Schuldenkrise Verzockt - Wie Pleitebanken Europa in die Knie zwingen

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„Das Wort Zockerei kann ich nicht bestätigen“

Und wohl auch: Her mit dem Steuergeld. Wie hoch der Schaden für die öffentliche Hand im ungünstigsten Fall sein könnte, wird erst nach Vorliegen des Restrukturierungsplans abschätzbar sein. Insgesamt jedoch sollen in den Bankbilanzen slowenischer Institute Löcher von rund 7,5 Milliarden Euro sein. Für ein Land mit zwei Millionen Einwohnern, das 2012 ein Bruttoinlandsprodukt von 35,5 Milliarden Euro vorweisen konnte, ist diese Summe kaum zu stemmen. Seit Monaten diskutieren die Euro-Finanzminister, ob Slowenien diese Last tragen kann oder ob es als sechstes Land Kredite aus dem Euro-Rettungsschirm ESM braucht. Damit würde dann die Gemeinschaft für die Banken-Rettung – nachträglich also für das Missmanagement der Ex-Vorstände von „Factor Banka“ & Co. – haften. Ist das gerecht?

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„Ich weiß es nicht“, sagt Klaus Schuster, der neue Vorstandsvorsitzender der „Factor Banka“, offen. „Ich verstehe, dass der Steuerzahler Zweifel hat und es lieber sehen würde, wenn die Schuldigen oder auch die Banken-Eigner beteiligt werden würden. Auf der anderen Seite wäre bei einer Banken-Pleite alle Einlagen oberhalb von 100.000 Euro weg gewesen.“ Er verstehe seine Aufgabe so, „dass wir alles daran setzen, den Steuerzahler so wenig wie möglich zu belasten“. Ganz ohne das Geld der öffentlichen Hand werden sich die faulen Kredite aber nicht aus der Welt schaffen, gibt auch der Österreicher unumwunden zu.

„Überall dort, wo wir einen Verdacht schöpfen, die ehemaligen Entscheidungsträger der Bank hätten vorsätzliche Fehler begangen, müssen wir es der Staatsanwaltschaft und den Korruptionsbehörden melden“, unterstreicht Schuster. An einer Hexenjagd wolle er sich aber nicht beteiligen.


Ein vorsätzliches Fehlvorhalten wird den ehemaligen Entscheidern so oder so kaum nachweisbar sein. Denn klar ist auch, dass eine Bank, die eine hohe Rendite will, auch ein höheres Risiko tragen muss. Die Frage ist nur: Wo ist es noch Risiko, wo beginnt die Zockerei – dazu noch mit fremden Geld?

„Das Wort Zockerei kann ich nicht bestätigen“, sagt Klaus Schuster. Dass es zu Fehlverhalten gekommen ist, mag er nicht ausschließen. „Bisher galt allzu oft das Motto: Augen zu, alle Wünsche der Kunden und des Management finanzieren und das Beste hoffen.“ So könne es nicht weitergehen, ohne die Wirtschaft und den Staat zu ruinieren. Genau das haben Schusters Vorgänger – fahrlässig oder vorsätzlich – gemacht.

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