Theresa May Angela Merkels neuer britischer Counterpart

Die bisherige Innenministerin May wird als Premierministerin den EU-Austritt Großbritannien umsetzen. Bleiben die Briten unter ihrer Führung im Binnenmarkt? Wird die  Pfarrerstochter sozialer handeln als ihr Vorgänger? Für ihr Programm suchte sie unter anderem Inspiration in Deutschland.

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Wie wahrscheinlich sind Austritte weiterer EU-Länder?
Die Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen Quelle: dpa
Chef der rechtspopulistischen Partei für die Freiheit, Geert Wilders Quelle: AP
Anhänger der ungarischen, rechtsextremen Partei Jobbik verbrennen eine EU-Flagge Quelle: dpa
FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer mit dem ehemaligen Präsidenten Österreichs, Heinz Fischer Quelle: REUTERS
Finnland Quelle: dpa
PolenWährend die nationalkonservative Warschauer Regierung betont, sie werde keinesfalls dem Vorbild in Großbritannien folgen, haben verschiedene rechtspopulistische und nationalistische Gruppen einen „Pol-Exit“ verlangt. So ist der rechtsnationale Europaabgeordnete Janusz Korwin-Mikke von der Partei Korwin seit langem der Meinung, die EU müsse aufgelöst werden. Den Einzug ins Warschauer Parlament verfehlte er allerdings im vergangenen Jahr. Angesichts der hohen Zustimmung, die die EU-Zugehörigkeit in Polen seit Jahren genießt, dürfte ein Referendum ohnehin zum Scheitern verurteilt sein. Ein landesweites Referendum kann in Polen unter anderem dann durchgesetzt werden, wenn die Antragsteller 500.000 Unterschriften sammeln. Quelle: REUTERS
Italiens Regierungschef Matteo Renzi Quelle: dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkels Verhältnis zum scheidenden britischen Premier David Cameron sei so gewesen, wie das einer strengen Tante zu ihrem aufmüpfigen Neffen, hieß es gelegentlich. Mit Theresa May, die am morgigen Mittwochabend als neue Premierministerin Großbritanniens in die 10 Downing Street einzieht wird das ganz anders – aber deshalb nicht unbedingt einfacher.

Denn wenn sich Merkel und May demnächst als Regierungschefinnen begegnen, wird es vor allem um ein Thema gehen: den Ausstieg der Briten aus der EU. Obwohl May selbst offiziell für einen Verbleib in der EU geworben hatte, überwog in ihren Äußerungen über die EU  in der Vergangenheit doch oft die Skepsis. Und sie hat versprochen, das Ergebnis des Referendums ohne Wenn und Aber umzusetzen. „Brexit bedeutet Brexit und ich werde daraus einen Erfolg machen“, betonte May am Montag kurz nachdem ihre einzige Rivalin Andrea Leadsom aus dem Rennen um das höchste Regierungsamt ausgeschieden war.

Erst in den nächsten Wochen, ja vielleicht Monaten, wird Mays Verhandlungsstrategie deutlicher werden. Doch sie wird mit harten Bandagen kämpfen, denn wie Tory-Veteran Kenneth Clarke neulich in einem scheinbar unbeobachteten Moment bemerkte: „Theresa ist eine verdammt schwierige Frau. Aber wir haben ja schließlich auch mit (Margaret) Thatcher zusammengearbeitet“.

Theresa May wird neue Premierministerin

Merkel und May verbindet allerdings eine kühle von Rationalität geleitete  Herangehensweise an politische Probleme, die Vorliebe für eine analytische und möglichst emotionslose Strategie. Beide haben auch eine soziale Ader, als Pfarrerstöchter wurde ihr weltanschauliches Fundament von christlichem Gedankengut geprägt. „Wir brauchen eine positive Vision für die Zukunft unseres Landes, die allen zugutekommen soll, nicht nur den wenigen Privilegierten,“ erklärte May am Montag. Es müsse um die Gemeinschaft gehen, nicht nur um Finanzmärkte und Individuen. May sprach sich dafür aus, den Aktionären verbindliche Rechte bei der Festlegung von Managergehältern einzuräumen um Gehaltsexzesse zu vermeiden und sie plädierte für mehr Diversifikation bei der Zusammensetzung von Aufsichtsräten. Und dann borgte sie sich auch noch eine Idee aus Deutschland: künftig sollten die Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten von Großunternehmen repräsentiert sein. Die Britin, die im Gegensatz zu Merkel die Homo-Ehe befürwortet hatte sich schon früh dafür eingesetzt, die Tory-Partei zu modernisieren: "Wir leben im 21. Jahrhundert und dürfen nicht den Fünfzigerjahren nachweinen."

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