Italien Bewegender Abschied von Erdbebenopfern

Zu einem Staatsbegräbnis für einige Opfer werden am Samstag unter anderem Ministerpräsident Matteo Renzi und Präsident Sergio Mattarella erwartet. Bislang wurden 281 Todesopfer registriert, 387 Menschen wurden verletzt.

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Sergio Mattarella: Präsident besucht Erdbeben-Region Quelle: REUTERS

Mit einem bewegenden Staatsakt hat Italien die Opfer des verheerenden Erdbebens von vergangener Woche geehrt. Bischof Giovanni D'Ercole forderte die Trauernden am Samstag in der Messe in einer Sporthalle der Stadt Ascoli Piceno auf, die Kraft zu finden, Häuser und Gemeinden wieder aufzubauen. An dem Staatsbegräbnis nahmen auch Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Matteo Renzi teil. Die Zahl der Opfer des Bebens stieg auf 290. 387 wurden verletzt.

Der Bischof sagte zu der Gemeinde: „Fürchtet euch nicht, euer Leid herauszuschreien, aber verliert nicht den Mut. Zusammen werden wir unsere Häuser und Kirchen wieder errichten. Zusammen werden wir darüber hinaus Leben in unsere Gemeinden zurückbringen.“

In der Sporthalle waren am von der Regierung so deklarierten Tag der Trauer 35 Särge aufgestellt. Dort verabschiedeten sich Freunde und Angehörige von den Opfern. Die meisten stammten aus Arquata del Tronto, ein Ort rund 25 Kilometer südwestlich von Ascoli Piceno. Am Freitag hatte es bereits Bestattungen gegeben, die meisten werden kommende Woche folgen.

Es spielten sich Szenen voller Trauer ab: Ein junger Mann weinte am Sarg eines kleinen Mädchens. Daneben streichelte eine Frau einen anderen kleinen Sarg. Die Trauernden, darunter viele Verletzte, weinten und stützten sich gegenseitig. Vor der Halle versammelten sich Hunderte Einwohner, um ihre Solidarität zu zeigen. Unter den Opfern waren viele Kinder und ältere Menschen. Einige der älteren Einwohner hatten Enkel, die sie in den letzten Sommertagen besucht hatten.

Einwohnerin Gina Razzetti sagte: „Das ist eine große Tragödie. Es gibt keine Worte, sie zu beschreiben. Jeder von uns spürt den Schmerz in seinem Inneren. Wir denken an die Familien, die Verwandte verloren, die ihre Häuser verloren, die alles verloren.“ Fiore Ciotto sagte: „Die Melancholie packt dein Herz. Man fühlt eine Art Schwäche, Depression.„ Ein Vorfall wie dieser schwäche einen körperlich und geistig.

In der Nacht zu Samstag wurde die Erdbebenregion erneut von einer Reihe von Nachbeben erschüttert. Sie erreichten eine Stärke von 4, wie das Italienische Institut für Geophysik mitteilte. Das Beben am frühen Mittwochmorgen hatte eine Stärke von 6,2. Am Freitag hatte Renzi den Notstand ausgerufen und die Freigabe von 50 Millionen Euro Soforthilfe für die Erdbebenopfer autorisiert.

Die meisten Opfer wurden in der Stadt Amatrice registriert. Dort starben alleine 230 Menschen, wie der Zivilschutz mitteilte. Aus Accumoli wurden elf Tote gemeldet, aus Arquata del Tronto 49. Seit Mittwoch wurde kein Mensch mehr lebend aus den Trümmern geborgen - und die Hoffnungen schwinden, dass dies noch gelingen könnte. Unmittelbar vor dem Staatsbegräbnis besuchte Präsident Mattarella den verwüsteten Ort Amatrice. Bürgermeister Sergio Pirozzi führte Mattarella durch das Bergdorf, um das Ausmaß der Schäden zu zeigen. Dieser dankte Rettungskräften für ihren Einsatz, die seit Mittwoch unermüdlich versuchen, Überlebende aus den Trümmern zu retten.

Das Italienische Institut und andere Behörden teilten unter Berufung auf Satellitenaufnahmen mit, das Erdbeben habe dazu geführt, dass der Erdboden unter Accumoli um 20 Zentimeter gesunken sei. Viele obdachlos gewordene Menschen verbringen ihre Nächte weiter in Zeltstädten.

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