Martin Faust stützt die These. „Gerade die Länder Osteuropas waren ein stark umkämpfter Markt. Viele Banken haben versucht, an dem rasanten Wachstum der Länder teilzuhaben“, erklärt Faust. In Slowenien oder auch in Ungarn und Bulgarien sei viel investiert worden, auch sind die Einkommen und Vermögen stark gestiegen. „Die Banken wollten gerne ein Stück vom Kuchen abhaben und haben hart um Marktanteile gekämpft“, so Faust. In der Folge seien Kredite lockerer vergeben worden und Anforderungen reduziert worden. „Da hat man sicherlich auch Risiken unterschätzt bzw. bewusst ignoriert.“
Zweitens habe es keine Erfahrungswerte in diesen Ländern gegeben. Die Volkswirtschaften hatten sich so stark verändert, dass verlässliche Werte und Prognose – etwa die Ausfallrate von Kreditnehmern oder das künftige Wirtschafts- und Einkommenswachstum – nicht mehr gültig waren.
Neben den schicken Wohnungen in Divača sucht die „Factor Banka“ auch in Maribor (Slowenien) seit Jahren nach Interessenten für mehrere neue Eigentumswohnungen. Im Kosovo hat die Bank ein Grundstück gekauft, auf den ein Einkaufszentrum und Eigentumswohnungen entstehen sollten. Das Problem: Es gab nie eine Baugenehmigung.
„Die Banker haben sich gedacht: Wenn wir das Grundstück kaufen und der Flächenentwicklungsplan geändert wird, werden wir reich“, so die slowenische Kollegin. Dass sich die Behörden querstellen könnten, wurde ausgeblendet. „Man kann das Treiben der Ex-Banker durchaus mit dem Gang ins Kasino vergleichen. Das ganze Geld wurde auf eine Karte gesetzt in der Hoffnung auf hohe Renditen. Sie haben sich verzockt. Jetzt heißt es: Oh, scheiße.“
Die größten Unternehmen Sloweniens
Petrol ist ein Mineralölkonzern, das über keine eigenen Produktionskapazitäten verfügt (Förderung, Raffinerie) sondern ausschließlich handelt. Dennoch ist es das umsatzstärkste Unternehmen Sloweniens. Dank seiner Marktführerschaft im Großhandel als auch im Tankstellengeschäft erwirtschaftete Petrol zuletzt einen Umsatz von 2,86 Milliarden Euro.
Die börsennotierte Handelskette musste 2011 einen Gewinnrückgang hinnehmen. Die Einnahmen brachen um 22,5 Prozent auf 23,5 Millionen Euro ein. Gleichzeitig stieg der Umsatz um 5,3 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Für Mercator, das Filialen in Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien, Bulgarien und Albanien unterhält, arbeiten fast 24.3000 Menschen, davon 9.959 in Slowenien.
Der staatliche Energiekonzern HSE (Holding Slovenske elektrarne) wurde erst im Juli 2001 gegründet. HSE erwirtschaftete 2011 mit 1,36 Milliarden Euro den drittgrößten Umsatz aller slowenischen Unternehmen. Das Unternehmen ist unter anderem auch in Bulgarien und Ungarn aktiv.
In Slowenien arbeiten viele Automobil-Zulieferer. Es gibt aber nur ein slowenisches Unternehmen, das Auto herstellt: Revoz. Die Aktiengesellschaft mit rund 2600 Mitarbeitern befindet sich zu 100 Prozent im Besitz von Renault. In der Stadt Novo mesto werden unter anderem der Renault Twingo II und der Renault Wind gebaut. Revoz machte 2011 einen Umsatz von 1,13 Milliarden Euro.
Das weltweit agierende Pharmakonzern wurde 1954 gegründet und nach dem slowenischen Fluss Krka benannt. 2010 beschäftigte die Aktiengesellschaft über 8000 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Es ist damit das fünfgrößte slowenische Unternehmen, liegt aber mit einem Nettogewinn von 150,4 Millionen Euro (2011) in der Gewinn-Rangliste auf Rang eins.
Das Geschäftsgebaren der Geldinstitute hat sich auch ohne detaillierte Kenntnisse über die oben genannten Fälle auf den Straßen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana herumgesprochen. Banker und Manager gehören zu den unbeliebtesten Berufsgruppen. „Es ist doch offensichtlich, dass sich einige wenige Menschen auf Kosten der Gesellschaft bereichert haben“, sagt Student Jernej Snujdek. Seine Frau Anita stimmt ihm zu. „Normalerweise sind Banken doch dafür da, Unternehmen mit Krediten zu versorgen und die Ersparnisse der Bürger zu verwalten und bestenfalls noch ein paar Prozent Rendite herauszuholen“. Doch stattdessen hätten die Banken die Bürger „betrogen“.
Von Betrügerei oder Zockerei will Schuster nicht sprechen. Gleichwohl verspricht er: „Überall dort, wo wir einen Verdacht schöpfen, die ehemaligen Entscheidungsträger der Bank hätten vorsätzliche Fehler begangen, müssen wir es der Staatsanwaltschaft und den Korruptionsbehörden melden“, unterstreicht Schuster. An einer Hexenjagd wolle er sich aber nicht beteiligen.
Zudem seien die Möglichkeiten begrenzt, es müsse gut überlegt sein, wofür das kleine Team seine Zeit aufwende, so Schuster. „Selbst wenn wird die Schuldigen finden und zur Rechenschaft ziehen, wird unsere Bank niemals so viel Geld zurückbekommen, als wenn ich mich nun bemühe, die ausstehenden Kredite von den Kunden einzutreiben. Also macht sich Schuster Anfang November wieder auf die Reise nach Bulgarien, dieses Mal in das Wintersport-Örtchen Bansko am Fuße des Piringebirges.