Er begann in einem Blog Geschichten über griechische Weine und Weingüter zu erzählen, um Interesse zu wecken, nutzte soziale Netzwerke. Alles mit einem Gewissen Risiko, denn das finanzierte Stolz aus eigener Tasche. Der Mut lohnte sich aber: "Nach und nach erhielt ich den Ruf des griechischen Weinexperten. Radiointerviews und Zeitungsartikel folgten nach und nach". Ein Auftritt in einer Fernsehshow über Wein öffnete dem Ökonomen schließlich die Türen in die USA. Seitdem wächst Stolz' Geschäft in den USA.
Die Kommission für Stolz zahlt der Importeur. Mit diesem Geschäftsmodell behält er seine Unabhängigkeit gegenüber der griechischen Weinindustrie. "Ich brauche niemanden Gefallen zu tun, oder Weine anzubieten, weil ich irgendwelche Verpflichtungen habe. Das Geschäftsverhältnis liegt zwischen mir und dem Importeur, nicht dem Weingut", so Stolz.
Griechischer Wein habe aber vor allem noch ein Imageproblem: "Die Weine, die in den letzten 10, 15 Jahren exportiert wurden, waren nicht die besten Weine. Es sind vor allem nach Deutschland Weine verkauft worden, die keine gute Qualität hatten und die in Deutschland unten auf den Boden zum Bücken gestellt wurden." Retsina sei das beste Beispiel dafür.
Fragt man Deutsche nach einem griechischen Wein, so ist es meist dieser weiße, trockene mit Hartz versetzte Tafelwein, der genannt wird. Über Jahrzehnte war es der "Billig-Fusel" den die Jüngsten kauften. Oder die, denen egal war, wie es schmeckt. Griechenlandurlauber kehren zudem besonders gerne in der traditionellen Taverne ein, für ein gutes griechisches Essen. Aber auch für griechischen Wein? Meistens nichts für Feinschmecker. Denn in der süßen kleinen Taverne Griechenlands werden zumeist offene Hausweine serviert. Der Wein stammt dann häufig von den eigenen Reben oder denen des Hobbywinzers von nebenan. Qualitätsprodukte können Touristen hier somit zumeist nicht erwarten.
Dadurch wurde griechischer Wein vielerorts Synonym für schlecht schmeckenden Wein. Kein Wunder also, dass griechische Weine im Ausland ein recht schlechtes Image hat. Stolz' Erklärung: "Die griechische Weinwirtschaft hat viele Jahre versäumt, gute Marketingaktivitäten im Ausland zu machen."
Zukunftsszenarien für Griechenland
Die Eurogruppe billigt einen Schuldenschnitt, die Banken erlassen dem Land daraufhin 100 Milliarden Euro. Somit gibt es auch grünes Licht für weitere Hilfen der Eurozone in Höhe von insgesamt 130 Milliarden Euro. Die Europäische Zentralbank (EZB) füllt eine Finanzlücke, damit Griechenlands Schuldenstand bis 2020 wie angepeilt sinken kann. Im Gegenzug unterwirft sich Griechenland einer strikten Überwachung der EU und gibt Kompetenzen in der Haushaltspolitik ab. Das Land leidet noch jahrelang unter Einsparungen, innenpolitischer Unruhe und Rückschlägen. Der Weg zu einer Erholung ist lang und mühsam.
Die Eurozone will zunächst keine weitere Hilfe zusagen. Problem ist der für 2020 trotz Hilfspaket und Gläubigerverzicht erwartete Schuldenstand von 129 Prozent der Wirtschaftskraft, anstatt der angestrebten 120 Prozent. Der Rettungsplan muss also überdacht werden. Zudem wählen die Griechen im April. Die Euro-Länder wollen das Votum abwarten und mit den dann regierenden Parteien Vereinbarungen über Einsparungen und Reformen treffen, bevor sie weiteres Geld überweisen. Mit restlichen Mitteln aus dem ersten Hilfsprogramm wird ein im März drohender Bankrott vorerst verhindert.
Nach zwei Jahren Schuldenkrise nimmt die Eurozone einen Kurswechsel vor: Griechenland soll kontrolliert in die Pleite geführt werden, jedoch in der Eurozone bleiben. Nun kommen Milliardenkosten nicht nur auf die privaten Gläubiger, sondern auch auf die EZB zu: Athen ändert per Gesetzesänderung die Haftungsklauseln für seine Staatsanleihen - und erzwingt einen Verzicht. Die EU arbeitet an einem finanziellen und wirtschaftlichen Neustart des Landes, der ebenfalls viel Geld kostet.
Der Rettungsplan scheitert, die Griechen haben zudem Vorschriften und Kontrolle der Euro-Länder satt. Das Land erklärt seinen Bankrott und die Rückkehr zur Drachme. Wirtschaft und Finanzbranche werden über das Land hinaus erschüttert, Firmen und Banken gehen pleite. Die Kaufkraft der Griechen nimmt massiv ab, soziale Unruhen sind die Folge. Mit der Drachme sind griechische Produkte auf dem Weltmarkt zwar billiger, ein positiver Effekt auf die marode Wirtschaft zeigt sich jedoch nur sehr langsam. Die Europäische Union bemüht sich mit Konjunkturprogrammen, den weiteren Absturz des Landes zu mildern.
Schlechtes Marketing, wie beim Wein, zeige sich in vielen Projekten: "Ich überlege jeden Tag, wie man auch andere griechische Produkte im Ausland vertreiben kann." Stolz arbeitet deshalb mit verschiedenen Unternehmen zusammen, um sie zu unterstützen und neue Geschäftskonzepte in Griechenland zu etablieren, die wirtschaftlich sind.
Denn nicht nur Markus Stolz' Weinexport ist ein Beispiel für Potenzial und Wirtschaftlichkeit in Griechenland. "Griechenland muss dieses Potential nutzen und beispielsweise mit seinen Häfen eine zentrale Rolle im Handel spielen", sagte Schulz in Athen und sprach damit genau solch ein weiteres Beispiel an: Vor rund zwei Jahren mietete sich in Griechenlands drittgrößten Hafen in Piräus das chinesische Logistikunternehmen Cosco ein und übernahm einen großen Teil der Hafenanlage. Nach zahlreichen Investitionen konnte Cosco das umgesetzte Volumen verdreifachen.