Nach Londoner Anschlag Britische Polizei nimmt Verdächtigen fest

Die britische Polizei hat am Samstag einen Verdächtigen festgenommen. May setzte zuvor die Terrorwarnstufe auf den höchsten Level und reagiert kühl auf Kritik Trumps an den britischen Behörden.

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Bewaffnete Polizisten und Soldaten sind in Großbritannien auf den Straßen präsent. Quelle: AP

Einen Tag nach dem Anschlag in London hat die Polizei am Samstag einen 18-Jährigen festgenommen. "Heute morgen gab es im Rahmen unserer Ermittlungen eine wichtige Festnahme", sagte Neil Basu von der Terrorbekämpfung der Polizei. Der Mann sei in der Hafengegend von Dover aufgegriffen worden. Die Festnahme sei unter dem Antiterrorgesetz erfolgt. Die britischen Sicherheitskräften haben am Samstagnachmittag zudem im Süden des Landes ein Gebäude durchsucht. Aus Sicherheitsgründen seien umliegende Häuser evakuiert worden, teilte die Polizei am Samstag mit. Die Aktion in der Grafschaft Surrey hänge mit dem Anschlag auf die Londoner U-Bahn am Freitag sowie der Festnahme eines Verdächtigen am Samstagmorgen zusammen. Surrey grenzt im Südwesten an den Großraum London. Dennoch bleibe die Bedrohungslage aber kritisch und die Ermittlungen würden fortgesetzt. Zur Unterstützung der Polizei wurde ein Großaufgebot an Soldaten eingesetzt, die in den Straßen der britischen Metropole patrouillierten.

Augenzeugen berichten von einem lauten Knall und einer „Flammenwand“. Viele Menschen werden verletzt. Die Polizei spricht von einer selbstgebauten Bombe und geht von einem Terroranschlag aus.

Das Militär soll an bestimmten besonders geschützten Orten Wachdienste von Polizeibeamten übernehmen, sagte Premierministerin Theresa May in einer Fernsehansprache. Zudem würden in Zügen und auf den Staßen künftig mehr bewaffnete Polizisten zu sehen sein. "Das ist ein angemessener und vernünftiger Schritt, der für mehr Sicherheit und Schutz sorgen wird, während die Ermittlungen vorankommen." Zu dem Anschlag, bei dem 29 Menschen verletzt wurden, bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat. Eine Anti-Terror-Taskforce warnte, dass ein weiterer Anschlag unmittelbar bevorstehen könnte. Premierministerin Theresa May hob daraufhin die Terrorwarnstufe auf die höchste Stufe an. Damit kann das Militär zum Schutz öffentlicher Gebäude und Plätze herangezogen werden. Zudem läuft die Fahndung nach den Tätern auf Hochtouren. Bislang gab es keine Festnahmen.

Die Terrormiliz Islamischer Staat erklärte, die Explosion sei von einer mit ihr verbündeten Einheit verübt worden. May sagte, der am Freitag in einem Waggon der District Line explodierte Sprengsatz sei darauf ausgelegt gewesen, erheblichen Schaden zu verursachen. Er befand sich in einem Plastikeimer, getarnt mit einer Einkaufstasche. Die Bombe ging den Ermittlern zufolge nicht mit voller Wucht hoch. Keiner der Verletzten war in einem ernsten Zustand. US-Präsident Donald Trump hatte den oder die Attentäter als „Versager-Terroristen“ bezeichnet und der britischen Polizei vorgeworfen, nicht entschlossen genug gegen Verdächtige vorzugehen.

Trump drückte May in einem Telefonat sein Mitgefühl aus, wiederholte aber seine zuvor per Twitter formulierte Kritik, die Polizei habe die „kranken und verrückten“ Menschen in Sichtweite gehabt und hätte proaktiv handeln müssen. May erwiderte, sie halte Spekulationen über die Täter für nicht hilfreich. Die Antiterroreinheit der Polizei übernahm die Ermittlungen. Hunderte Detektive sicherten Spuren, befragten Zeugen und überprüften die Aufnahmen von Sicherheitskameras.

London war in jüngster Zeit mehrfach Ziel von Terrorangriffen. So gab es tödliche Attacken mit Fahrzeugen auf der London Bridge und nahe einer Moschee. Die U-Bahn wurde im Juli 2005 von Selbstmordattentätern angegriffen, die auch einen Bus ins Visier nahmen und insgesamt 52 Menschen mit in den Tod rissen. Im vergangenen Jahr deponierte ein Student einen Rucksack mit Sprengstoff und Kugeln in einem U-Bahnzug. Die Bombe explodierte aber nicht.

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