Slowenien Auf der Suche nach Millionen

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Ein stark umkämpfter Markt

Die größten Nettoempfänger der EU
Ein bulgarischer Landwirt hält eine Nationalflagge während Protesten in Sofia Quelle: dpa
Eine Frau mit einer Rumänischen Flagge Quelle: dapd
Blitze über Bratislava Quelle: dpa
Die Altstadt von Vilnius Quelle: AP
Blick aus dem Rathausturm in Prag Quelle: dpa
Die Projektion der portugiesischen auf einem historischen Gebäude Quelle: REUTERS
Das ungarische Parlament Quelle: dpa

Martin Faust stützt die These. „Gerade die Länder Osteuropas waren ein stark umkämpfter Markt. Viele Banken haben versucht, an dem rasanten Wachstum der Länder teilzuhaben“, erklärt Faust. In Slowenien oder auch in Ungarn und Bulgarien sei viel investiert worden, auch sind die Einkommen und Vermögen stark gestiegen. „Die Banken wollten gerne ein Stück vom Kuchen abhaben und haben hart um Marktanteile gekämpft“, so Faust. In der Folge seien Kredite lockerer vergeben worden und Anforderungen reduziert worden. „Da hat man sicherlich auch Risiken unterschätzt bzw. bewusst ignoriert.“

Zweitens habe es keine Erfahrungswerte in diesen Ländern gegeben. Die Volkswirtschaften hatten sich so stark verändert, dass verlässliche Werte und Prognose – etwa die Ausfallrate von Kreditnehmern oder das künftige Wirtschafts- und Einkommenswachstum – nicht mehr gültig waren.

Neben den schicken Wohnungen in Divača sucht die „Factor Banka“ auch in Maribor (Slowenien) seit Jahren nach Interessenten für mehrere neue Eigentumswohnungen. Im Kosovo hat die Bank ein Grundstück gekauft, auf den ein Einkaufszentrum und Eigentumswohnungen entstehen sollten. Das Problem: Es gab nie eine Baugenehmigung.

„Die Banker haben sich gedacht: Wenn wir das Grundstück kaufen und der Flächenentwicklungsplan geändert wird, werden wir reich“, so die slowenische Kollegin. Dass sich die Behörden querstellen könnten, wurde ausgeblendet. „Man kann das Treiben der Ex-Banker durchaus mit dem Gang ins Kasino vergleichen. Das ganze Geld wurde auf eine Karte gesetzt in der Hoffnung auf hohe Renditen. Sie haben sich verzockt. Jetzt heißt es: Oh, scheiße.“

Die größten Unternehmen Sloweniens

Das Geschäftsgebaren der Geldinstitute hat sich auch ohne detaillierte Kenntnisse über die oben genannten Fälle auf den Straßen der slowenischen Hauptstadt Ljubljana herumgesprochen. Banker und Manager gehören zu den unbeliebtesten Berufsgruppen. „Es ist doch offensichtlich, dass sich einige wenige Menschen auf Kosten der Gesellschaft bereichert haben“, sagt Student Jernej Snujdek. Seine Frau Anita stimmt ihm zu. „Normalerweise sind Banken doch dafür da, Unternehmen mit Krediten zu versorgen und die Ersparnisse der Bürger zu verwalten und bestenfalls noch ein paar Prozent Rendite herauszuholen“. Doch stattdessen hätten die Banken die Bürger „betrogen“.

Von Betrügerei oder Zockerei will Schuster nicht sprechen. Gleichwohl verspricht er: „Überall dort, wo wir einen Verdacht schöpfen, die ehemaligen Entscheidungsträger der Bank hätten vorsätzliche Fehler begangen, müssen wir es der Staatsanwaltschaft und den Korruptionsbehörden melden“, unterstreicht Schuster. An einer Hexenjagd wolle er sich aber nicht beteiligen.

Zudem seien die Möglichkeiten begrenzt, es müsse gut überlegt sein, wofür das kleine Team seine Zeit aufwende, so Schuster. „Selbst wenn wird die Schuldigen finden und zur Rechenschaft ziehen, wird unsere Bank niemals so viel Geld zurückbekommen, als wenn ich mich nun bemühe, die ausstehenden Kredite von den Kunden einzutreiben. Also macht sich Schuster Anfang November wieder auf die Reise nach Bulgarien, dieses Mal in das Wintersport-Örtchen Bansko am Fuße des Piringebirges.

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