Terrorverdächtiger Abdeslam ausgeliefert "Er ist von einer abgrundtiefen Leere"

Belgien hat den Terrorverdächtigen Salah Abdeslam wegen der Terrorattentate von Paris an Frankreich ausgeliefert. Dort soll er nun vor den Untersuchungsrichter. Sein Verteidiger äußert sich höchst unverblümt.

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Der Terrorverdächtige Salah Abdeslam Quelle: dpa

Der Terrorverdächtige Salah Abdeslam soll nach seiner Auslieferung noch am Mittwoch französischen Untersuchungsrichtern vorgeführt werden. Dort werde Untersuchungshaft für den 26-Jährigen beantragt, gab die für Terrorismus zuständige Pariser Staatsanwaltschaft bekannt.

Abdeslam war zuvor von Belgien nach Frankreich ausgeliefert worden. Damit sei der europäische Haftbefehl umgesetzt worden, hieß es bei den Staatsanwaltschaften in Brüssel und Paris. Nach Angaben aus Paris wurde Abdeslam um 9.05 Uhr in Frankreich empfangen.

Salah Abdeslam - vom Kleinkriminellen zum Terrorverdächtigen (Foto - Handout mit Grafik Nr. 24011)

Sein belgischer Anwalt hält ihn für „ein kleines Arschloch aus Molenbeek, hervorgegangen aus der Kleinkriminalität, eher ein Mitläufer als ein Anführer“. Jurist Sven Mary hat noch andere Einschätzungen über den terrorverdächtigen Salah Abdeslam parat: „Er hat die Intelligenz eines leeren Aschenbechers, er ist von einer abgrundtiefen Leere“, sagte Mary der französischen Zeitung „Libération“. Mary hat Abdeslam nach dessen Festnahme in Belgien am 18. März vertreten.

Der einstige Kleinkriminellen Abdeslam war zeitweise einer der international meistgesuchten Terrorverdächtige. Monatelang suchten Sicherheitsbehörden den 26-Jährigen. Er soll unter anderem an den blutigen Anschlägen von Paris beteiligt gewesen sein, bei denen am 13. November drei Killerkommandos 130 Menschen töteten. In Belgien wird Abdeslam zudem verdächtigt, bei einer Schießerei mit Sicherheitskräften dabei gewesen zu sein. Deswegen wird ihm dort Mordversuch an Polizisten vorgeworfen. Unklar ist bisher, ob Abdeslam auch die Brüsseler Anschläge vom 22. März mit vorbereitet hat, bei denen 32 Unschuldige umkamen.

Der 26-Jährige ist der Bruder des Pariser Selbstmordattentäters Brahim Abdeslam. Nach den Bluttaten von Paris und Saint Denis gelang es Salah Abdeslam, mit zwei Begleitern auf dem Weg nach Belgien unbehelligt eine Polizeikontrolle zu passieren.

Wie andere berüchtigte Islamisten auch ist Abdeslam im Brüsseler Stadtteil Molenbeek aufgewachsen. Er war der Polizei wegen Drogendelikten bekannt. Nach den Anschlägen von Paris wurde er per internationalem Haftbefehl gesucht. Fahnder beschrieben ihn als gefährlich und möglicherweise schwer bewaffnet. Zwischenzeitlich war auch über einen Aufenthalt in Syrien spekuliert worden.

Salahs anderer Bruder Mohamed hatte in Fernsehinterviews an den Gesuchten appelliert, sich zu stellen. Er berichtete, seine Brüder hätten in den Monaten vor den Anschlägen im November in Paris gesünder gelebt, gebetet, keinen Alkohol mehr getrunken und seien hin und wieder in die Moschee gegangen. Er wollte darin aber „nicht direkt ein Zeichen für Radikalisierung“ sehen. Zur Rolle seines Bruders bei den Anschlägen in Paris sagte Mohamed: „Salah ist sehr intelligent. Er hat in letzter Minute kehrtgemacht.“

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