Fast 20 Millionen Euro sind eine hübsche Summe für einen Hotelneubau in Bestlage in Barcelona, unweit vom Hafen und dem Bürokomplex World Trade Center.
Die Genehmigung für den Abriss des Gebäudes, das bisher auf dem Grundstück steht, liegt vor. Die Pläne sind fertig gezeichnet. Die Finanzierung steht. Doch der Investor, Repräsentant einer großen internationalen Hotelgruppe, sagt: „Wir warten erst einmal ab. Mindestens bis zum Ende der Sommerpause. Dann sehen wir weiter.“ Der Mann macht sich auf den Weg zum Flughafen, reist nach Hause. Er will nicht namentlich genannt werden und auch keine Details zu seinem Projekt verraten, die auf seine Identität schließen lassen. Sein Name ist im Grunde aber auch nicht wichtig. Er ist nur einer von vielen Investoren, die sich seit Monaten in Spanien zurückhalten, weil das Land keine Regierung findet.
Der Mangel kommt Spanien inzwischen teuer zu stehen. Auf sieben bis acht Milliarden Euro beziffert die Großbank BBVA den Investitionsausfall im ersten Halbjahr 2016. Das sind etwa 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Geld, das Spanien dringend nötig hätte. Gerade hat die EU-Kommission empfohlen, von einer Geldstrafe wegen eines Haushaltsdefizits von 5,1 Prozent im vergangenen Jahr abzusehen.
Man wollte die Stimmung in dem Land, das nun im fünften Jahr zum Kreise der Euro-Krisenländer zählt, nicht weiter anheizen. Nun ist das Problem vertagt, aber nicht gelöst: Wie Spanien in nächster Zeit seine Verschuldungsprobleme beheben will, ist unklar. Die politische Lage bleibt auch nach der zweiten Wahl innerhalb eines halben Jahres unübersichtlich, es findet sich keine Regierungsmehrheit. Der amtierende Regierungschef Mariano Rajoy schloss diese Woche eine erneute, dritte Wahl nicht aus. Und in der Folge gerät nun das eigentlich vielversprechende Wachstum der spanischen Wirtschaft unter Druck.