Schuldenkrise Euro-Finanzminister verlieren sich im Geschacher

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Juncker macht in wenigen Wochen Schluss

Der irische Finanzminister Michael Noonan (li.) will prüfen lassen, ob sein Land Anspruch auf Zinsrabatte wie Griechenland hat. Der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker (re.) macht gute Miene zum bösen Spiel. Im neuen Jahr kann er deutlicher seine Meinung sagen. Als Eurogruppenchef tritt er qua Amt als Vermittler auf, doch schon in wenigen Wochen will er sein Amt niederlagen. Dann streitet er nur noch als luxemburgischer Premier über die Euro-Rettung. Quelle: REUTERS

Schon heute steht fest, dass der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, zum Jahreswechsel sein Amt niederlegen will. Das gab der luxemburgische Regierungschef überraschend am Montagabend bekannt. Er habe die Finanzminister darüber informiert, dass er wie im schon im Sommer angekündigt Ende des Jahres oder Anfang kommenden Jahres ausscheiden wolle. Er habe sie gebeten, einen Nachfolger zu suchen, sagte Juncker.

Der Luxemburger führt die Eurogruppe seit ihrer Gründung mit Einführung der Einheitswährung. Schon bis zum Sommer war hitzig über seine Nachfolge diskutiert worden, nachdem er seine Amtsmüdigkeit kundgetan hatte. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte im Frühjahr seinen Hut in den Ring geworfen - war aber von der neuen französischen Regierung abgelehnt worden. Für Schäuble ist das schade, für Deutschland hätte es schlimmer kommen können.

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Schließlich hätte der deutsche Finanzminister in Brüssel an Macht verloren. Denn der Chef der Eurogruppe bereitet die Euro-Spitzentreffen vor. Er setzt die Themen. Allerdings besteht seine Aufgabe auch darin, Dialoge anzustoßen, Visionen zu formulieren und zwischen den Euro-Partnern zu vermitteln. Der Vorsitzende der Eurogruppe muss ein Moderator und Vermittler sein, kein "Basta"-Politiker.

Was das zuweilen bedeutet, zeigt die Positionierung Jean-Claude Junckers in der Schuldenkrise. Zwar unterstützte der Luxemburger stets die deutsche Haltung, wonach die Schuldenkrise nur durch Haushaltsdisziplin gelöst werden könne. Dennoch musste der Eurogruppen-Chef zunehmend auch Verständnis für die Sudeuropäer zeigen, die auf Wachstumsprogramme und eine Vergemeinschaftung von Schulden drängen.

Deutschland aber kann es sich nicht leisten, von seiner - inzwischen zuweilen auch schon aufgeweichten - Haltung (weiter) abzurücken bzw. einen Streit mit einem deutschen Eurogruppen-Chef zu führen. Streit gibt es in der Europäischen Union und in der Eurogruppe, das hat das Ecofin-Treffen eindrucksvoll gezeigt, schon genug.

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