Pro Draghis Rede war eine geniale Maßnahme

Exakt zwei Jahre ist es her, dass der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi erklärte: Die EZB werde den Euro retten, koste es, was es wolle. Unter dem Strich war die Aussage ein voller Erfolg.

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Giordano Lombardo Quelle: dpa Picture-Alliance

Mario Draghis „Whatever it takes“-Rede hat bewirkt, was sie bewirken sollte – den Euro zu erhalten und Wirtschaft und Finanzmärkte zu beruhigen. Und dies, ohne dass es einen einzigen Euro gekostet hätte. Denn die wichtigste Maßnahme nach der Rede, das Outright-Monetary-Transaction-Programm (OMT), wonach die EZB kurzfristige Anleihen von Euro-Staaten kaufen kann, wurde kein einziges Mal in Anspruch genommen. Unter dem Strich waren Rede und Programm nicht mehr als eine geniale Kommunikationsmaßnahme.

Unsicherheiten und Schwankungen an den Finanzmärkten wurden eingedämmt, die Kreditkosten für Regierungen, Banken und, in geringerem Maße, für Unternehmen sanken vor allem in den besonders gefährdeten Ländern. Das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Euro war wiederhergestellt. Investoren, die wie wir immer an die Zukunftsfähigkeit des Euro geglaubt hatten, konnten in dieser Phase von der Einengung der Anleihen-Spreads und der Erholung der Aktienmärkte profitieren.

Die Reaktionen zum OMT-Programm

Heute, zwei Jahre später, steht die Währungsunion deutlich besser da: Es gibt wieder Wachstum, wenn auch nur ein bescheidenes. Ein Ende der Austerität ist in Sicht. Irland und Portugal haben den Rettungsschirm verlassen. Die Entwicklungen in Spanien und Italien erlauben verhaltenen Optimismus. Einige Ungleichgewichte zwischen Peripherie- und Kernländern, etwa bei Leistungsbilanzen, Lohnkosten und Produktivität, verringern sich allmählich. Ein Zerfall der Euro-Zone ist keine unmittelbare Bedrohung mehr.

Dennoch gibt es noch Baustellen: disinflationäre Tendenzen, schleppendes Wachstum, eine unterschiedlich starke Erholung in Nord- und Südländern, eine schwache Nachfrage nach Unternehmenskrediten und eine Fragmentierung der Kreditmarktkonditionen. Die EZB hat erste unkonventionelle Maßnahmen ergriffen, etwa negative Einlagezinsen und ein Programm zur Stärkung der Kreditvergabe an Unternehmen. Wir meinen jedoch, dass der Ball zurzeit eher im Feld der Politik liegt. Unmittelbar wäre vielleicht ein europaweites Infrastrukturprogramm geeignet, um eine Brücke zwischen Austeritäts- und Wachstumspolitik zu schlagen. Auch gilt es, den Geburtsfehler des Euro, die Schaffung einer Währungsgemeinschaft ohne gemeinsame Wirtschafts- und Fiskalpolitik, nach und nach zu korrigieren.

Contra: Lesen Sie hier, warum Daniel Stelter, Gründer des makroökonomischen Diskussionsforums "Beyond the obvious", gegen Mario Draghis Strategie des notfalls unbegrenzten Ankaufs von Staatsanleihen ist.

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