Terror in Belgien Mitten ins Herz

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In Brüssel wird sich wohl manches ändern

Als ich kürzlich mit dem Schnellzug Thalys nach Paris fuhr, kontrollierte auf dem Rückweg Sicherheitspersonal am Gleis. Ich fand das beruhigend. Vergangenen Sommer war ein Mann im Thalys zwischen Brüssel und Paris überwältigt worden, ehe er seine tödliche Waffe einsetzte. Weniger beruhigend: Auf dem Hinweg stiegen alle ohne jede Überprüfung in den Zug.

In Brüssel wird sich in Zukunft wohl manches ändern, schon weil die anderen 27 EU-Partner darauf bestehen werden, in der EU-Hauptstadt sicher zu sein. Aber nicht nur die belgische Hauptstadt wird aufrüsten, um sich gegen Terroristen zu wehren. An Flughäfen, Bahnhöfen und anderen Plätzen, an denen viele Menschen zusammenkommen, werden Kontrollen stattfinden, wie wir sie uns bisher nicht vorstellen konnten. Wir werden neu diskutieren, wie viel Freiheit und wie viel Sicherheit wir wollen. Nach den Anschlägen von Paris hatten wir die Debatte nie zu Ende gebracht.

Wenige Stunden nach den Anschlägen haben in Brüssel Anwohner mit Kreide Plädoyers gegen den Hass auf den Asphalt in der Fußgängerzone geschrieben. Die Geste macht Hoffnung, dass die Stadt offen und tolerant bleibt. „Wenn wir nicht mehr lachen, haben die Terroristen gewonnen“, sagte mir der belgische Regisseur Jaco Van Dormael kürzlich im Interview. Er saß beim Schnitt seines Kinohits „Das brandneue Testament“, als Terroristen in der Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ mordeten. Und beschloss, jetzt erst recht, andere zum Lachen zu bringen.

Bei dem Essen am vergangenen Samstag haben wir übrigens darüber gesprochen, dass Mitarbeiter aus den Vertretungen der deutschen Bundesländer in Brüssel einen Aufschlag fordern, als Gefahrenzulage für den riskanten Posten. Auch darüber haben wir gelacht. Wenn ich heute daran denke, finde ich es ein wenig unpassend. Aber vielleicht hat Van Dormael recht, der sagt, wir dürfen mit allen über alles lachen. Vielleicht ist das die Definition von Europa.

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