Österreich Österreicher wählen neuen Präsidenten

Das Langzeit-Drama um die Kür des österreichischen Bundespräsidenten geht zu Ende. Im dritten Anlauf haben 6,4 Millionen Österreicher die Wahl. Das Votum wird ein Signal sein: pro oder kontra Populismus.

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Zwei Wahlplakate der Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen in Wien. Quelle: dpa

Nach zahlreichen Pannen wählen die Österreicher am heutigen Sonntag im dritten Anlauf einen neuen Bundespräsidenten. Bei meist strahlendem Winterwetter waren 6,4 Millionen Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Beide Kandidaten - Norbert Hofer (45) von der FPÖ und der Grünen-nahe Alexander Van der Bellen (72) - zeigten sich bei der Stimmabgabe zuversichtlich.

Erstmals kann mit Hofer ein Rechtspopulist an die Spitze eines Staates in Westeuropa gelangen. Hofer ist ausländer- und EU-kritisch eingestellt. Van der Bellen ist dagegen ein EU-Anhänger und Freund der Willkommenskultur gegenüber Migranten mit Asylgrund.

Es ist das erste Mal, dass ein Politiker aus den Reihen der Opposition Staatschef wird. Die letzten der 10.300 Wahllokale schließen um 17.00 Uhr. Eine erste Hochrechnung wird für 17.15 Uhr erwartet. Das Votum wird international stark beachtet. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet.

Begleitet von Dutzenden Kamerateams gaben die beiden Kandidaten ihre Stimme ab. „Ich bin ruhig und zuversichtlich“, sagte der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer in seinem Heimatort Pinkafeld im Burgenland. Da die Meinungsforscher ein knappes Rennen vorhersagten, müsse man fast davon ausgehen, dass es nicht knapp werde, meinte der 45-jährige Rechtspopulist unter Anspielung auf jüngste Blamagen der Demoskopen.

Er wiederholte seine Aussage, dass er keinen Öxit anstrebe. „Ich will nicht aus der EU austreten.“ Nur bei einem EU-Beitritt der Türkei oder einer Entwicklung hin zu einer zentralistischen EU wäre er für eine Volksbefragung.

Van der Bellen zeigte sich ebenfalls zuversichtlich. „Aber man kann nie sicher sein“, sagte er nach dem Verlassen seines Wahllokals in Wien. Es sei eine richtungsweisende Wahl für Europa.

Die Wahl gilt in nationaler wie internationaler Hinsicht als Signal. Bei einem Sieg des FPÖ-Kandidaten wird sich die Koalition aus sozialdemokratischer SPÖ und konservativer ÖVP wohl eine strenge Kontrolle ihrer Politik durch Hofer gefallen lassen müssen. Zumindest hat er eine aktive Amtsführung und die Einmischung auch in die Tagespolitik angekündigt. International könnte ein Sieg des Rechtspopulisten ähnlichen Bewegungen in Frankreich und Deutschland weiteren Auftrieb geben.

Laut Umfragen dürfte das Ergebnis wieder knapp ausfallen. Bei der ersten Stichwahl am 22. Mai hatte Van der Bellen mit rund 31.000 Stimmen Vorsprung hauchdünn gewonnen. Entscheidend für den Sieg damals war die große Unterstützung für den Ex-Grünen-Chef in den Städten. In Wien hatte Van der Bellen mehr als 63 Prozent der Stimmen bekommen. Hofer dagegen erhielt sehr viel Zuspruch auf dem Land.

Das Votum vom 22. Mai war allerdings vom Verfassungsgerichtshof wegen organisatorischer Schlampereien bei der Auszählung der Briefwahlstimmen annulliert worden. Nach einer erneuten Verschiebung des ursprünglichen Wahltermins am 2. Oktober wegen Problemen mit den Briefwahl-Kuverts war es nun der dritte Anlauf, um das höchste Staatsamt zu besetzen.

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