Proteste in Katalonien Madrid entsendet mehr Polizei nach Barcelona

In einer Woche will Katalonien über seine Unabhängigkeit abstimmen. Die Proteste gegen die Zentralregierung, die das Referendum verhindern will, blieben bisher friedlich. Dennoch schickt Madrid weitere Polizisten.

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Demonstranten in Barcelona Quelle: dpa

Angesichts der gespannten Lage und der Proteste kurz vor dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien will die spanische Regierung die Zahl der Sicherheitskräfte aufstocken. Neben Polizisten würden auch weitere Mitarbeiter der paramilitärischen Polizeieinheit Guardia Civil in die Region entsandt, teilte das Innenministerium am Freitag in Madrid mit, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Ihre Aufgabe sei es, die öffentlichen Räume zu schützen und die Ordnung zu bewahren, falls es am 1. Oktober tatsächlich zu der vom Verfassungsgericht verbotenen Abstimmung kommen sollte, hieß es.

In Barcelona und vielen Dörfern gab es Proteste, seit die Guardia Civil am Mittwoch auf Anweisung aus Madrid 14 separatistische Politiker und Beamte festgenommen hatte. Darunter war auch der stellvertretende katalanische Minister für Wirtschaft und Finanzen, Josep Maria Jové. Mittlerweile seien alle wieder auf freiem Fuß, berichteten spanische Medien.

In der Nacht zum Freitag hatten erneut Hunderte Menschen vor dem Justizpalast von Barcelona ausgeharrt, um die Freilassung der Inhaftierten zu fordern und für das Recht auf die Volksabstimmung zu demonstrieren. Die Stimmung war aber nicht mehr so angeheizt wie in den Vortagen und entspannte sich im Laufe des Freitags weiter.

Viele Demonstranten hätten in der Nacht stundenlang getanzt und gesungen, während sie Spruchbänder und die „Estelada“ schwenkten - die Flagge der Unabhängigkeitsbewegung der Region. Im Laufe des Donnerstags hatten noch mindestens 20 000 Demonstranten an den Kundgebungen teilgenommen, wie die Zeitung „El Diario“ berichtete.

„Ich erwarte keine Gewalt, die Menschen hier sind sehr friedlich“, sagte Jaume López, Professor für Politik- und Sozialwissenschaften an der Universität Pompeu Fabra (UPF) in Barcelona der Deutschen Presse-Agentur. „Sie wollen nur herausschreien, dass sie das Recht auf ein Referendum haben wollen.“

Die Zentralregierung in Madrid will die Abstimmung über die Abspaltung der wirtschaftsstarken Region um jeden Preis verhindern. Die katalanische Regionalregierung von Carles Puigdemont hat hingegen angekündigt, das vom Verfassungsgericht untersagte Referendum auch gegen den Willen Madrids durchzuführen. Er habe einen „Notfallplan, um die Volksbefragung zu garantieren“, betonte Puigdemont. Auch López betonte: „Es wird am Sonntag ein Referendum geben. Vielleicht kein normales Referendum, aber sicherlich eine Mischung aus einer Abstimmung und politischer Mobilisierung.“

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