Schäubles Abschied bei Euro-Ministern Harter Hund, Buhmann, wichtiger Ratgeber

Eurogruppe und Wolfgang Schäuble - für viele war dies in den vergangenen Jahren eine untrennbare Kombination. Nun gibt der harte Sparkurs-Verfechter seine Abschiedsvorstellung in dem wichtigen Währungsgremium.

Acht Jahre lang bestimmte Wolfgang Schäuble (CDU) als Bundesfinanzminister die Diskussionen in der Eurogruppe maßgeblich Quelle: dpa
Buhmann und HassfigurJahrelang ging es dabei vor allem um ein Thema: Griechenland. Das völlig überschuldete Land wurde nur mit Hilfe internationaler Geldgeber vor der Pleite gerettet. Im Gegenzug musste und muss die Regierung in Athen seit 2010 immer wieder weitreichende Reformen und schmerzhafte Ausgabenkürzungen umsetzen. Im laufenden Hilfsprogramm stehen bis Mitte 2018 bis zu 86 Milliarden an Krediten bereit. Schäuble bestand in nervenaufreibenden und bis tief in die Nacht dauernden Auseinandersetzungen in Brüsseler Verhandlungsräumen vor allem in der Hochphase der Krise bis 2015 stets auf einem strikten Sparkurs und der rigorosen Umsetzung sämtlicher Abmachungen. Dies, gepaart mit seinen Sprüchen und teils fein-bissiger Ironie, machte ihn in Griechenland zum Buhmann und zur Hassfigur. Quelle: REUTERS
Clinch mit Varoufakis„We agree to disagree“ ist Schäubles heute als Klassiker geltender Satz, mit dem - nach einem Treffen mit dem damals neuen griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis - eine der schwierigsten Epochen des kleinen Eurolandes begann. Varoufakis konterte prompt: „Wir sind uns nach meinem Verständnis nicht einmal darin einig.“ Den Höhepunkt markierte Schäubles pointierter Ausspruch „Am 28., 24 Uhr, isch over“. In der aufgeheizten Griechenland-Debatte machte der schnell die Runde. Dabei hatte der deutsche Finanzminister eigentlich nur auf seine eigenwillige Art eine Deadline bekräftigt, bis zu der aus Sicht der Eurogruppe eine Lösung stehen musste. Am 28. Februar 2015 war ein Hilfsprogramm und damit auch vereinbarte Kredithilfen für Griechenland ausgelaufen. Quelle: dpa
Besonnenere TöneSeitdem hat sich der Wind in der Eurogruppe - auch für Schäuble - gedreht. Varoufakis ist längst weg, sein Nachfolger Euklid Tsakalotos (rechts) gibt sich diplomatischer und als besonnener Vertreter leiserer Töne. Quelle: dpa
Reformen sind auf KursNichtsdestotrotz ist Griechenland von der Agenda der Eurogruppen-Treffen weitgehend verschwunden. Bei Schäubles Abschiedsvorstellung in dem wichtigen Währungsgremium soll das Thema nicht diskutiert werden. Die Spar- und Reformmaßnahmen und die wirtschaftliche Erholung des Landes sind auf Kurs, so die offizielle Lesart. Die Frage, ob Griechenland wegen seines Schuldenbergs, der nach wie vor bei knapp 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt und damit weit höher ist als in allen anderen EU-Staaten, weitere Erleichterungen benötigt, wird wenn erst Mitte 2018 für Zündstoff sorgen. Auch über ein möglicherweise notwendiges viertes Hilfsprogramm spricht derzeit niemand. Quelle: AP
Dienstältester Euro-FinanzministerWenn Schäuble nun abtritt und am 24. Oktober erwartungsgemäß zum Bundestagspräsidenten gewählt wird, hinterlässt er als dienstältester Euro-Finanzminister seinem Nachfolger in der Gruppe damit einen aufgeräumten Schreibtisch. Quelle: dpa
Ratgeber und FreundSchäuble werde bei seiner letzten Sitzung sicherlich noch einmal „gebührende Anerkennung“ gezollt. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem (links) nahm den Abschied schon einmal vorweg: „Ich werde Schäuble vermissen als Ratgeber und Freund“, sagte er vorab. „Schäuble mag in der Sache hart sein. Aber er war unter Kollegen immer freundlich und zuvorkommend.“ Quelle: AP
AbschiedsschmerzSchäuble selbst kommentierte seinen Abgang als Bundesfinanzminister für seine Verhältnisse fast sentimental: „Ich habe mich schon vor der Wahl entschieden, es nicht mehr zu machen. Weil, acht Jahre sind genug. Aber natürlich ist auch ein gewisser Abschiedsschmerz dabei.“ Quelle: dpa
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