Und wieder einmal trifft es Frankreich. Ein Lastwagen rast am Donnerstagabend, dem französischen Nationalfeiertag, gegen 22 Uhr in eine feiernde Menschenmenge auf einer Strandpromenade. Zwei Kilometer weit kommt er, bis ihn Sicherheitskräfte stoppen. Die traurige Bilanz: 84 Menschen sind tot und mehrere hundert verletzt, viele schwer.
„Ich dachte zunächst, irgendein Witzbold hat sein eigenes kleines Feuerwerk angezündet. Nur den Bruchteil einer Sekunde später ist ein riesiger weißer Lastwagen in wahnsinniger Geschwindigkeit vorbei gerast“, beschreibt der französische Journalist Damien Allemand auf Medium.com den Anschlag. „Dabei hat er immer wieder gelenkt, um möglichst viele Menschen niederzumähen.“ Allemand stand mitten in der Menschenmenge.
Laut Angaben der Polizei handelt es sich bei dem Fahrer des Lastwagens um einen 31-jährigen Franko-Tunesier. Ob er allein handelte oder ob es Hintermänner gab, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit feststellen.
Getötete und gefangen genommene Top-Terroristen
US-Eliteeinheiten töten nach Pentagon-Angaben einen ranghohen Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Sajjaf sei für Öl-, Gas- und andere finanzielle Operationen des IS zuständig gewesen.
Aden Garer, März 2015: Bei einem US-Drohnenangriff in Somalia wird der mutmaßliche Drahtzieher der Terrorattacke auf das kenianische Einkaufszentrum Westgate, ein Mitglied der radikalislamischen Al-Shabaab-Miliz, getötet.
Der Anführer der Al-Shabaab-Miliz stirbt infolge eines gezielten amerikanischen Raketen-Angriffs in Somalia.
Der Führer der libyschen Islamistengruppe Ansar al-Scharia wird fast zwei Jahre nach dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi als mutmaßlicher Drahtzieher des Anschlags von einem US-Kommando gefasst.
Ein US-Kommando überwältigt den als Spitzenmann der Al-Kaida gesuchten Libyer vor seinem Haus in der Hauptstadt Tripolis. Er wurde im Zusammenhang mit den Angriffen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 gesucht. Er stirbt im Januar 2015 kurz vor Beginn seines Prozesse in New York.
Nach fast zehnjähriger Jagd erschießen US-Elitesoldaten bei einer Kommandoaktion in der pakistanischen Stadt Abbottabad den meistgesuchten Terroristen der Welt.
Dass es sich um ein weiches Ziel handelt, das sich unmöglich vollkommen überwachen lässt und ein symbolträchtiger Tag wie der 14. Juli für die Attacke gewählt wurde, legt allerdings den Schluss nahe, dass der Anschlag im Auftrag des Islamischen Staats vollzogen oder zumindest von ihm inspiriert wurde. Der Islamwissenschaftler Wilfried Buchta sagt: „Die Tat trägt die unverkennbare Handschrift des IS.“
Ob der Anschlag nun auf den IS zurückzuführen ist oder nicht – wahrscheinlich wird die Terrororganisation die Tat für sich beanspruchen. „Der IS kompensiert Gebietsverluste mit solchen Taten und zeigt seinen Anhängern, dass er immer noch schlagkräftig ist“, sagt Buchta. Seitdem er in Syrien und Irak nicht mehr auf dem Schlachtfeld reüssieren kann, hat ein Strategieschwenk stattgefunden: „Die Propaganda wurde in der Vergangenheit stärker auf solche Anschläge ausgerichtet.“
Islamistischer Terror gegen Europäer seit "Charlie Hebdo"
Die italienische Polizei deckt ein islamistisches Terrornetz auf. Unter anderem sollen die verhafteten 16 Kurden und ein Kosovare vorgehabt haben, mit Geiselnahmen den in Norwegen inhaftierten Terrorchef Mullah Krekar freizupressen.
Über der ägyptischen Halbinsel Sinai stürzt ein Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia mit 224 Passagieren - vor allem russischen Urlaubern - ab. Großbritannien und andere Länder meinen aufgrund von Geheimdienst-Informationen: wegen einer Bombenexplosion. Die Islamistengruppe Ansar Beit al-Makdis („Unterstützer Jerusalems“) behauptet, dafür verantwortlich zu sein.
Ein 25-jähriger marokkanischer Islamist wird im Thalys-Schnellzug Brüssel - Paris bei einem Anschlagsversuch mit einer Kalaschnikow von Fahrgästen überwältigt. Zwei Passagiere werden verletzt.
An einem Hotelstrand in der Nähe der tunesischen Touristenhochburg Sousse erschießt ein 24-jähriger Einheimischer mit Verbindungen zu radikalen Gruppen 38 ausländische Touristen, vor allem Briten.
Extremisten erschießen im Bardo-Museum der tunesischen Hauptstadt Tunis 21 Menschen, in der Mehrheit ausländische Touristen. Die Terrormiliz IS bekennt sich zur Tat.
In Kopenhagen feuert ein arabischstämmiger 22-Jähriger auf ein Kulturcafé, ein Mann stirbt. Der Anschlag gilt vermutlich einem Mohammed-Karikaturisten, der unverletzt bleibt. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann, bevor er von Polizeikugeln tödlich getroffen wird.
Beim Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ werden in Paris zwölf Menschen getötet. Die beiden Täter kommen zwei Tage später bei einer Polizeiaktion ums Leben. Zu dem Anschlag bekennt sich die Terrororganisation Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel. Ein mit ihnen bekannter dritter Täter erschießt in Paris parallel dazu eine Polizistin und nimmt in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, von denen er vier erschießt, bevor er selbst von der Polizei getötet wird. Er bekennt sich zuvor zur Terrormiliz IS.
Frankreichs Präsident Francois Hollande war sich indes bereits in der Nacht sicher: An dem terroristischen Charakter der Tat bestehe kein Zweifel, sagte er um vier Uhr morgens in einer Ansprache an die Nation. „Frankreich ist an einem 14. Juli angegriffen worden, dem Symbol der Freiheit. Ganz Frankreich ist vom islamistischen Terror bedroht.“ Der Ausnahmezustand, der eigentlich Ende dieses Monats aufgehoben werden sollte, wurde verlängert. Und ein ganzes Land steht einmal mehr unter Schock.
Warum trifft es immer wieder Frankreich?
Seit dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo im Januar 2015 ist Frankreich immer wieder von islamistischen Anschlägen erschüttert worden. Im November desselben Jahres durchlitt das Land die Terrornacht rund um das Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Frankreich mit mehr als 100 Toten. Im Juni dieses Jahres wurden in Magnanville zwei Polizeiangehörige ermordet. Und nun Nizza.
Die gesellschaftlich Abgehängte
Als Teil der Anti-IS- Allianz und weil es Angriffe in Syrien und im Irak fliegt, ist Frankreich für den islamistischen Terror ein attraktives Ziel. Dass es immer wieder Frankreich trifft, hat aber tiefergreifende Gründe.
Zum einen die große gesellschaftliche Ungleichheit. In den Fünfzigerjahren warb Frankreich massiv Arbeitskräfte aus Nordafrika an, die für das französische Wirtschaftswunder gebraucht wurden. Bis in die Achtzigerjahre hinein erhielten sie eine Perspektive und gingen in der Masse der Franzosen auf. In dem Maße, in dem die Konjunktur erlahmte, verlangsamte sich dieser Integrationsprozess.
Die Folgen sind heute in den Banlieues, den Vororten Frankreichs, zu beobachten: Hierhin hat es in den vergangenen 30 Jahren die Verlierer der Gesellschaft verschlagen, vor allem die Zuwanderer aus Nordafrika. Im Land der „Egalité“ gibt es für viele von ihnen keine Chancen auf sozialen Aufstieg mehr. Sie sind wirtschaftlich wie sozial abgehängt und mit ihren enttäuschten Erwartungen alleingelassen von der Mehrheitsgesellschaft. Manche resignieren, manche driften ab in kriminelle Milieus, andere in islamistische.
So schützen sich große Flughäfen vor Terror
Die beiden Passagier-Terminals des größten deutschen Flughafens sind über etliche Eingänge frei zugänglich. Außerdem sind zwei Bahnhöfe sowie Hotel- und Kongresszentren mit den Gebäuden verbunden. Der Sicherheitsbereich beginnt erst innerhalb der Terminals hinter den Personenkontrollstellen für den Flugbetrieb.
Davor liegen große Hallen mit Geschäften, Schaltern und Lokalen. Die Polizei überwacht diesen Bereich mit Streifen und Video-Kameras. Wer im Sicherheitsbereich arbeitet, braucht eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, ausgestellt vom Land Hessen.
Quelle: dpa
Nach den Bombenanschlägen in einer Halle des Brüsseler Flughafens Zaventem im vergangenen März wurden dort die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. So wurden zunächst Passagiere und ihr Gepäck bereits am Eingang zu den Terminals erstmals kontrolliert. Wer die Halle betreten wollte, musste seinen Ausweis und ein Flugticket vorzeigen. Nach Protesten von Reisenden in langen Warteschlangen wurden die Maßnahmen nach wenigen Wochen wieder gelockert.
Einlasskontrollen sind an jedem türkischen Flughafen Standard. Schon beim Eintritt ins Gebäude wird das Gepäck geröntgt, also Handgepäck und aufzugebende Koffer. Jeder, der in den Flughafen will, muss durch einen Metallscanner. Nach dem Check-In folgt die zweite Sicherheitskontrolle, die der in Deutschland entspricht und die nur noch Fluggäste passieren dürfen. Beim Check-In muss ein Ausweis vorgelegt werden. Beim Einstieg ins Flugzeug wird der Name auf dem Ausweis dann mit dem auf dem Boarding-Pass abgeglichen.
Wer einen der drei Moskauer Flughäfen betritt, wird schon am Gebäudeeingang kontrolliert: Reisende wie Besucher müssen Handtaschen öffnen, Hosen- und Jackentaschen leeren und durch einen Metalldetektor laufen. Das Hauptgepäck wird von einem Röntgengerät durchleuchtet. In der Wartehalle und vor den Schaltern patrouillieren Wachleute. Nach dem Check-In folgt die eigentliche Flugsicherheitskontrolle.
Am größten Flughafen des Landes in der Hauptstadt Kabul müssen Reisende vor der Ankunft im Terminal durch zwei Autokontrollen samt Sprengstoffspürhunden, drei Ticketkontrollen und fünf Körperkontrollen. Drei oder vier Mal - je nachdem, ob die Geräte gerade funktionieren - muss das Gepäck zum Durchleuchten auf Bänder gewuchtet werden.
Kontrollen beginnen schon bei der Einfahrt auf das Flughafengelände, etwa einen Kilometer vor dem Terminal. Das Personal, das Menschen auf Sprengstoffwesten oder Waffen abtastet, ist aber oft lustlos oder lässt dies ganz sein. Ausländer werden nach Trinkgeld gefragt.
Israels internationaler Flughafen Ben Gurion wird besonders streng geschützt, da das Land seit Jahrzehnten mit einer Terrorbedrohung lebt. Dabei wird ein Ring von Kontrollen eingesetzt, der einer Zwiebel gleicht. Passagiere werden bei der Ankunft im Auto schon Kilometer vor dem Terminal von bewaffneten Sicherheitskräften überprüft. Nach Passieren eines weiteren Wächters am Eingang folgen im kameraüberwachten Terminal selbst eine persönliche Befragung und eine gründliche Untersuchung des Gepäcks mit Durchleuchtungssystemen. Dabei werden Reisende in verschiedene Risikogruppen eingestuft. Bei den Kontrollen geht Sicherheit eindeutig vor Persönlichkeitsrechten - was immer wieder zu Beschwerden vor allem arabischer Reisender führt.
„Potenzielle Attentäter fühlen sich ihrer Familie nicht zugehörig und in der Schule oder im Berufsleben nicht eingebunden“, so der Sozialpsychologe Andreas Zick. Bei Menschen mit solchen Gefühlen trifft die Todesideologie des islamistischen Terrors auf fruchtbaren Boden. „Sie interpretieren ihr Abgehängtsein als religiöse Unterdrückung. Junge Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen kompensieren damit ihr ganzes Versagen.“
Durch Freunde, Verwandte, Bekannte und das Internet radikalisieren sie sich weiter, wie Joachim Krause, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Kiel und Direktor des dortigen Instituts für Sicherheitspolitik, sagt. „Dass solche Attentate immer wieder Frankreich und Belgien treffen, hängt mit den starken jihadistischen Milieus dort zusammen, die sich am Rand der Gesellschaft gebildet haben.“ Islamwissenschaftler Buchta spricht in diesem Zusammenhang vom „gesellschaftlichen Sprengstoff“. Und die islamistische Ideologie ist der Zünder.
Ein weiterer Grund dafür, dass es immer wieder Frankreich trifft, sind Mängel im französischen Sicherheitskonzept. „Die französischen Sicherheitsbehörden sind zutiefst gespalten“, sagt Buchta. „Die Gendarmerie und die Police nationale treten als konkurrierende Sicherheitsbehörden auf.“ Informationen werden nicht weitergegeben, Maßnahmen nicht koordiniert. Das reißt Lücken in das engmaschige Sicherheitsnetz, die Attentäter ausnutzen.
Was macht der ständige Terror mit der französischen Gesellschaft?
Mit jedem erfolgreichen Anschlag wird die französische Gesellschaft weiter gespalten. „Der Terror stärkt Kräfte wie den Front National, die generell jeden Muslim verdächtigen“, sagt Krause. Das wiederum sorgt dafür, dass Muslime, die sich von der Gesellschaft ausgeschlossen wähnen, anfälliger für das Gedankengut radikaler Islamisten werden. „Das ist eine gefährliche Spirale.“
Islamistischen Organisationen, allen voran dem IS, spielen die sich verstärkenden gesellschaftlichen Spannungen in die Hände. In einem Klima, das sich generell gegen den Islam richtet, fühlen sich mehr und mehr Menschen gekränkt und werden empfänglicher für die islamistische Ideologie.
Mitunter braucht es dann nicht einmal einen konkreten Auftrag. Immer mehr Täter handeln unabhängig – wie zuletzt etwa in den USA – und schmücken sich lediglich mit der „Marke“ IS, um ihre Tat in einem größeren Kontext einzuordnen. „Zum Teil sind die Täter sich selbst aktivierende Desperados, die aus einem Gefühl der Marginalisierung heraus glauben, das Recht zu haben, sich an der Gesellschaft zu rächen“, sagt Buchta.
Wie wahrscheinlich sind solche Attacken in Deutschland?
Sicherheitsexperten warnen auch hierzulande vor einer realen Terrorgefahr. „Deutschland gehört zur Anti-IS-Koalition und ist damit ebenfalls ein mögliches Ziel“, sagt etwa Sicherheitsberater Florian Peil. „Die Frage ist nicht, ob ein Anschlag hier geschehen wird, sondern wann.“
Milieus, in denen sich die gefährliche Mixtur aus gesellschaftlichem Abgehängtsein und islamistischer Ideologie trifft, sieht Krause auch in Deutschland. „Aber diese Milieus sind kleiner als etwa in Frankreich oder Belgien“, sagt der Politikwissenschaftler. Die Sicherheitsbehörden hätten trotzdem Schwierigkeiten, sie zu überwachen.
In Deutschland soll es zwischen 400 und 500 sogenannte Gefährder geben. Das sind Personen, bei denen davon auszugehen ist, dass sie bereit sind, Anschläge auszuführen – im Auftrag einer Terrororganisation oder eigenständig. „Das ist schon eine große Zahl“, so Krause. „Zu Zeiten des RAF-Terrors gab es gerade mal 60 bis 70 Gefährder.“
Große Terroranschläge in Europa
Ein Lieferwagen rast auf der Flaniermeile "Las Ramblas" im Zentrum Barcelonas in eine Menschenmenge. Nach offiziellen Angaben soll es mindestens einen Toten und 32 Verletzte gegeben haben, Medien berichten von zwölf Toten. Die Polizei bestätigt, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Die Hintergründe der Tat sind zunächst unklar.
Auf der London Bridge überfahren drei Attentäter mehrere Fußgänger, dann greifen sie eine beliebte Markthalle an. Mindestens sechs Menschen kommen ums Leben, die Angreifer werden getötet.
Bei dem Selbstmordanschlag in Manchester auf Gäste eines Pop-Konzerts hatte Salman Abedi, ein Brite libyscher Abstammung, 22 Menschen ermordet. Außerdem wurden 116 Menschen zur Behandlung von Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei geht davon aus, dass Abedi kein Einzeltäter war, sondern dass ein ganzes Terrornetzwerk hinter der Tat steckt.
Auf dem Pariser Boulevard Champs-Élysées schießt ein Islamist mit einem Sturmgewehr in einen Polizeiwagen. Ein Beamter wird getötet, zwei weitere Polizisten und eine deutsche Passantin werden verletzt. Die Polizei erschießt den Angreifer, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Attacke für sich.
Ein gekaperter Lastwagen rast in einer Einkaufsstraße erst in Stockholm in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus. Fünf Menschen werden getötet, 15 verletzt. Noch am selben Tag nimmt die Polizei einen 39-jährigen Usbeken unter Terrorverdacht fest.
Ein Attentäter steuert ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke im Zentrum Londons und ersticht anschließend einen Polizisten. Von den Opfern auf der Brücke erliegen vier ihren Verletzungen. Sicherheitskräfte erschießen den Täter.
Auf dem Pariser Flughafen Orly verhindern Soldaten nur knapp einen möglichen Terroranschlag. Ein Mann will einer dort patrouillierenden Soldatin das Gewehr entreißen und wird von anderen Soldaten erschossen. Erst Anfang Februar war nahe dem Louvre-Museum ein Ägypter niedergeschossen worden, der sich mit Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte.
Am Abend des 19. Dezember 2016 rast ein LKW in einen Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Das Attentat fordert 12 Tote und viele teils Schwerverletzte.
In Nordfrankreich ermorden zwei Angreifer einen katholischen Priester in einer Kirche und verletzen eine weitere Person schwer. Beide Attentäter werden von den Sicherheitskräften erschossen.
In Ansbach in Bayern sprengt sich ein 27-jähriger syrischer Flüchtling vor dem Eingang zu einem Musikfestival mit einer Rucksackbombe in die Luft. Der Attentäter stirbt. 15 Menschen werden verletzt. Auf dem Handy des Mannes findet die Polizei später ein Bekennervideo. Das IS-Sprachrohr Amak behauptet einen Tag später, der Attentäter sei „Soldat des Islamischen Staates“.
In einem Vorort von Würzburg greift ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan in einem Regionalzug Fahrgäste mit einer Axt an. Er verletzt mehrere Menschen teils schwer. Auf seiner Flucht wird er von der Polizei erschossen. Einen Tag später veröffentlichte das IS-Sprachrohr Amak im Internet ein Video des Attentäters. Darin spricht er davon, dass er im Auftrag des IS gehandelt habe und sich an Nicht-Muslimen rächen wollte, die seinen Glaubensbrüdern Leid angetan hätten.
In Nizza fährt ein schwer bewaffneter Franzose tunesischer Herkunft mit einem Lastwagen in die Menge, die den französischen Nationalfeiertag feiert. Er tötet 84 Menschen.
Am Flughafen Istanbul-Atatürk schoss am 28. Juni 2016 ein Attentäter in der Eingangshalle mit einem Sturmgewehr um sich, warf Handgranaten in die Menge und zündete einen Sprengsatz. Zeitgleich sprengte sich ein weiterer Attentäter in einem Parkhaus in die Luft. Ein dritter Täter zündete offenbar einen Bombe in U-Bahn-Nähe. Die türkische Regierung ordnet den Anschlag dem Islamischen Staat zu. Insgesamt kamen 44 Menschen ums Leben (darunter die drei Attentäter); 239 weitere wurden verletzt. (Stand: 29.06.2016, 14:30 Uhr)
Ein Franzose marokkanischer Herkunft ermordet in einem Pariser Vorort einen Polizisten und dessen Lebensgefährtin, die ebenfalls bei der Polizei arbeitet.
Am Morgen des 22. März 2016 sprengten sich zwei Terroristen am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft sowie ein weiterer im U-Bahnhof Maalbeek/Maelbeek in der Brüsseler Innenstadt nahe der EU-Behörden. Nach offiziellen Angaben kamen 35 Menschen ums Leben, darunter drei der Attentäter. Mehr als 300 Personen wurden verletzt.
Zwei Attentäter brachten ihr gestohlenes Auto an der Bushaltestelle einer Metrostation im Stadtzentrum von Ankara zur Explosion – 38 Menschen kamen ums Leben, darunter waren auch die Attentäter. Mehr als 120 Menschen wurden verletzt. Zu dem Anschlag, der sich am 13. März 2016 ereignete, bekannte sich eine Splittergruppe der Terrororganisation PKK.
Ein IS-Attentäter sprengte sich am 12. Januar 2016 auf dem belebten Sultan-Ahmed-Platz in Istanbul in die Luft – und riss 12 Menschen mit in den Tod. Elf von ihnen gehörten einer deutschen Touristengruppe an. 13 weitere Personen wurden verletzt.
Extremisten mit Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat greifen die Konzerthalle Bataclan und andere Ziele in der französischen Hauptstadt Paris an. Dabei kommen 130 Menschen ums Leben. Ein Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit den Angriffen ist der 26 Jahre alte Salah Abdeslam, der am 18. März 2016 in Brüssel festgenommen wird.
Ein 22-jähriger radikalislamischer Angreifer tötet den Filmemacher Finn Nørgaard und einen jüdischen Wachmann einer Synagoge in Kopenhagen. Bei einem Feuergefecht mit einer Spezialeinheit der Polizei wird er erschossen.
Drei Extremisten töten bei einer mehrere Tage dauernden Terrorwelle in Paris 17 Menschen, bevor sie selbst erschossen werden. Zunächst greifen zwei Brüder das Büro der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ an und erschießen zwölf Menschen. Für den den Angriff übernimmt Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel die Verantwortung. In den Tagen darauf tötet ein weiterer Extremist eine Polizistin und nimmt in einem koscheren Supermarkt Geiseln. Vier jüdische Kunden sterben.
Im Jüdischen Museum in Brüssel tötet ein Angreifer mit einer Kalaschnikow vier Menschen. Der mutmaßliche Täter ist ein ehemaliger französischer Kämpfer, der Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien haben soll.
Zwei von Al-Kaida inspirierte Extremisten greifen auf einer Londoner Straße den britischen Soldaten Lee Rigby an und töten ihn mit Messern und einem Fleischerbeil.
Ein Bewaffneter, der nach eigenen Angaben Verbindungen zur Al-Kaida hat, tötet in der südfranzösischen Stadt Toulouse drei jüdische Schulkinder, einen Rabbi sowie drei Fallschirmjäger.
Der muslimfeindliche Extremist Anders Behring Breivik legt eine Bombe im Regierungsviertel der norwegischen Hauptstadt Oslo und greift anschließend ein Jugendlager auf der Insel Utøya an. 77 Menschen werden getötet, viele davon Teenager.
52 Pendler kommen ums Leben, als sich vier von Al-Kaida inspirierte Selbstmordattentäter in drei Zügen der Londoner U-Bahn und einem Bus in die Luft sprengen.
Bombenanschläge auf Züge zum Madrider Bahnhof Atocha töten 191 Menschen.
Was kann der Westen gegen den Terror tun?
Wie nach jedem Anschlag in Europa werden nun wieder die Stimmen laut, die ein härteres Vorgehen der Sicherheitskräfte fordern und mehr Überwachungsmaßnahmen. Das bekämpft aber lediglich Symptome.
Die Politik in Frankreich wie in Deutschland muss beginnen, den Terrorismus als gesellschaftliches Problem zu bekämpfen. „Es muss verhindert werden, dass die Menschen nach Syrien ausreisen wollen, dann tatsächlich ausreisen und in Camps die Fähigkeiten für solch komplexe Anschläge erlernen“, sagt Sicherheitsberater Peil. Dafür braucht es Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen genauso wie Programme zur Deradikalisierung.
Sozialpsychologe Zick berichtet, dass bei ehemaligen Rechtsextremen intensive Gespräche und Betreuung dazu beigetragen haben, „diejenigen zu entideologisieren, die das Töten von Menschen einer vermeintlich minderwertigen Rasse für gerechtfertigt hielten.“ Das könne auch bei Islamisten gelingen. „Wir müssen an ihrem Selbstbild als Kämpfer vorbeikommen und versuchen, diese Menschen als Individuen zu erreichen.“
All das braucht viel Zeit und dämmt das Problem lediglich ein. Absoluten Schutz gibt es nicht. Islamwissenschaftler Buchta betont: „Trotz des Integrationswillens und der Bemühungen weiter Teile der Gesellschaft – es wird immer junge Muslime mit gescheiterten sozialen Lebensentwürfen, hochgradig labiler Psyche und teils sogar krimineller Vergangenheit geben. Eben diese Muslime, die glauben, dass sie sozial und wirtschaftlich benachteiligt werden, sind es, die auf der Suche nach Halt, Orientierung und Sinn im Leben leichte Opfer der Todestheologie des IS werden.“
Der Westen kann nur versuchen, diesen Menschen eine Perspektive zu geben. Bevor Islamisten es tun.