Für die Euro-Zone war 2012 kein gutes Jahr. Erst ließ Mario Draghi die „Dicke Bertha“ zwei Schüsse abfeuern. Und weil die Geldschwemme Ende 2011/Anfang 2012 die Misere der klammen Südländer nicht heilen konnte, legte die Notenbank im Sommer nach: Notfalls wollen die Währungshüter unbegrenzt Staatsanleihen der Krisenstaaten kaufen. Die Botschaft aus dem Frankfurter Eurotower, verkündet gegen erbitterten Widerstand der Deutschen Bundesbank, erreichte auch die Spekulanten: Der Euro wird gerettet – koste es, was es wolle.
Kanzlerin Angela Merkel, Finanzminister Wolfgang Schäuble und ihre europäischen Kollegen eilen derweil von Krisengipfel zu Krisengipfel. Ende November drehten die internationalen Geldgeber wieder einmal in letzter Minute den Geldhahn für Griechenland auf.
Seit drei Jahren hält die Schuldenkrise den Kontinent in Atem. Fünf von 17 Euroländern sind inzwischen auf Hilfen ihrer Partner angewiesen: Nach Griechenland, Irland und Portugal baten in diesem Juni auch das Schwergewicht Spanien sowie Zypern um Hilfsgelder. Allmählich wird es eng unter den Rettungsschirmen EFSF/ESM. Doch auch Slowenien, Italien und mit Abstrichen Frankreich rutschen immer tiefer in die Krise und gelten (zumindest die beiden Erstgenannten) als potenzielle Kandidaten für den Notfallfonds.
Die Chronik der Schuldenkrise
Um die Schuldenkrise einzudämmen, spannen die Finanzminister und der IWF einen Rettungsschirm (EFSF) für pleitebedrohte Euro-Mitglieder. Insgesamt 750 Milliarden Euro sollen im Notfall fließen. Der damalige Kanzleramtsminister Thomas de Maizière resümiert, jetzt komme „Ruhe in den Karton“.
Als erstes EU-Land schlüpft Irland unter den EFSF. Europäer und IWF schnüren ein Hilfspaket von 85 Milliarden Euro. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hält Sorgen vor einem Überschwappen auf Portugal für unbegründet: „Gerede über eine Ansteckung hat keine wirtschaftliche oder rationelle Grundlage.“
Nach einem Hilferuf aus Lissabon setzt die EU ein Rettungspaket für Portugal in Gang. Höhe: Rund 80 Milliarden Euro. Schäuble sieht die Gefahr einer Ausbreitung der Krise zunächst als gebannt an: „Die Ansteckungsgefahr ist geringer geworden.“
Die EU-Finanzminister beschließen eine Ausweitung des EFSF. Deutschlands Anteil steigt von 123 auf 211 Milliarden Euro. Damit bis zu 440 Milliarden Euro an Krediten gezahlt werden können, müssen die Euro-Länder ihre Garantien auf 780 Milliarden Euro erhöhen. Merkel verteidigt das: „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“
Athen beantragt ein zweites Hilfspaket. Es beläuft sich schließlich auf 159 Milliarden Euro. Erstmals beteiligen sich auch private Gläubiger Athens, ihr Anteil beträgt rund 50 Milliarden Euro.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft nun auch Staatsanleihen von Italien und Spanien auf, um beide Länder zu stützen.
Nach einem Doppelgipfel beschließen die Euro-Länder das bislang dickste Paket zur Eindämmung der Krise: Griechenlands Schulden werden um 50 Prozent gekappt. Das im Juli beschlossene 109-Milliarden-Programm wird modifiziert: Nun soll es zusätzliche öffentliche Hilfen von 100 Milliarden Euro geben, sowie Garantien von 30 Milliarden Euro, mit denen der Schuldenschnitt begleitet wird. Die Schlagkraft der EFSF soll auf rund eine Billion Euro erhöht werden. Zudem müssen Europas Banken ihr Kapital um mehr als 100 Milliarden Euro aufstocken. „Ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen“, bilanziert Merkel. Und Frankreichs Finanzminister François Baroin sagt erleichtert: „Es gab ein Explosionsrisiko. Das Abkommen von heute Nacht ist eine freundschaftliche, globale und glaubwürdige Antwort.“
Silvio Berlusconi steht vor dem Aus. Bei der Abstimmung über den Rechenschaftsbericht 2010 verfehlt er im italienischen Parlament die absolute Mehrheit. Am Abend kündigt er seinen Rücktritt an. Zuvor sollen aber noch die Brüssel zugesagten Reformen beschlossen werden.
Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou kündigt in Athen seinen Rücktritt an.
Nahezu alle Mitgliedstaaten einigen sich beim EU-Gipfel in Brüssel nach zähen Verhandlungen auf eine Fiskalunion. Großbritannien steht im Abseits. Eine Spaltung der EU wird abgewendet.
Die Eurogruppe gibt ein zweites Griechenland-Paket frei. Der IWF beteiligt sich daran mit 28 Milliarden Euro.
Spaniens Regierung kündigt an, zur Sanierung der maroden Banken ein Rettungspaket "light" zu beantragen. Die Eurogruppe sagt Madrid bis zu 100 Milliarden Euro zu.
Nach langem Zögern flüchten Spanien und auch Zypern unter den Euro-Rettungsschirm. Der Finanzierungsbedarf beider Länder zur Rekapitalisierung ihres Bankensektors ist noch unklar.
Das deutsche Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe genehmigt den ESM-Rettungsschirm unter Vorbehalten. Die Bedingung: Es müsse sichergestellt werden, dass die Haftung Deutschlands auf die vereinbarten 190 Milliarden Euro beschränkt bleibe. Ohne erneute Zustimmung Deutschlands - und damit des Bundestags - dürfen keine höheren Zahlungsverpflichtungen begründet werden. Damit kann Deutschland dem permanenten Euro-Rettungsschirm ESM beitreten. Bis zur Entscheidung aus Karlsruhe hatte Deutschland bislang als einziges Euro-Land den Vertrag über den „Europäischen Stabilitätsmechanismus“ ESM noch nicht ratifiziert. Erst mit der Beteiligung des größten Mitgliedsstaats kann der Rettungsschirm in Kraft treten.
Im Gegenzug für die Milliardenkredite der internationalen Geldgeber haben die Pleiteländer Reformen versprochen und sich zu ehrgeizigen Sparprogrammen verpflichtet. Diese allerdings wurden allzu oft ignoriert. Wie stehen die Euro-Pleiteländer Ende 2012 da? Wer hat Reformen nicht nur versprochen, sondern auch durchgezogen? Wo gehen die Schuldenberge zurück? WirtschaftsWoche Online hat die Krisenländer unter die Lupe genommen und die Abschlusszeugnisse 2012 verteilt.
Irland
Die Ersten werden die Letzten sein? Nicht so ganz. Irland schlüpfe 2010 als erstes Euro-Land unter den Rettungsschirm. Gut möglich, dass es auch als erste Pleite-Nation wieder auf eigenen Beinen stehen kann.
Rückblick: Im November 2010 schlüpfte Irland unter den Euro-Rettungsschirm, nachdem die Immobilienblase im Land platze und der Bankensektor kollabierte. Die Arbeitslosigkeit stieg bis an die 15-Prozent-Marke, binnen eines Jahres stieg die Risikoprämie, die Anleger für zehnjährige Staatspapiere fordern, von knapp 7,0 auf 10,62 Prozent. Das Haushaltsdefizit schwoll zeitweise um 32 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) an. Europäische Union und Internationaler Währungsfonds (IWF) eilten zur Hilfe und garantierten Kredite in Höhe von 67,5 Milliarden Euro.
Irlands Comeback trotz ungelöster Probleme
Aber die Iren kämpften sich zurück: Durch massive Lohn- und Gehaltskürzungen, geringere Lebenshaltungskosten und günstigere Mieten hat das kleine Land seine Wettbewerbsfähigkeit wieder verbessern können. Die Lohnstückkosten sind seit der Finanzkrise um 6,3 Prozent gefallen – das ist EU-Bestwert – ,in der herstellenden Industrie sogar um 42 Prozent. Die Folge: Irland steigert die Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen um 9,5 Prozent gegenüber dem Vorkrisen-Niveau. Vor allem Pharma- und Medizintechnikprodukte sowie Lebensmittel sind international gefragt. In diesem Jahr wächst die Wirtschaft voraussichtlich um knapp 0,5 Prozent, im kommenden Jahr laut Prognose der EU-Kommission um etwa 1,1 Prozent.
Auch die Investoren kehren zurück. Jüngst setzte der große US-Fondsmanager Franklin Templeton voll auf die grüne Insel und kaufte irische Staatsanleihen für mehr als acht Milliarden Euro. Die Zinsen – auf dem Höhepunkt der Krise bis auf 15 Prozent hochgetrieben – rutschen auf rund 4,5 Prozent. „Die Entwicklungen in Irland sind positiv. Trotz großer Schwierigkeiten macht das Land bei seiner Fiskalreform weiter Fortschritte und gilt immer mehr als Vorbild für andere Länder“, erklärte Michael Hasenstab, Fondsmanager und Renten-Experte bei Franklin Templeton.
Irlands Abschlusszeugnis 2012
Regierungschef Enda Kenny verfügt über breiten Rückhalt im Parlament. Auch Teile der Opposition unterstützen grundsätzlich Irlands Reformkurs. Widerstand kommt von den Gewerkschaften und aus der Wirtschaft.
Note: 2-
Die Lohnstückkosten wurden drastisch reduziert, die Wettbewerbsfähigkeit erhört, verkrustete Strukturen wurden aufgehoben.
Note: 2
In einer seiner ersten Amtshandlungen reduzierte Kenny sein Gehalt als Premier um sieben Prozent. Das Haushaltsdefizit wurde um fünf Prozentpunkte reduziert, Kritiker fordern aber mehr.
Note: 4+
Irland hat deutliche Fortschritte gemacht. Der Reformeifer ist hoch, der Sparwille fast befriedigend. Zieht die Konjunktur in den wichtigsten Abnehmerländern (Großbritannien, Deutschland) etwas an, dürfte Irland Ende 2013 wieder auf eigenen Beinen stehen können.
Note: 3+
Doch noch ist Irland nicht aus der Krise. Die Binnenkonjunktur stockt weiter. Viele Iren sind wegen geplatzter Immobilienträume immer noch bis über beide Ohren verschuldet, die Arbeitslosenrate liegt bei über 14 Prozent. Und die Schulden steigen weiter, in diesem Jahr um 8,3 Prozent des BIPs. Kritiker werfen der Regierung vor, Einsparpotenziale bei den Angestellten im Öffentlichen Dienst nicht zu nutzen.
Gleichzeitig herrscht in Politik und Gesellschaft Uneinigkeit, ob der Sparkurs fortgesetzt werden soll. 30 Milliarden Euro sollen bis 2014 eingespart werden, die Wirtschaft sorgt sich. „Wir sind der Ansicht, dass die Einkaufsstraße genauso wichtig ist wie die Wall Street“, betont Danny McCoy, Generalsekretär des irischen Unternehmerverbandes IBEC. Die Etat-Kürzungen dürften angesichts der schwachen Binnennachfrage nicht höher ausfallen als die bereits in Aussicht gestellten 3,6 Milliarden Euro, fordert der IBEC. Auch Gewerkschaftschef Begg warnt davor, die wacklige Konjunkturerholung abzuwürgen, und verlangt, die Einsparungen über einen längeren Zeitraum zu strecken.
Trotz der Unruhe: Im Juli 2012 erfolgte die Rückkehr an die Finanzmärkte. Das Land gab Anleihen mit einer Laufzeit von drei Monaten im Wert von 500 Millionen Euro aus und zahlte für das Geld 1,8 Prozent Zinsen. Kein Befreiungsschlag, aber ein erster Schritt.
Spaniens Reformeifer ist zu gering
Spanien
„2013 wird besser sein.“ Dies jedenfalls hofft der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy. Mit dieser Einschätzung steht die Madrider Regierung jedoch ziemlich allein da. Die Zentralbank stellte fest, dass eine Besserung der Wirtschaftslage im Euro-Krisenland nicht absehbar sei. Die EU-Kommission und die OECD zeichnen ein düsteres Bild. Nach ihren Prognosen wird die Wirtschaftskraft auch im nächsten Jahr um 1,4 Prozent schrumpfen, fast dreimal so viel wie von der Regierung erwartet.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt dramatisch. Die EU und die OECD gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote von derzeit 25 Prozent auf über 26 Prozent steigen wird. Von den jungen Leuten zwischen 16 und 24 Jahren sind in Spanien 52 Prozent ohne Job. Spanien, das vor Beginn der Krise Millionen von Zuwanderern aufgenommen hatte, ist wieder ein Auswanderungsland. Seit Anfang 2011 kehrten 810.000 Ausländer in ihre Heimat zurück, 120.000 Spanier suchten ihr Glück in der Fremde. Rajoy reagiert nur zögerlich. Die Reform des Arbeitsmarktes kommt nur schleppend voran.
Für die Sanierung maroder spanischer Banken wurden Ende November zunächst 37 Milliarden Euro freigegeben. Eine umfassende Rettungsoperation wollte Madrid bisher nicht beantragen – zu groß ist die Furcht vor dem strengen Blick der Troika-Augen und harten Reformauflagen. Zwar setzte Rajoy ein Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst durch, erhöhte die Mehrwertsteuer um drei Prozentpunkte und kreierte eine Benzinsteuer, die 2,3 Milliarden Euro einbringen soll. Doch das reicht nicht.
Spaniens Abschlusszeugnis 2012
Rajoy hat eine stabile Mehrheit im Parlament, doch der Druck von der Straße ist groß. Gewerkschaften und Arbeiter machen gegen seinen Sparkurs mobil, das Baskenland und Katalonien wollen sich abspalten.
Note: 3-
Eine Bonuszahlung für die Anstellung junger Leute, eine Lockerung des Kündigungsschutzes und weniger Tarifverträge: Rajoy hat Reformen angestoßen. Doch oft sind sie nicht entschieden genug. So müssen Zeitverträge nach zwei Jahren in volle Stellen umbesetzt werden, Abfindungen bleiben hoch.
Note: 4
Spanien wird 2012 wohl mit einem Haushaltsminus von acht Prozent des BIPs abschließen. Auch 2013 sieht die Prognose ein kräftiges Minus voraus (6,0 Prozent). Die Sparmaßnahmen sind weitgehend Kosmetik.
Note: 5
Spanien bleibt ein Sorgenkind. Premier Rajoy muss in Zukunft deutlich mehr sparen als 2012 und auch unliebsame Reformen gegen die Gewerkschaften durchführen. Gelingt das nicht, braucht Spanien 2013 Hilfe von außen – nicht nur für seine Banken.
Note: 4-
Nach einer EU-Prognose wird Spanien 2014 bei der Höhe des Budgetdefizits alle anderen EU-Staaten - einschließlich Griechenland - übertreffen.
Die Exportwirtschaft ist der einzige Bereich, in dem eine Besserung auszumachen ist. Aufgrund gesunkener Löhne steigerte Spanien seine Wettbewerbsfähigkeit und erzielte erstmals seit 1998 einen Handelsüberschuss. Dabei spielt allerdings auch eine Rolle, dass die Spanier weniger Güter aus dem Ausland importieren. Die Bauwirtschaft, deren Zusammenbruch vor gut vier Jahren die Krise auslöste, liegt nach wie vor am Boden.
“Spanien hängt zu 100 Prozent von der Wahrnehmung ab, dass es im Falle des Falles staatliche Unterstützung erhält”, sagte Russel Matthews, Fondsmanager bei BlueBay Asset Management Ltd. in London laut der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Die Fundamentaldaten sind so schlecht geworden, dass der Glaube an Spaniens Fähigkeit, auf eigenen Füßen zu stehen, verschwunden ist“, stellte er fest. Ohne die EZB habe Spanien die schwierige Wahl zwischen einem vollen Rettungsantrag oder dem Ausscheiden aus dem Euro.
Zypern verweigert jede Reform
Zypern
Lange Zeit war der Inselstaat mit seinen 800.000 Einwohnern und seinem Bruttoinlandsprodukt von 18 Milliarden Euro zu klein, als dass sich in der EU jemand ernsthaft mit Zypern beschäftigt hätte. Doch das hat sich geändert, seitdem Euro-Partner und Zypern über Milliarden-Rettungspakete diskutieren müssen.
Die größten Sorgen bereiten die Banken des Landes. Sie haben durch Fehlinvestitionen riesige Kapitallücken angehäuft. Rund ein Viertel ihrer ausgereichten Kredite gingen an Griechen, zudem halten die zypriotischen Geldinstitute in hoher Zahl griechische Staatsanleihen. Der IWF schätzt die Außenstände der zypriotischen Banken gegenüber griechischen Schuldnern – dem Staat wie privaten Kreditnehmern – Ende letzten Jahres auf 29 Milliarden Euro. Das ist gut das Eineinhalbfache der jährlichen Wirtschaftsleistung. Ob ein Großteil der Kredite jemals zurückgezahlt werden kann, ist mehr als fraglich. Die ersten Banken wackeln schon jetzt. Experten sprechen von bis zu zehn Milliarden Euro, die Zypern für die Rekapitalisierung seiner Banken braucht.
Für Zypern ist der Schuldige damit klar: Griechenland. „Wäre dieses Problem nicht, bräuchten wir gar keine Hilfe“, sagt der Sprecher des zyprischen Finanzministeriums Michalis Papadopoulos. Doch die Wahrheit ist: Die enge Verknüpfung hat das Land bewusst gewählt. Darüber hinaus verweigert es jede Reform und sucht den Schulterschluss zu Russland, anstatt sich zu westeuropäischen Standards zu bekennen.
Zyperns Abschlusszeugnis 2012
Eine Einigung der geteilten Insel (türkisch im Norden, griechisch-zypriotisch im Süden) ist nicht in Sicht. Kommunist Christofias wird bei der Präsidentschaftswahl im Februar 2013 nicht erneut antreten, offen ist, wer an seine Stelle tritt. Die orthodoxe Kirche hat einen großen Einfluss.
Note: 4
Der öffentliche Sektor ist aufgebläht, Christofias mied jede Reform. Die Troika will er nicht ins Land lassen, lieber lässt sich die Regierung mit einem Kredit aus Russland helfen.
Note: 6
Zypern verfehlt die Maastricht-Kriterien deutlich. Das Haushaltsdefizit liegt in diesem und im kommenden Jahr bei deutlich über fünf Prozent. Dennoch lehnt Christofias ein Sparporgramm entschieden ab.
Note: 6
Zypern hat 2012 bewiesen, dass es politisch nicht nach Westeuropa passt. Das Land ist nicht willens zu sparen und blockiert nötige Reformen. Europas Glück: Das Land ist zu klein, um die Währungsunion nachhaltig zu schaden.
Note: 5-
Zypern hat sich bislang 2,5 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 4,5 Prozent von Russland geliehen. Gleichzeitig deuten Daten der russischen Notenbank deuten darauf hin, dass Russen den Inselstaat in großem Stil für die Geldwäsche und Steuerhinterziehung nutzen. Ein zweites Beispiel: Frankreichs Energiekonzern Total erhielt Ende Oktober Lizenzen, um ein vielversprechendes Gasvorkommen vor der zypriotischen Küste zu erkunden. Seitdem kämpfen Frankreichs Präsident Francois Hollande und Zyperns Präsident Christofias gemeinsam dafür, Gelder aus dem ESM möglichst schnell den Banken zur Verfügung zu stellen.
Ans Sparen denkt der kommunistische Präsident nicht – auch wenn das Haushaltsdefizit in diesem Jahr bei 5,3 Prozent des BIPs liegen wird. Die Staatsschulden werden in diesem Jahr wohl auf über 13,5 Milliarden Euro steigen, das sind 76,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dennoch sprach sich Christofias wiederholt und mit deutlichen Worten gegen eine strenge Sparpolitik aus. „Diese Politik, die uns aus der Krise führen sollte, hat unsere Probleme nicht gelöst, im Gegenteil, sie hat sie noch verschärft“, so der Präsident.
Zyperns Staatsdiener werden damit auch weiterhin mit durchschnittlich 46.700 Euro im Jahr fast doppelt so gut entlohnt wie die Angestellten in der Privatwirtschaft. Die Personalkosten sind seit der Einführung des Euro 2008 im Staatssektor allein um 25 Prozent gestiegen. Und: Wie im Nachbarland Griechenland ist der öffentliche Dienst auf der Mittelmeer-Insel hoffnungslos aufgebläht.
Im jüngsten Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) heißt es, die Lage der Insel sei „verwundbar und beängstigend“.
Griechenland steckt fest
Griechenland
Die griechische Tragödie wurde 2012 um gleich mehrere Akte reicher. Zwei Mal mussten die Bürger des Euro-Pleitestaates in diesem Jahr zur Wahl antreten. Zwischenzeitlich drohte die Machtübernahme des linksradikalen „Syriza“-Bündnisses, das sämtlichen Sparversprechen aufkündigen wollte. Schließlich erhielt aber der Konservative Antonis Samaras die meisten Stimmen, Griechenland versprach, den Reformkurs fortzusetzen.
Zum Teil stimmt das. Um sechs Prozentpunkte vom Bruttoinlandsprodukt wurde das Haushaltssaldo in nur zwei Jahren verbessert. Auch bei der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit gibt es Fortschritte: Die Lohnstückkosten sind seit 2009 rückläufig. Zum Lohn halten die internationalen Geldgeber dem Land weiterhin die Treue. Ende November wurde verabredet, die nächsten Tranchen des Rettungspakets auszuzahlen.
Doch an der misslichen Lage Griechenlands hat sich nichts geändert. Die hellenische Wirtschaft ist binnen fünf Jahren um mehr als 20 Prozent geschrumpft. Für 2013 wird mit einem weiteren Minus zwischen 4,2 bis 4,5 Prozent gerechnet. Die Arbeitslosenquote liegt auf einem Rekordstand von 25,4 Prozent. Die Stimmung ist explosiv. Gewerkschaften und „Syriza“ rufen zu Massenprotesten und einen Kurswechsel auf. Die Regierung genießt kaum öffentlichen Rückhalt, die Koalition nicht per se krisenfest.
Griechenlands Abschlusszeugnis 2012
Präsident Samaras konnte im Sommer erst im zweiten Versuch eine Koalition bilden. Laut Umfragen ist die Mehrheit inzwischen gegen den Konservativen. Die Gewerkschaften rufen immer wieder zu Massendemonstrationen auf.
Note: 4
Auch wenn die Troika den Griechen ein positives Zeugnis ausstellt: Wirklich vorangekommen ist Athen erneut nicht. Die Öffnung der geschlossenen Berufe kommt nicht voran, Investoren meiden das Land weiter.
Note: 5
Das Defizit wird bei knapp sieben Prozent in diesem Jahr liegen. Dennoch leistet sich das Land den Kauf von Rüstungsgütern. Auch bei der Privatisierung von öffentlichen Unternehmen und Grundstücken kommt das Land nicht voran.
Note: 5
Griechenland bleibt das Euro-Sorgenkind Nummer 1. Fortschritte sind erkennbar, keine Frage. Doch angesichts der dramatischen Finanzlage sind die Verbesserungen zu gering und kommen zu langsam.
Note: 5
Auch bei der Umsetzung von Strukturreformen bleibt noch viel zu tun. Ein Beispiel sind die "geschlossenen Berufe". Die Zahl der Ärzte, Apotheker, Architekten, Taxifahrer und Rechtsanwälte ist streng reglementiert. Der Staat bestimmt im Dialog mit den Berufsverbänden, wer eine Tätigkeit ausüben darf, wo dies geschieht und welche Tarife verlangt werden dürfen. In über 80 Berufen gibt es in Griechenland keinen Wettbewerb.
Die Weltbank stuft Griechenland in der Rangliste der Wirtschaftsfreundlichkeit 2011 auf Platz 100 ein, weit hinter den weiteren Euro-Krisenländern Spanien und Italien und nur einen Platz vor Papua-Neuguinea. Die Weltbank kritisiert: Die Ausstellung von Baugenehmigungen dauert zu lange, Firmengründungen sind kompliziert und die Kreditvergabe intransparent.
Und: Klientelpolitik bestimmt den politischen Alltag. Im Parlament verhindern Anwälte und Notare eine Liberalisierung ihres Berufszweigs, auf regionaler oder kommunaler Ebene werden Posten in der öffentlichen Verwaltung nach der Farbe des Parteibuchs vergeben. Die Qualität der Mitarbeiter ist zweitrangig. Griechenland hat mit knapp 25 Prozent den europaweit höchsten Anteil von Staatsbediensteten an der Gesamterwerbsbevölkerung. An einen Stellenabbau denkt kaum einer.
Das Land sitzt nach Angaben des Finanzministeriums kurz vor Jahresende auf einem Schuldenberg von 340,6 Milliarden Euro. Das sind fast 170 Prozent der Wirtschaftsleistung - Tendenz steigend.
Portugal wehrt sich mit Kräften
Portugal
Das südwestlichste Land der Euro-Zone zeigt von allen Ländern unter dem Rettungsschirm den größten Reformeifer. Unter Premierminister Pedro Passos Coelho wurden die Löhne und Arbeitszeiten flexibilisiert, wurde der Kündigungsschutz gelockert – und das Haushaltsdefizit reduziert. Dank steigender Exporte und fallender Importe brachte die Regierung das Handelsdefizit nahezu ins Gleichgewicht. Das Haushaltsminus schrumpfte von knapp zehn Prozent des BIP im Jahr 2010 auf 4,4 (2011) und 5,0 Prozent (2012).
Zudem wurde ein neues Wettbewerbsrecht verabschiedet und diverse Berufe liberalisiert. Auch auf dem Mietmarkt griff Coelho durch. Der Markt mit extrem niedrigen Mieten und entsprechend maroden Gebäuden wurde dereguliert. Die Lohnstückkosten wurden nach unten gedrückt. Der durchschnittliche Stundenlohn in Portugal liegt mit 12,10 Euro rund 40 Prozent unter dem Wert Spaniens. Troika, Ratingagenturen und EU-Kommission loben Portugal.
Portugals Zeugnis 2012
Coelhos Zweier-Koalition macht einen stabilen Eindruck. Auch in der Bevölkerung genießt der Premier das Vertrauen. Je länger die Krise aber andauert, desto schwerer wird es für ihn, sich gegen die aufkeimende Wut der Gewerkschaften und Angestellten zu wehren.
Note: 3
Lob von allen Seiten und das – anders als im Fall Griechenland – zu Recht: Portugal hat seine Arbeits- und Rentenmarkt in weiten Teilen neu gestaltet und sich so fit für die Zukunft gemacht. Trotz aller Schmerzen während der Übergangszeit.
Note: 2
2010 lag das Haushaltsdefizit noch bei 9,8 Prozent. Inzwischen wurde es fast halbiert. 2013 rechnet die EU-Kommission mit einem Minus von 4,5 Prozent. Dass es nicht besser läuft, liegt an der Rezession in Südeuropa (allen voran in Spanien). Viel mehr sparen kann Portugal nicht.
Note: 2
Portugal hat 2012 vieles richtig gemacht. Neben Irland ist das Land der einzige Lichtblick unter den Hilfsgeldempfängern Europas. Doch die Abhängigkeit von Spanien macht eine schnelle Genesung unmöglich. Portugal wird noch Zeit brauchen.
Note: 2
Allein: Die Konjunktur zieht nicht an. Portugiesische Unternehmen leiden unter schrumpfenden Absätzen im Inland, im Hauptabnehmerland Spanien und in der Euro-Zone. Nach Schätzung der Notenbank in Lissabon wird die portugiesische Wirtschaft in diesem Jahr um drei und 2013 um weitere 1,6 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosenquote erreichte zuletzt den Rekord von 15,9 Prozent und soll 2013 weiter auf 16,4 Prozent wachsen. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt bereits sogar 40 Prozent.
Anders als in Spanien oder Griechenland ist die Regierung stabil, die Bürger reagieren gelassen auf die Krise. Gewalttätige Demonstrationen blieben die Ausnahme. Statt auf die Straße, gehen die Bürger immer öfter ins Ausland. Amtliche Zahlen gibt es nicht, Experten schätzen aber, dass 2011 und 2012 insgesamt 200.000 bis 250.000 Menschen ausgewandert sind. In den meisten Fällen sind es die Gut- und Hochqualifizierten, die gehen. Portugal droht der „brain drain“.
Mit der Überweisung der nächsten Tranche in Höhe von 2,5 Milliarden Euro wird Portugal im Januar insgesamt 64 Milliarden Euro oder gut 80 Prozent des 2011 von der EU, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds gewährten 78-Milliarden-Hilfspakets erhalten haben. Viele Beobachter meinen jedoch, dass das Land zur endgültigen Sanierung der Finanzen mehr Zeit und mehr Geld benötigen wird. Die Mehrheit der Euro-Länder ist dazu bereit – wenn Portugal seinen Reformweg weiterführt.
Italien und Frankreich vor dem Absturz?
Bislang haben es Italien, Slowenien und Frankreich geschafft, sich mit eigenen Kräften gegen die Krise zu stemmen. Doch zum Jahresende 2012 stehen alle drei genannten Länder mit dem Rücken zur Wand. Wie haben sich die Länder im ablaufenden Jahr geschlagen – und droht die Flucht unter den Rettungsschirm?
Italien
Mario Monti hat Italien auf den rechten Weg gebracht. Ab 2014 soll eine Schuldenbremse ausgeglichene Haushalte garantieren, die Mehrwertsteuer wurde angehoben, Steuererleichterungen abgeschafft. Eine Reichen- und Immobiliensteuer soll zehn Milliarden Euro in die Kasse spülen, Privatisierungen weitere 15 Milliarden Euro.
Auch das Renteneintrittsalter wurde angehoben, der Kündigungsschutz wurde gelockert. Der Lohn der Bemühungen: Das Geld kommt zurück ins Land. Zwischen Juli und September wurden im Schnitt 11,5 Milliarden Euro pro Monat ins Land gebracht. In der Folge mussten sich Italiens Banken weniger Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen.
Italiens Abschlusszeugnis 2012
13 Regierungschefs in 20 Jahren: Kontinuität ist in Italien ein Fremdwort. Mario Monti kündigte überraschend an, noch in diesem Jahr zurückzutreten. Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi plant sein Comeback. Investoren sind hochgradig verunsichert.
Note: 5
Monti hat viele Reformen angestoßen, von der Schuldenbremse über die Lockerung des Kündigungsschutzes bis hin zu einer Anhebung des Renteneintrittsalters.
Note: 2
Italien kann möglicherweise schon in diesem Jahr die Drei-Prozent-Grenze bei der Neuverschuldung einhalten. Dazu trägt auch das Sparpaket („Salva Italia“) bei, dass Einsparungen bei Pensionen vorsieht.
Note: 2
Italien war unter Monti in vielen Punkten (Ausnahme: Forderung nach Vergemeinschaftung der Schulden Europas) auf dem richtigen Weg. Mit seinem Rücktritt steht Italien vor einer ungewissen Zukunft.
Note: 4
Doch Mitte Dezember der Schock: Mario Monti tritt nach Querelen mit den italienischen Parteien, die ihn dulden noch in diesem Jahr zurück. Noch im Februar soll neu gewählt werden, Silvio Berlusconi, der das Land kaputt wirtschaftete, arbeitet an seinem Comeback. Die Märkte reagierten besorgt, die Renditen für italienische Anleihen schossen in die Höhe, die EU warnt, Italien dürfe sein Reformweg nicht verlassen.
Frankreich
Moody’s entzog Frankreich Ende November sein „AAA“-Rating. Überraschend ist das nicht: Das Land ignoriert die Herausforderungen der Globalisierung, ifo-Präsident Hans-Werner Sinn ist sich sicher: „Kein Land in Europa ist dem Sozialismus näher als Frankreich.“
Frankreichs Staatsverschuldung liegt inzwischen bei über 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – Tendenz steigend. Über drei Millionen Franzosen sind inzwischen arbeitslos, das sind mehr als zehn Prozent aller Bürger im erwerbsfähigen Alter. Bei den Jung-Erwachsenen ist gar jeder vierte ohne Job. Noch wächst die französische Volkswirtschaft minimal, doch schon im neuen Jahr könnte damit Schluss sein. Glaubt man den Prognosen, steuert das Land geradewegs auf eine Rezession zu.
Frankreichs Abschlusszeugnis 2012
Francois Hollande hat nach nur einem halben Jahr einen Großteil seiner Sympathien verspielt. Links- und Rechtsextreme gewinnen an Zulauf und machen Druck. Auch die Gewerkschaften machen Hollande das Leben schwer. Eine Regierungskrise ist zunächst aber nicht in Sicht.
Note: 3-
Der französische Präsident hat Reformen umgesetzt – doch diese dienen nicht gerade der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit (Reichensteuer, Absenkung des Renteneintrittsalters). An dem üppigen Sozialsystem wagt sich Hollande nicht heran, auch der Arbeitsmarkt mit seinem beinharten Kündigungsschutz bleibt unangetastet.
Note: 5
Frankreichs Defizit wird nur langsam zurückgefahren (in diesem Jahr von 5,2 Prozent des BIP auf 4,5). Gerade im aufgeblähten öffentlichen Dienst wird großes Sparpotenzial nicht genutzt. Privatisierungen kommen nicht voran.
Note: 4
Frankreich hat 2012 nichts getan, um auf die Herausforderungen der Globalisierung zu reagieren. Statt sich zu öffnen, schottet sich das Land ab. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone hat das Potenzial, die Krise zu meistern, besitzt kluge Köpfe und eine funktionierende Industrie. Ein Kandidat für den Euro-Rettungsschirm ist Frankreich derzeit nicht. Doch das kann sich ändern, ruht sich das Land weiter auf den Errungenschaften der Vergangenheit aus.
Note: 4
Die Gründe sind vielfältig: Während das Land zum Zeitpunkt der Euro-Einführung 1999 bei den Lohnstückkosten noch hinter Deutschland lag, ist es nun fast 25 Prozent teurer als der große Nachbar im Osten. Der gesetzliche Mindestlohn wurde kontinuierlich angehoben, auf derzeit 9,19 Euro pro Stunde oder 1.400 Euro im Monat. Mit den Sätzen liegt Frankreich im weltweiten Vergleich im Spitzenfeld.
Das üppige französische Sozialsystem oder der Arbeitsmarkt, auf dem beinharter Kündigungsschutz, 35-Stunden-Woche und bis zu neun Wochen Urlaub regieren, sind für Hollande heilige Kühe. Trotzdem haben sich seine Wähler von ihm abgewandt. Umfragen sehen große Gewinne für die extremen Parteien am linken und rechten Rand.
Wann schlüpft Slowenien unter den Euro-Rettungsschirm?
Slowenien
Korruption in den Kommunen, ein Premier im Visier der internationalen Ermittler und unfähige Oppositionspolitiker: Slowenien steht sich selbst im Weg. Dabei wäre entschiedenes Handeln wichtig.
Der Bankensektor ist noch immer nicht stabilisiert, dabei sollen rund 18 Prozent aller Bankkredite vom Ausfall bedroht sein. Im eingebrochenen Bausektor sind es sogar 50 Prozent. Moody's schätzt, dass das marode Bankensystem, wo auch der Staat den Ton angibt, bis zu drei Milliarden Euro Sanierungskosten benötigt. Der slowenische Wirtschaftsprofessor Joze Damijan bezifferte den Bedarf an frischem Geld zur Aufstockung des Kapitals und zur Ablösung fauler Kredite auf bis zu acht Milliarden Euro.
Sloweniens Abschlusszeugnis 2012
Korruption in den Kommunen, ein Premier im Visier der internationalen Ermittler und unfähige Oppositionspolitiker: Sloweniens Politiker machen einen verheerenden Eindruck. Die Wut der Bürger nimmt zu, Demonstrationen sind zuletzt in Gewalt umgeschlagen.
Note: 4
Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes kommt nicht voran. Die Rentnerpartei „DeSUS“ blockiert eine Reform des Rentensystems. Viele Bürger gehen bereits mit 58 Jahren in den Ruhestand.
Note: 5
Slowenien versucht mit Privatisierungen sein Haushaltsdefizit zu verkleinern und den Schuldenberg abzubauen. Doch weder eine der maroden staatlichen Banken noch die Fluglinie Adria Airways konnte bisher abgestoßen werden. Weitere Ideen hat die Politik derzeit nicht.
Note: 4
Experten im In- und Ausland sind sich sicher: Ohne Hilfe von außen wird Slowenien nicht durch die Krise kommen. Zu marode sind die Banken, zu löchrig der Haushalt. Hinzu kommt, der mangelnde Reformeifer und Sparwille der Regierung. 2012 war kein gutes Jahr für Slowenien.
Note: 4-
Auch der Arbeitsmarkt und das Rentensystem müssen dringend reformieren muss. Slowenien erlaubt es sich, seine Bürger schon mit 58 Jahren in den Ruhestand zu schicken, viele gehen bereits mit 57 Jahren. Kein anderes Industrieland hat ein derart geringes, offizielles Renteneintrittsalter.
Mehrere Regierungen versuchten schon eine schrittweise Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf bis zu 65 Jahre. Doch bisher sind noch alle Reformversuche – und gleichzeitig ganze Regierungen – an dem Widerstand der "Demokratischen Rentnerpartei Sloweniens" (DeSUS) gescheitert. Sie ist sehr populär und die einzige Konstante im politischen System. Die Rentnerpartei ist seit Jahren an allen Regierungskoalitionen beteiligt – auch an der derzeitigen Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Janša, die aus fünf Parteien besteht.
"Ich sehe nicht, dass Slowenien zeitnah aus der Krise kommt. Die Bürger resignieren, Unternehmer wandern ab und die Politik beschränkt sich auf Grabenkämpfe", so Klaus Schuster, ehemaliger Bank-Vorstand und erfolgreicher Managementbuch-Autor, der 2006 sein Beratungsunternehmen in Ljubljana gründete und dem er heute vorsteht. "Es wäre gescheit, wenn wir eine Technokraten-Regierung wie in Italien bekommen würden. Wir brauchen Leute, die es verstehen, ein Unternehmen oder einen Staat ausgabenseitig zu stabilisieren und einnahmeseitig zu sanieren.“ Mit einer neuen Führung sollte das Land dann unter den Euro-Rettungsschirm flüchten, schlägt Schuster vor. (mit Material von dpa)