„Das Preisniveau in Finnland ist schon erheblich“, sagt Pauly. Für Entlastung sollen nun die Unternehmen sorgen. Wie im Jahr 2012 sollen auch in diesem Jahr die Löhne steigen. Bis zu 3,3 Prozent könnten die Angestellten am Ende des Monats mehr im Portemonnaie haben. Auch die Beschäftigung soll steigen (+0,3 Prozent).
Das wiederum könnte den deutschen Discountern in die Karten spielen. „Natürlich böten sich vor diesem Hintergrund auch Chancen für weitere deutsche Unternehmen in Finnland“, sagt Pauly. Die Margen seien attraktiv und würden es auch weiter bleiben.
Der richtige Umgang mit Finnen
Smalltalk ist in Finnland eher unüblich, wichtig ist es, auf den Punkt zu kommen. Bei Gesprächen geht es ruhig bis reserviert zu. Redeflüsse sind, wie auch Unterbrechungen des Gegenübers, eher unhöflich. Wer das Eis brechen möchte, sollte auf gemeinsames Essen oder Saunagänge setzen und nicht versuchen, das Gegenüber mit flapsigen Sprüchen oder Monologen für sich zu begeistern.
Auch auf Höflichkeitsfloskeln wird nicht allzu viel Wert gelegt. Wer in der Kneipe einfach nur "Olut" - also "Bier" - sagt und sich das "bitte" spart, macht nichts falsch. Dafür wird das Wort Kiitos (danke) sehr häufig verwendet. Beim Beispiel Bier bestellen hieße es in diesem Fall "olut kiitos". Wer von Geschäftspartnern zum Essen oder nur zu einem Spaziergang eingeladen wird, sollte sich auf jeden Fall dafür bedanken.
Händeschütteln ist erlaubt, im privaten Rahmen aber eher unüblich. Bei einer geschäftlichen Begrüßung gehört es dazu, beim Händeschütteln Vor- und Nachnamen zu nennen. Im finnischen gibt es zwar eine Entsprechung für die Anredeform "Sie", im Normalfall duzt man sich aber. Briefe beginnen meistens mit Hei, also Hallo.
Wer zum Geschäftspartner oder Kollegen nach Hause eingeladen wird, sollte an ein kleines Geschenk denken. Blumen und Wein sind in Ordnung, zu protzig sollte es nicht werden. Unangemeldet sollte man bei Finnen - weder privat noch dienstlich - aber nie vor der Tür stehen. Auch nicht mit Gastgeschenken.
Bei geschäftlichen Treffen sind Visitenkarten dringend notwendig. Unternehmen, die international tätig sind, haben diese in der Regel auch in Englisch. Für das Überreichen gibt es keine festen Regeln. Wer seinem Gegenüber weiteres Infomaterial über das eigene Unternehmen zukommen lassen möchte, sollte darauf achten, dass die Inhalte kurz und präzise sind. Geschwafel kommt nicht gut an.
Da Smalltalk in Finnland nicht sonderlich verbreitet ist, überlässt man am besten dem Gegenüber die Wahl der Themen. Für Unterhaltungen jenseits des Geschäftsabschlusses ist es von Vorteil, sich ein wenig mit finnischer Geschichte oder finnischen Prominenten auszukennen. Das erleichtert die Themenwahl. Kritik an Finnland, der dortigen Politik oder Gespräche über Arbeit und Geld sind dagegen eher ungeeignet.
Beim Thema Kleiderordnung gilt ähnlich wie in Deutschland: Männer machen mit Anzug und Krawatte nichts falsch, Frauen sollten Hosenanzug, Kostüm oder Kleid tragen. Jeans und T-Shirt gehören genauso wenig zum Businessoutfit wie in Deutschland. Sollte ein bestimmter Dresscode gefordert sein, wird man auf der Einladung darauf hingewiesen.
Einziges Problem: Die Finnen kaufen gerne finnische Produkte. "Die Menschen hier sind sehr heimatbewusst mit Blick auf die Lebensmittel und kaufen lieber 'finnische' als 'deutsche' Milch", weiß Esther Krenz.
Das musste auch Lidl lernen. Der Discounter, seit 2002 in Finnland, hat erst an Attraktivität gewonnen, nachdem der Anteil finnischer Produkte erhöht wurde. Inzwischen aber brummt das Geschäft, die Zahl der Filialen – aktuell betreibt Lidl 140 Geschäfte in Finnland – soll steigen, heißt es auf Nachfrage aus der Konzernzentrale in Neckarslum. „Wir erachten den finnischen Markt als sehr attraktiv und sind bestrebt, unser Engagement in der Zukunft auszubauen."