Zwischen beidem habe es für ihn keinen Widerspruch gegeben. In „geduldigen Einzelgesprächen“ habe er die Skepsis in manchen europäischen Ländern gegen die deutsche Einigung abgebaut. „Er hat die Gunst der Stunde richtig eingeschätzt und genutzt.“ Quelle: dpa
Französischer Präsident Emmanuel Macron„Helmut Kohl ist für alle Franzosen der Repräsentant eines Deutschlands, das versucht, aus Ruinen ein Ideal zu schaffen“, schrieb Macron am Samstagmorgen auf Facebook. „Das versucht, der Welt ein Projekt vorzuschlagen und damit die Verletzungen und Gräuel wiedergutzumachen. Auf dass sie weder verschwiegen noch vergessen werden.“ Er erinnerte daran, wie sich Kohl und der damalige französische Präsident François Mitterrand 1984 an den Weltkriegsgräbern von Verdun die Hände reichten. Quelle: dpa
EU-Ratspräsident Donald TuskDer Pole hat den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl als Wegbereiter der europäischen Einigung im Westen und Osten des lange geteilten Kontinents gewürdigt. „Seine Vision ging weit über die deutschen Grenzen und die deutschen Interessen hinaus“, sagte Tusk. Kohl habe sich zudem „große Verdienste beim Versöhnungswerk mit Polen“ erworben. Der Deutsche habe „verstanden, dass die ersten, die der Berliner Mauer Risse beigebracht haben, die Werftarbeiter von Danzig waren“, betonte der selbst aus Danzig stammende Pole Tusk mit Blick auf die Verdienste der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc für die demokratische Entwicklung Ost- und Mitteleuropas. Kohl habe in den 80er Jahren auch in Osteuropa wichtige Verbündete gefunden für seine Politik - Lech Walesa, Tadeusz Mazowiecki, Vaclav Havel und auch den polnischen Papst Johannes Paul II. Aus Warschau wiederum seien „die ersten Worte in Europa der Unterstützung für die Vereinigung Deutschlands“ gekommen. So seien Grundsteine für das heutige Europa gelegt worden. Quelle: REUTERS
Ex-US-Präsident Bill ClintonDer frühere US-Präsident Bill Clinton hat dem Altkanzler Helmut Kohl bei der Trauerfeier in Straßburg eine Liebeserklärung gemacht. Kohl habe in seiner politischen Zeit ganz große Fragen gestellt bekommen mit Verzweigungen in die Gegenwart, und wegen seiner Antworten seien die Vertreter so vieler Länder bei dem Trauerakt, sagte Clinton am Samstag im Europaparlament in Straßburg. „Ich habe ihn geliebt. Ich habe ihn sehr gemocht“, sagte Clinton. Kohl habe eine Welt gewollt, in der Zusammenarbeit als besser gilt als der Konflikt. „Er wollte eine Welt schaffen, in der niemand niemanden dominiert.“ Zum Schluss sagte Clinton: „Du hast das gut gemacht in deinem Leben. Und wir, die wir dabei sein durften, lieben dich dafür.“ Quelle: dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel"Helmut Kohl ging auf Menschen zu, er interessierte sich für sie," sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Rede in Straßburg. Quelle: dpa
Russlands Ministerpräsident Dmitri MedwedewMedwedew hat an die engen Beziehungen Helmut Kohls zu seinem Land erinnert. Für den Altkanzler sei Russland Bestandteil eines vereinten Europas gewesen, sagte Medwedew beim Europäischen Trauerakt am Samstag in Straßburg, wo er als Privatperson sprach. „Für ihn war das ein Teil eines gemeinsamen Hauses, ohne Stacheldraht“, sagte Medwedew laut Übersetzung aus dem Russischen. „Es war ein Traum von Frieden und Sicherheit für alle.“ Quelle: dpa
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Helmut Kohl als großen Freund Frankreichs gewürdigt. „Helmut Kohl reichte uns die Hand“, sagte Macron. Er erinnerte an die Annäherung beider Länder in den 1980er Jahren und die Nähe Kohls zum damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand. „Für meine Generation ist Helmut Kohl schon Teil der europäischen Geschichte“, sagte der 39-Jährige. Er bekräftigte in Straßburg auch erneut seinen Willen zur Zusammenarbeit mit Deutschland und mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Macron, der seine Rede auf Französisch hielt, sprach am Ende auch Deutsch: „Wir haben heute überhaupt keinen Anlass zur Resignation. Wir haben vielmehr Grund zu realistischem Optimismus.“ Quelle: dpa
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