Rating-Agenturen Angriff auf S&P, Moody's und Fitch

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Mächtige Gegner

Roland Berger Quelle: dpa

Markus Kralls Gegner sind mächtig. Jedes Unternehmen, jede Bank, jeder Staat, der sich von Investoren am Kapitalmarkt Geld besorgen will, braucht ein Urteil über seine Kreditwürdigkeit. Je besser es ausfällt, desto günstiger lässt sich Geld besorgen. Ein gutes Urteil signalisiert Investoren: Hier ist dein Geld sicher. Und für solch ein Urteil wenden sich fast alle an die großen drei. Ihre Macht ist tief in Vorschriften verankert, ihre Beliebtheit bei Investoren ungebrochen. Der Kampf des Markus Krall ist daher ein ungleicher Kampf. Doch Krall will ihn wagen. Allein gegen die großen drei.

Für den Fall, dass er im Sommer Vollzug melden kann, hat Markus Krall einen Plan – entwickelt in vielen Gesprächen mit Experten, Aufsehern und Offiziellen, mit der Rückendeckung von Roland Berger. Der Plan beginnt mit der Gründung einer Stiftung, einer European Rating Foundation. Krall hofft, 12 bis 18 Monate nach Tag eins mit dem ersten Rating auf den Markt zu kommen. Beginnen will er mit der Einstufung von Staaten. Unternehmen und Banken kommen später. Frei nach der Logik: Die Kreditwürdigkeit einer Bank kann nicht besser sein als die des Staates, der sie im Krisenfall stützt.

95 Prozent aller Ratings von den großen drei

Kralls Ziele sind ehrgeizig: Binnen drei Jahren will er 1.000 Mitarbeiter einstellen. Bereits nach fünf Jahren soll die neue Rating-Agentur auf 25 Prozent Marktanteil in Europa kommen. Nach zehn Jahren auf 25 Prozent weltweit.

Derzeit vergeben die großen drei zusammen geschätzte 95 Prozent aller Ratings weltweit und allein S&P und Moody’s rund 80 Prozent. Die drei Rating-Agenturen sind »die De-facto-Zulassungsstelle für den Kapitalmarkt«, sagt die Verbraucherschützerin Barbara Roper von der Consumer Federation of America. Zuständig für die Zulassungen sind bei den großen drei – sieht man von Tausenden assistierenden Mitarbeitern ab – jeweils etwas mehr als 1.000 Analysten. Das sind wenige und zugleich viele. Der nächstgrößere Konkurrent in den USA beschäftigt gerade mal ein Zehntel dieser Zahl.

Konkurrenz? Ja, es gibt bereits andere Rating-Agenturen: DBRS aus Kanada zum Beispiel, Dagong in China oder Euler Hermes in Deutschland. Insgesamt sind weltweit, je nach Quelle, 70 bis 150 Rating-Agenturen aktiv, allerdings nur regional oder in einzelnen Wertpapierklassen. Investoren mit Milliardenvermögen streuen ihr Geld aber nun mal gerne weltweit und über alle Anlageklassen hinweg, bevorzugen dafür Urteile aus einem Hause. Und das bieten ihnen nur die großen drei.

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