Kreditverbriefungen und Pfandbriefe Was die Europäische Zentralbank kaufen will

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat gestern nicht nur eine Leitzinssenkung angekündigt, sondern auch ein Kaufprogramm für Kreditverbriefungen. Was sich dahinter verbirgt.

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Quelle: dpa

Mario Draghi hatte nach dem Zinsentscheid am Donnerstag einen ganzen Maßnahmenkorb für die Märkte zusammengepackt. Neben einer weiteren Leitzinssenkung auf nur noch 0,05 Prozent und einem mit minus 0,2 Prozent etwas höheren Strafzins kündigte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) auch ein Kaufprogramm für Kreditverbriefungen (ABS) an.

Das Kürzel ABS steht für Asset Backed Securities, also verbriefte Kredite. Und das funktioniert so: Banken schnüren aus ihren Forderungen ein Paket und verkaufen das in Form von Wertpapieren an Investoren weiter. In diesem Fall kauft die EZB die verpackten Forderungen und entlastet damit die Bilanzen der Banken. Diese sollen dadurch mehr Spielraum für die Kreditvergabe bekommen.

Reaktionen auf EZB-Zinssenkung und Wertpapierkäufe

Handelbar werden diese Kredite durch die Besicherung der Bank. Das Bündeln mehrerer Kredite soll das Risiko verringern. Es sorgt gewissermaßen für die Streuung des Investitionsrisikos. Fällt ein Kredit aus und kann nicht zurückgezahlt werden, können die anderen Darlehen das ausgleichen.

Warum gelten die Papiere als riskant?

Kreditverbriefungen waren in der Finanzkrise 2007/08 vor allem in den USA als Brandbeschleuniger in Verruf geraten, ihr Image haben sie damals verspielt. Denn es wurden vor allem faule Hypothekenkredite verbrieft. Da die Kredite reihenweise ausfielen, hatte der Käufer der Verbriefungen faule Kredite in seiner Bilanz - und musste am Ende den Verlust hinnehmen. Der Markt für solche Papiere brach daraufhin weitgehend zusammen.

Natürlich sind Kreditverbriefungen nicht pauschal gefährlich. In Europa sind bisher kaum ABS ausgefallen. Es kommt eben drauf an, welche Kredite verbrieft werden. Sind es Forderungen gegenüber solide wirtschaftenden Unternehmen, ist das Ausfallrisiko relativ gering. Sind es dagegen Immobilienkredite von Schuldnern, die sich für den Hauskauf hoch verschuldet haben und denen die Liquidität ausgeht, ist das Ausfallrisiko hoch.

Mario Draghi hat mehrfach betont, er wolle "einfache und transparente" Kreditverbriefungen kaufen. Denn Kritiker sehen die Gefahr, dass aufgrund der intransparenten Wertpapiere keiner weiß, wie hoch das Risiko eigentlich ist, welches die EZB sich in die Bilanz holt. Alle Kredite wird die Zentralbank zumindest nicht als Sicherheiten akzeptieren. Allerdings räumte Draghi ein, auch verbriefte Immobilienkredite kaufen zu wollen.

Die Herausforderung für die EZB wird es nicht nur sein, die richtigen Kreditverbriefungen herauszufiltern, sondern auch den Markt dafür zu reaktivieren. Der ist insbesondere in Europa relativ klein - und er kam im Zuge der Finanzkrise zum Erliegen.

Covered Bonds

Zusätzlich kündigte der EZB-Chef den Kauf von sogenannten Covered Bonds an. Zu diesen "gedeckten Schuldverschreibungen" gehört auch der klassische deutsche Pfandbrief. Im Unterschied zu ABS bleiben die Forderungen dabei auf der Bilanz des Emittenten. Sie landen also nicht auf der Bilanz der EZB. Grundsätzlich gelten diese Papiere als sicher, da sie beispielsweise mit Darlehen an die öffentliche Hand gedeckt sind. Je nach Herkunftsland ist die Sicherheit von Pfandbriefen allerdings unterschiedlich.

Der deutsche Pfandbrief gilt als sehr sicher. Das verzinsliche Wertpapier wird von vielen Banken zur Finanzierung des Kreditgeschäfts genutzt. Auch bei der EZB ist der Kauf von Covered Bonds nicht neu. Bereits im Juli 2009 startete der damalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet den Kauf von Pfandbriefen, um das Bankensystem der Währungsunion zu stützen.

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