Wie viel, das zeigt die geheime Bilanz des Vatikans, die im Sommer 2008 an Kardinäle und Bischöfe in der ganzen Welt gingen – und von der ein Exemplar der katholischen, englischsprachigen Wochenzeitung „The Tablet“ zugespielt wurde. Die Bilanz weist einen regelrechten Staatsschatz aus, der unter anderem aus Barreserven in Höhe von 340,6 Millionen Euro besteht, fast 520 Millionen Euro in Wertpapieren und Aktien und eine Tonne Goldbarren im Wert von 19 Millionen Euro.
Dem Haushaltsbericht zufolge besitzt die katholische Kirche in Frankreich, England und der Schweiz Immobilien und Grundstücke im Wert von 424 Millionen Euro. Heute dürfte der Wert weit höher liegen. In Italien kommen mindestens weitere 50.000 Immobilien hinzu.
Allein die Kongregation für die Evangelisierung der Völker, die Propaganda Fide, besitzt Immobilien und Grundstücke im Wert von 53 Millionen Euro. 2007 sprudelten aus dieser Quelle rund 56 Millionen Euro durch Vermietung und Verpachtung sowie aus landwirtschaftlicher Arbeit in die Kassen des Vatikans.
Steuerprivilegien für den Vatikan
Erfreulich für die katholische Kirche: Sie genießt seit Jahren steuerliche Privilegien. Zwar hat die Regierung von Italiens Ministerpräsident Mario Monti der Immobiliensteuer, die sein Vorgänger Silvio Berlusconi einst abgeschafft hatte, zum Comeback verholfen. Allerdings: Die Grundstücke und Gebäude des Vatikans, die 2005 von dieser Steuer befreit worden waren, sollten auch weiterhin außen vor bleiben. Egal, ob diese für kommerzielle Zwecke genutzt werden, also als Hotels, Privatschulen, Universitäten, Krankenhäuser oder Wohnung – oder als Gedenkstätte. Sobald eine Kapelle in den Gebäuden ausgewiesen ist, gilt die Steuerimmunität
200.000 Hotelbetten, 800 Schulen
Erst auf Druck der Europäischen Union, die den Steuerprivilegien einen „diskriminierenden Charakter“ für andere Immobilienbesitzer bescheinigte, lenkte Monti ein. Der Ausnahmestatus der Kirche soll revidiert werden, selbst eine Steuernachzahlung für die Jahre 2006 bis 2011 steht im Raum. Die EU-Kommission schätzt, dass Italien zwei Milliarden Euro an Steuereinnahmen entgangen sind.
Denn das Immobilienimperium des Vatikans, das rund 50.000 Gebäude beinhalten soll, erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von vier Milliarden Euro. Allein in Rom sind 800 Schulen, 65 Privatkliniken, 43 Internate und sogar einige Polizei-Kommissariate im Besitz des Vatikans. Hinzu kommen rund 200.000 Hotelbetten im Land, die für Pilger gedacht sind, aber auch von ganz gewöhnlichen Touristen genutzt werden können.