Der Ukrainer selbst möchte sich nicht im Detail äußern. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er eher trotzig: „Ich glaube, ich bin der erste Top-Offizielle der Ukraine, der seine Anteile und mögliche Interessenkonflikte sauber deklariert hat und ernsthaft Steuern zahlt.“ In der Tat gilt Roshen zumindest seit der Maidan-„Revolution“ als sauberer Steuerzahler. Und trotz Fremdverwaltung durch die Rothschild-Banker zahlen seine Unternehmen weiter in der Ukraine ihre Steuern.
Ungereimtheiten bleiben dennoch: Unter Juristen ist umstritten, ob für den formalen Transfer von Konzernteilen zum Nominalwert eine Steuer in der Ukraine hätte anfallen müssen. Und falls ja, bleibt die Frage, ob die Steuern gezahlt wurden. Fraglich ist auch, ob der Transfer in Einklang mit den Kapitalverkehrsvorschriften stand, die im August 2014 bereits zum Teil in Kraft waren.
Zudem belegen die Panama-Papiere nach Recherchen des österreichischen Magazins „Falter“ weitere Offshore-Briefkästen auf den Jungferninseln: Sie wurden offenbar über Poroschenkos Konto bei der Raiffeisen-Zentralbank in Wien mit Geld versorgt. Parallel floss von den Offshore-Konten Geld an Lieferanten, darunter ein deutscher Hersteller von Saatgut.
So sehen in der Ukraine wie in Russland Zahlungsschemata für Schmiergeldtransfer aus. Ob die Jungferninseln auch Roshen zur Begleichung „doppelter“ Rechnungen dienten, werden weitere Recherchen und Ermittlungen ergeben, in deren Verlauf wohl auch die Raiffeisen-Gruppe in Wien einige Fragen wird beantworten müssen.
Stand jetzt, steht Petro Poroschenko allerdings zu Unrecht am Pranger. In der Ukraine wird ihm das politisch wenig helfen. Denn der Vorfall ist nur ein weiterer Tropfen in ein großes Fass Verdruss, das die Ukrainer seit ihrer wackeren „Revolution der Würde“ auf den Schultern tragen.
Reformstarre, Machtkämpfe, Korruption, legislative Blockaden, jetzt das erfolgreiche Referendum der niederländischen Populisten gegen den EU-Assoziierungsvertrag: Es fehlt nicht viel, bis die Ukrainer wieder auf die Straße gehen.