Stromausfall Türkei ist seit Stunden ohne Strom

In weiten Teilen der Türkei fällt der Strom aus, in Istanbul und Ankara bleiben U-Bahnen stecken. Die Ursache ist unbekannt - der Energieminister schließt einen Cyber-Angriff nicht aus.

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Ein Teeverkäufer arbeitet wegen des Stromausfalls bei Kerzenlicht Quelle: dpa

Eine Panne im türkischen Stromleitungsnetz hat am Dienstag in weiten Teilen der Türkei die Lichter ausgehen lassen. Geschäftsleben, Produktion und der Verkehr kamen in Dutzenden Städten und Provinzen zum Stillstand. Der Netzbetreiber TEIAS teilte mit, ein Fehler im Netz habe zum schwersten Blackout in der Türkei seit Jahren geführt.

In der Wirtschaftsmetropole Istanbul, der Hauptstadt Ankara und der Küstenmetropole Izmir fiel am Dienstagvormittag der Strom aus. In Istanbul und Ankara stoppten die U-Bahnen. Energieminister Taner Yildiz sagte kurz nach Beginn des Stromausfalls nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA: „Ich kann derzeit nicht sagen, ob es ein Cyber-Angriff ist oder nicht.“ Die Ursache werde untersucht.

Die Chronik der größten Stromausfälle
9. Februar 1965: In der größten Stadt der USA gehen die Lichter aus. 30 Millionen Menschen sind 14 Stunden lang ohne Strom und Heizung. Der öffentliche Verkehr bricht zusammen. Der Ursache kommen Techniker erst sechs Tage später auf die Schliche: Schuld war ein einziges kaputtes Strom-Relais im kanadischen Ontario. Es hatte einen Domino-Effekt ausgelöst. Gute neun Monate nach danach steigt die Geburtenrate in New York ungewöhnlich stark an. Die Nacht im Dunkeln hat einen Babyboom ausgelöst. Quelle: REUTERS
13. April 1976: Halb Österreich geht vom Netz - glücklicherweise findet der Wiener Opernball erst ein paar Wochen später statt. Die Feuerwehr muss Menschen aus Aufzügen befreien, in den Krankenhäusern der Stadt springen die Notstromaggregate an. Nur Kärnten, Tirol und Vorarlberg sind nicht betroffen. Bereits hier wird deutlich, welche Folgen ein Ausfall in einem Nachbarland haben kann. Denn der Grund für den Blackout ist eine Explosion infolge eines Waldbrands im deutschen Umspannwerk Hesse.  Quelle: AP
13. Juli 1977: Am Broadway gehen die Lichter aus. Wieder liegt die amerikanische Metropole im Dunkeln. Diesmal sind New York City und der Landkreis Westchester, nördlich von New York betroffen. Millionen warten mehrere Stunden, bis die Klimaanlagen wieder anspringen. Dieser Blackout läuft leider nicht so friedlich ab wie der Stromausfall zwölf Jahre zuvor: Mehr als 1000 Brände entfachen. In der Bronx, Queens und Harlem brechen Unruhen aus. Nicht nur Straßengangs, sondern auch bisher brave Bürger lassen sich von der aufgeheizten Stimmung anstecken. Sie werfen Scheiben ein, plündern Geschäfte. Die Polizei nimmt 3800 Menschen fest. Quelle: dapd
Dezember 1982: Zwei Millionen Menschen sind mindestens eine Stunde im Sonnenstaat der USA ohne Energie. Stürme haben die Leitungen lahm gelegt. Auch in Disneyland mit 7700 Besuchern und der Spielerstadt Las Vegas, berühmt für seine aufwendige Lichtspiele und Leuchtreklamen gehen die Lichter aus. Quelle: AP
Sommer 1996: In neun westlichen Bundesstaaten der USA bricht die Energieversorgung zusammen. Fünf Millionen Amerikaner warten bis zu acht Stunden darauf, dass Klimaanlagen und Ventilatoren wieder summen. Das ist dringend nötig, denn es herrschen Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius. Grund für den Zusammenbruch waren Überhitzung und Überlastung der Hochspannungsleitungen. Quelle: dpa
Dezember 1998: Eine Panne bei Wartungsarbeiten führt zu einem großflächigen Stromausfall. Eine Million Menschen müssen acht Stunden lang ohne Heizung und warmes Wasser auskommen. Die Cable Cars, Wahrzeichen der Stadt an der Westküste, rollen nicht mehr. Die Lichter der Golden Gate Bridge fallen aus. Quelle: AP
22. Juli 2000: Die drittgrößte deutsche Ostseeinsel Fehmarn ist zehn Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten. 12.000 Inselbewohner und tausende Urlauber müssen ausharren bis Kühlschränke und  Eismaschinen wieder arbeiten. Grund für den Stromausfall ist ein Brand in einem Umspannwerk.  Quelle: dpa

Ministerpräsident Ahmet Davutoglu schloss auch einen Terroranschlag nicht aus. Es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte er laut DHA. Er vermute aber ein technisches Problem in den Stromnetzen. Die Regierung in Ankara richtete ein Krisenzentrum ein.

Nach Berichten des Nachrichtensenders CNN Türk waren 30 der 81 Provinzen des Landes betroffen, darunter solche im Westen, Norden, Süden und Osten. Zentralanatolien schien weitgehend verschont geblieben zu sein. Teile Istanbuls auch im Zentrum der größten Stadt des Landes waren selbst nach mehr als fünf Stunden noch ohne Strom.

In den U-Bahnen in Istanbul wurden Passagiere nach Angaben von Sicherheitspersonal zu den nächsten Bahnhöfen geleitet. DHA meldete, am westtürkischen Industriestandort Kocaeli hätten Fabriken den Betrieb wegen des Stromausfalls vorübergehend einstellen müssen. Unter anderem sei die Produktion von Autos und Chemikalien behindert worden.

Für die islamisch-konservative Regierungspartei AKP kommt der massive Stromausfall zur Unzeit: In gut zwei Monaten wird in der Türkei ein neues Parlament gewählt.

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