Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt vorerst in Deckung, will im Herbst aber über die Zukunft der Anleihenkäufe beraten. Die Währungshüter hielten am Donnerstag auf ihrer Ratssitzung in Frankfurt an der Option fest, ihr billionenschweres Kaufprogramm im Notfall erneut zu verstärken.
Die Diskussion über die Zukunft der vor allem in Deutschland umstrittenen Transaktionen solle "im Herbst geführt werden", sagte EZB-Chef Mario Draghi. Sie sind derzeit die stärkste geldpolitische Waffe der Notenbank im Kampf gegen eine aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation. Offen blieb aber, wann eine Entscheidung fallen könnte.
Dies zeige, "dass es die EZB mit der geldpolitischen Wende nicht besonders eilig hat", kommentierten die Volkswirte der Landesbank Helaba. Der Aktienmarkt reagierte erleichtert. Der Dax weitete seine Gewinne aus und lag zeitweise ein Prozent im Plus.
Im Juni hatte die EZB einen ersten Mini-Schritt in Richtung Kurswende gewagt und weitere Zinssenkungen vorerst ausgeschlossen. Manche Experten hatten nun einen zweiten kleinen Schritt erwartet.
"Ein sehr erhebliches Ausmaß an Konjunkturförderung ist immer noch nötig", sagte Draghi. Das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone müsse sich erst noch in höheren Inflationsdaten niederschlagen. Die Teuerung werde für einige Monate auf dem aktuellen Niveau verharren.
Im Juni lag sie im Währungsgebiet lediglich bei 1,3 Prozent. Die EZB strebt aber knapp zwei Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft an. "Wir müssen beständig sein und geduldig, weil wir noch nicht da sind", so Draghi.
Ihren Leitzins zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld beließen die Euro-Wächter auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder erwerben seit März 2015 Staatsanleihen und andere Wertpapiere - momentan 60 Milliarden Euro pro Monat. Dieses Tempo soll noch bis mindestens Ende 2017 beibehalten werden. Das Gesamtvolumen ist auf 2,28 Billionen Euro angelegt.