Schuldenkrise Der Euro ist nicht schuld an der Krise

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Die großen Länder sind das Problem

Staatsverschuldung Griechenland Quelle: Reinhardt-Rogoff

Für Griechenland möchte ich mit einem einfachen Schaubild verdeutlichen, dass die griechische Verschuldung nicht erst mit der Einführung des Euro angestiegen ist. Ganz im Gegenteil; die griechische Verschuldung wuchs kontinuierlich und rasant seit dem EU-Beitritt des Landes im Jahr 1981.

Diese Entwicklung setzte allerdings auf der Zielgeraden zur Einführung des Euro aus und stieg erst wieder mit der Wirtschaftskrise im Jahr 2006/7 an. Insofern stoppte die Einführung des Euro den griechischen Schuldenverlauf über einen Zeitraum von etwa 10 Jahren. Mittlerweile stehen Griechenland, aber auch Irland und Portugal unter Aufsicht der Troika, während sich große Nehmerländer wie Italien und Spanien erfolgreich gegen diese Kontrolle wehren. Die europäische Zentralbank kam Italien sogar mit ihrer Entscheidung zu Hilfe, Staatsanleihen unbegrenzt aufkaufen zu wollen.

Das wirft eine bisher vernachlässigte Frage auf: Sind weniger die kleinen als vielmehr die großen Länder das eigentliche Problem des Euro? Offensichtlich kommen kleine Länder unter das Diktat der Troika, während sich die größeren Länder diesem entziehen. Gleichzeitig übertrifft das Schuldenvolumen größerer Länder das der kleinen um ein Vielfaches, das Deutschland mit einem eheblichen Anteil absichert.

Anstatt also den Austritt Griechenlands zu propagieren, wäre die Forderung nach dem Austritt Italiens, Spaniens und vielleicht sogar Frankreichs aus dem Euro oder sogar der EU konsequent. Das hat die „Alternative für Deutschland“ im bisherigen Wahlkampf vielleicht lediglich aus wahltaktischen Gründen vermieden. Zwar steigt das Unbehagen über die Absicherung des Euro, aber selbst dem eurokritischen Wähler würde eine Austrittsforderung gegenüber Gründungsmitgliedern der EU wohl zu weit gehen. Aussichtsreicher erscheinen aus meiner Sicht deshalb die Versuche, den Wirtschafts- und Stabilitätspakt zu reformieren. 

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