IWF-Verhandlungen zu Griechenland abgehört Wie brisant sind die Enthüllungen?

Ein abgehörtes Telefonat von IWF-Vertretern belegt, dass die Griechenlandkrise weit von einer Lösung entfernt ist. Doch wie überraschend ist das wirklich – und wie geht es mit Griechenland weiter? Der Faktencheck.

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Eine griechische Flagge weht vor einem bewölkten Himmel. Was bedeuten die Wikileaks-Enthüllungen? Quelle: dpa

Was genau wurde in dem von Wikileaks enthüllten Telefonat besprochen?

Der am Samstag von der Plattform veröffentliche Text gibt eine interne Telefonkonferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF) vom 19. März wider. Der IWF-Direktor für Europa, Poul Thomsen, die Chefin der IWF-Vertretung in Athen, Delia Velculescu und eine weitere IWF-Mitarbeiterin beklagen darin, dass es bei allen wichtigen Reformen noch offene Fragen gebe.

Thomsen kritisiert, dass der für 2018 angepeilte Primärüberschuss von 3,5 Prozent (also der Haushaltssaldo ohne Schuldendienst) aus aktueller Sicht nicht erreichbar sei. Dies ist die direkte Folge mangelnder Reformen. Thomsen betont in dem Gespräch, dass die Erfahrungen der vergangenen Jahre lehre, dass in Griechenland nur dann Entscheidungen fielen, wenn der Staat kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehe.

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Wie brisant sind die Enthüllungen?

Streng genommen ist der Inhalt des Gesprächs nicht überraschend: Ministerpräsident Alexis Tsipras hat Reformen verschleppt und hofft, dass die Flüchtlingskrise die Griechenlandkrise überdeckt. Im Prinzip ist die Strategie aufgegangen. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist in der Flüchtlingskrise auf die Mitarbeit Griechenlands angewiesen. Allerdings werden die Geldgeber in den kommenden Monaten eine Entscheidung zum weiteren Vorgehen zum Griechenland-Programm fällen müssen.

Brisant sind die Enthüllungen aus einem anderen Grund: Sie werfen die Frage auf, wer das Gespräch abgehört hat und wer den Inhalt ausgerechnet kurz vor der Rückkehr der Troika nach Athen veröffentlicht. Die griechische Regierung hat dementiert, an der Veröffentlichung beteiligt gewesen zu sein.

In Athen weisen Beobachter allerdings darauf hin, dass es im Interesse der griechischen Regierung war, dass die Unterhaltung bekannt wurde. Eine griechische Quelle ist wegen der Rechtschreibung wahrscheinlich. Velculescus Name wird in der englischen Wikileaks-Abschrift hartnäckig als “Velkouleskou” widergegeben – was auf eine Rückübersetzung auf dem Griechischen deutet, das kein “c” und kein “u” kennt.

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