Mafiöse Strukturen Kriminelle nutzen Spanien als Geldwäsche-Paradies

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Die Impulse müssen aus Rom kommen

Auch andere nennen den in Spanien gegründeten extrem rechten Zweig der katholischen Kirche und die mancherorts auch als Sekte deklarierte Vereinigung immer wieder im Zusammenhang mit internationalen Mafiabanden. "Sie sind die größten Verbrecher und definitiv Handlanger vieler krimineller Banden hier in Spanien", sagt Antonio Biondini, italienischer Unternehmer und Partner von Aureo Advisors mit Sitz in Madrid.

Er weiß, wovon er spricht. Biondini ist verheiratet mit einer Tochter der Familie Ruíz Mateos, deren inzwischen aufgelöster, mehrfach verklagter und verurteilter spanische Konzern Rumasa, mit zeitweise 700 Firmen, pflegte enge Verbindungen zum Opus Deí. Biondini hat inzwischen auch den Vatikan über die seiner Meinung nach vielen illegalen Mafia-Machenschaften der Prälatur in Spanien informiert: "Das kann nur von Rom ausgemerzt werden."

Auch der spanische Rechtsanwalt und Richter Magí Ribas Alegret glaubt, dass die Justiz seines Landes an den entscheidenden Stellen von den Ultra-Konservativen kontrolliert wird: "Opus Deí ist eine Machtstruktur, mit Religion hat das wenig zu tun."

Dass sich in Spanien solche Machtstrukturen mit politischer Korruption und Bankenaufsicht mischen, hat sich auch nach der schwersten Wirtschafts- und Gesellschaftskrise der jüngsten spanischen Geschichte nicht geändert. Die Regierung ist in einen Skandal um illegale Parteifinanzierung mit Millionen-Konten in der Schweiz verwickelt. Vor wenigen Monaten wurden mehrere Politiker im ganzen Land festgenommen, weil ihnen vorgeworfen wird, dass sie wie eine Mafiabande unter anderem Geld von Bauunternehmen eingetrieben haben. Dabei scheinen die Skrupel fast grenzenlos zu sein.

Vor Zusammenbruch wirkte Banco Madrid solide

Der Ex-Chairman der Pleite-Bank Banco Madrid, José Pérez, war in den Neunzigerjahren Chef-Inspektor der spanischen Bankenaufsicht. "Wenn er nichts gewusst hat oder haben will, was in seinem Geldhaus vor sich ging, dann hat er zumindest fahrlässig gegen seine Aufsichtspflichten verstoßen", sagt Georg Abegg, Geschäftsführer von Rödl & Partner in Spanien.

Aber vielleicht hat Pérez auch nur stolz auf die Bilanz geguckt. Auf den ersten Blick könnte man da denken, dass die Banco Madrid eines der liquidesten Geldhäuser Europas ist, mit einem scheinbar sehr rentablen Geschäftsmodell. Vor dem Zusammenbruch der Bank vor wenigen Tagen durch das Abheben von 172 Millionen Euro in nur 72 Stunden, kam das Geldinstitut auf 155 Millionen Euro ausgegebene Kredite und Einlagen in Höhe von 695 Millionen Euro. Die Tatsache, dass der Geschäftsführer der Banco Madrid jahrelang die Doppelspitze der Geldwäscheanlagen Madrid-Andorra bildete und die Bankenaufsicht keinen Verdacht schöpfte - obwohl Andorra bereits mehrfach in anderen Korruptionsskandalen unter spanischen Politkern ins Blickfeld gerückt war - lässt viele Fragen offen. Mittlerweile sitzt Prats hinter Gittern.

Dank solcher Sicherheitslöcher ist Geldwäsche über Spanien ein internationales Geschäft geworden, bei dem vor allen anderen die Russen und Chinesen, die seit der Einführung des Euro massiv die spanische Küste belagern, den Ton angeben. Zwei der größten sind Gao Ping und Wen Hai. Gao Ping wurde 2012 festgesetzt. Er importierte chinesische Bazar-Ware nach Spanien und deklarierte weniger Wert, als in den Containern war.

Das dadurch entstandene Schwarzgeld floss in illegale Tätigkeiten wie Bestechungsgelder von Beamten und Scheinfirmen. Über die BPA ging dann ein Teil wieder zurück nach China. Vieler der Chinesen, die in Spanien in der Gastronomie arbeiten oder Kioske haben, funktionieren durch ihre häufigen Ein- und Ausreisen als Geldboten der Mafia.

Während die Chinesen in den spanischen Städten residieren, lassen sich die Russen und Italiener meist an der Küste nieder. Marbella ist ein Zentrum. In Gibraltar und Andorra wird das Geld gehortet, wovon spanische Hotels während des Immobilienbooms, teilweise auch mit Schwarzgeld, aufgekauft wurden, um dort ungestört Ferien für den Clan an der "Costa Nostra" zu organisieren.

Wo mit Geld Geld zu verdienen ist, vergisst so mancher die Moral. Der Bankangestellte Escribano aus dem Youtube-Video ist überrascht, als er hört, welche Mengen die chinesische Mafia über seine Bank waschen will. Woher das Geld kommt, wird da gar nicht mehr gefragt. Bei solchen Geschäften gibt es sogar Platz für Humor: "100 Millionen im Monat. Das können wir ohne Probleme machen. Wir sollten noch andere Banken dazu holen, dann kann es noch mehr sein." lacht er.

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