Porträt Wie sich George Soros als Euro-Retter inszeniert

George Soros ist alt, reich und rasend ruhelos. Er verdient am schwachen Yen - und kämpft für die Rettung des Euro. Das Porträt eines Getriebenen zwischen Großzügigkeit und Größenwahn.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Börsenlegende, Meisterspekulant, Hedge-Fonds-Magier - George Soros ist eine lebende Finanzlegende Quelle: Ingo Rappers für WirtschaftsWoche

Opi drischt auf Mutti ein, das hat in den Schweizer Bergen schon Tradition. Jahr für Jahr nutzt George Soros die Bühne des Weltwirtschaftsforums in Davos, um sich mit einer gezielten Provokation in eine der Hauptrollen zu drängen. Als Bösewicht lässt der schrullige Senior dabei am liebsten auftreten: das vermalemerkelte Deutschland.

Ende Januar war es mal wieder so weit. Soros dämonisierte Deutschland als Schuldigen eines heraufziehenden Währungskrieges. „Die Deutschen glauben an Einsparungen, der Rest der Welt glaubt an geldpolitische Lockerungen“, befand der Starspekulant. Die Regierung Merkel zwinge ganz Europa einen eisernen Sparkurs auf und mache damit den Euro kaputt, sagte Soros, es sei „einfach die falsche Politik“ und noch dazu eine, „die am Ende ganz Europa in die Krise treibt“. Von den Berggipfeln hallte ein internationales Medienecho zurück.

George Soros geht mit Deutschland ins Gericht

Der mittlerweile 82 Jahre alte Finanzjongleur ist ein Mysterium. Er hat einen legendären Ruf weit über die Finanzwelt hinaus und mehr Geld, als er in diesem Leben verprassen könnte, selbst wenn er sich noch so anstrengen wollte. Aus der operativen Führung des 25-Milliarden-Dollar-Familienhedgefonds Soros Fund Management hat er sich zurückgezogen. Doch George Soros sei nicht der Typ des netten Opis, der im Lehnstuhl sitze und mit den Enkelkindern spiele, sagt eine Freundin der Familie in New York. „George liebt das Drama, die Kontroverse, das Spiel mit dem Risiko.“ Soros ist gesundheitlich angeschlagen, aber nicht zu bremsen, er absolviert ein strapaziöses Pensum mit voluminösen Zielen: Griechenland retten, den Euro und die gesamte Europäische Union dazu, und obendrein will er auch noch die Volkswirtschaftslehre revolutionieren.

Dafür nimmt George Soros viel Geld in die Hand. Leistet sich ein ebenso weitreichendes wie einflussreiches Netzwerk auch in Deutschland, darin so prominente Figuren wie Ex-Außenminister Joschka Fischer und der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Mit ihnen kämpft Soros für die Rettung des Euro, aber auch für sein eigenes Ego. Und für sein Vermögen? Wer sich mit dem Multimilliardär auseinandersetzt, erkennt einen Getriebenen zwischen Genius und Gier, Großzügigkeit und Größenwahn.

Als „klassisches Beispiel eines Parvenüs“ sieht ihn eine Weggefährtin. Als einen, der es von ganz unten bis nach ganz oben geschafft hat und doch nie genug bekommen kann. „Er ist nicht damit zufrieden, ein genialer Wirtschaftsmensch zu sein. Er hat den Ehrgeiz, auch als großer politischer Denker angesehen zu werden. Dabei entwickelt er einen messianistischen Eifer.“

Messianistischer Eifer

Dieser Eifer manifestiert sich zuallererst in den Open Society Foundations (OSF). Soros hat die Stiftungsgruppe 1979 gegründet und ihr inzwischen mehr als acht Milliarden Dollar zukommen lassen. Kaum ein Menschheitsproblem ist der Stiftung zu groß, um von ihr angepackt zu werden.

Das sagt die Presse über Soros

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa, wo Soros viele Oppositionsbewegungen unterstützt hatte, organisiert die Stiftung mit Sitz in New York nun Bildungs- und Demokratieprojekte, setzt sich für Menschenrechte ein, bekämpft Armut und fördert freie Medien; sie will eine liberalere Drogenpolitik und die Freigabe von Marihuana, den Kampf gegen den Klimawandel unterstützen und AIDS ausrotten; sie fördert Universitäten und gründete mit der Central European University in Budapest auch selbst eine. Jüngst legte Soros seinem Stiftungschef Christopher Stone nahe, besondere Hilfsprojekte für Griechenland aufzulegen. Was genau geplant ist, könne er noch nicht sagen, teilt Stone auf Nachfrage mit: „Die Lage in Griechenland ist sehr unübersichtlich.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%