Schweden, Polen & Co. Euro – nein, danke!

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Polens Wirtschaft boomt

Zehn attraktive Anleihen

Zudem hat die Warschauer Notenbank mit seiner eigenständigen Geldpolitik das Land gut durch die Krise bugsiert. Als 2009 internationale Investoren ihre Milliarden aus Polen abzogen, wertete der Zloty um ein Viertel ab. Die Folge: Polnische Unternehmen konnten auf dem Weltmarkt ihre Produkte billiger anbieten.

Einer der Profiteure ist Solaris. Der drittgrößte europäischer Bushersteller konnte seine Marktanteile bis heute stetig ausbauen. 2011 verkaufte das polnische Familienunternehmen erstmals über 1200 Busse im Jahr, acht Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz von Solaris kletterte um 17 Prozent auf 370 Millionen Euro. Inzwischen fahren Niederflur-, Hybrid- und Elektrobusse in 24 Ländern Europas, darunter auch Deutschland.

Kampf gegen Vorurteile

Auch der traditionelle polnische Schokoladenhersteller E. Wedel oder der polnische Software-Spezialist Comarch behaupten sich im internationalen Wettbewerb. Die polnische Antwort auf SAP, wie das Unternehmen mit Sitz in Krakau genannt wird, hat mit Coca Cola, Aral oder BNP Paribas namhafte Kunden vorzuweisen. 2008 übernahmen die Polen die Mehrheit an der Münchner Softwarefirma SoftM, um auf dem deutschen Markt seine Marktanteile auszubauen. "Als rein polnische Firma wären wir nicht in der Lage, so viele potenzielle Kunden anzusprechen", erklärt Konzernchef Janusz Filipiak.

Vorurteile also gibt es noch in Europa, doch polnischen Unternehmen und Regierungen arbeiten mit Hochdruck daran, sich Respekt und weitere Marktanteile zu erarbeiten. Bestes Beispiel: Ministerpräsident Donald Tusk hält trotz der hohen Wachstumsrate von 4,3 Prozent im vergangenen Jahr an seinem Reformprogramm fest. Im Mai beschloss das Parlament, das Renteneintrittsalter stufenweisen anzuheben. Künftig sollen die Polen bis zum 67. Lebensjahr arbeiten.

Polen braucht den Euro nicht

Das Haushaltsdefizit, das im vergangenen Jahr bei 5,1 Prozent lag, will Tusk bis 2013 unter die Drei-Prozent-Grenze drücken. Dabei lagen die Schulden der öffentlichen Hand zum Ende des Jahres 2011 bei moderaten 56,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: In der Euro-Zone beliefen sich die Schulden 2011 im Durchschnitt auf rund 88 Prozent.

Brüssel hat mit der Öffnung der europäischen Märkte und den hohen Subventionszahlungen Polen assistiert. Das Land hat sich, anders als viele Euro-Pleitekandidaten im Süden, auf den Hilfszahlungen aber nicht ausgeruht. Die Folge: Das Land braucht Europa (als Absatzmarkt), den Euro braucht es nicht.

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