+++ 16.15 Uhr +++
Berichten zufolge soll im Rahmen der Verhaftungswelle auch ein Berater von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan festgenommen worden sein. Der Oberst Ali Yazici befinde sich in Gewahrsam, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Sonntag. Wo Yazici festgenommen wurde und was genau ihm vorgeworfen wird, blieb zunächst unklar. Der türkische Nachrichtensender NTV berichtete, auch ein Berater des ehemaligen Staatspräsidenten Abdullah Gül sei festgenommen worden.
+++ 15.45 Uhr +++
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sieht die Rückkehr zur Normalität. Die Putschisten seien besiegt worden, der Staatsstreich sei gescheitert, erklärte Yildirim am Sonntag nach einem Besuch der Zentrale des staatlichen Fernsehsenders TRT in Ankara. Der Sender war am Freitag vorübergehend besetzt und von Soldaten dazu benutzt worden, den Putsch bekanntzugeben.
Yildirim rief die Menschen auf, abends auf den Straßen zu bleiben, um die Demokratie zu schützen und zu zelebrieren. „Eine weitere Katastrophe ist vereitelt worden“, sagte der Ministerpräsident. „Allerdings ist unsere Pflicht nicht vorbei.“ Er mahnte eine schnelle „Säuberungsoperation“ an, „damit sie nicht wieder die Dreistigkeit zeigen können, gegen den Willen des Volkes zu kommen".
+++ 14.45 Uhr +++
Unter den festgenommenen Soldaten ist türkischen Regierungskreisen zufolge der Kommandeur des Luftwaffenstützpunktes Incirlik, General Bekir Ercan Van. Die Militärbasis im Süden der Türkei wird von den USA und anderen Verbündeten im Kampf gegen die IS-Miliz genutzt. Dort sind auch rund 250 Bundeswehrsoldaten stationiert.
+++ 14.30 Uhr +++
Die Türkische Zentralbank kündigte an, „alle Maßnahmen“ zu ergreifen, um die finanzielle Stabilität des Landes zu sichern. Dazu gehört auch, den Banken notfalls „unbegrenzte Liquidität “ bereit zu stellen, wie die Zentralbank am Sonntag mitteilte. Der Putschversuch von Teilen des Militärs hatte die Kapitalmärkte erzittern lassen. Die Landeswährung Lira war abgestürzt.
+++ 14.15 Uhr +++
Ministerpräsident Binali Yildirim ruft die Bevölkerung zur Ruhe auf. Die Menschen sollten wieder zu ihren Alltagsgeschäften zurückkehren. Der Putsch sei "zu 100 Prozent" gescheitert. Die Börse und das Bankensystem arbeiteten normal.
+++ 13.45 Uhr +++
Frankreich hegt Zweifel an der Zuverlässigkeit der Türkei im Kampf gegen die IS-Miliz in Syrien. Der Nato-Partner Türkei sei zum Teil zuverlässig, aber es stellten sich auch Fragen, sagt Außenminister Jean-Marc Ayrault im TV-Sender France 3.
+++ 13.30 Uhr +++
Die türkische Zentralbank stellt den Geschäftsbanken den Landes unbegrenzte Liquiditätslinien in Aussicht. Sie werde alles Nötige tun, um die Finanzstabilität des Landes zu verteidigen.
+++ 13.00 Uhr +++
Die Zahl der Festnahmen ist auf rund 6000 gestiegen. Das teilte Justizminister Bekir Bozdag mit. „Die Säuberungsaktion“ laufe noch. Die Zahl der festgenommenen mutmaßlichen Putschisten und Regierungsgegner könne weiter steigen. Bozdag sagte, er sei zuversichtlich, dass die USA den dort lebenden islamischen Geistlichen Fetullah Gülen in die Türkei zurückschicken würden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Gülen und seine Bewegung für den Putschversuch verantwortlich gemacht und die US-Regierung aufgefordert, den Kleriker auszuliefern. US-Außenminister John Kerry sagte eine Prüfung zu, wenn ein Auslieferungsersuchen gestellt werde. Gülen weist die Anschuldigungen zurück.
+++ 12.45 Uhr +++
Russlands Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan wollen voraussichtlich im August zu einem Gespräch zusammenkommen. Das berichtet die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Präsidialamt in Moskau. Beide Staatschefs hätten miteinander telefoniert.
+++ 12.00 Uhr +++
In der Türkei hat die Regierung Insidern zufolge wieder die Kontrolle über das Land erlangt. Es gebe zwar noch einzelne Gruppen von Putschisten in Istanbul, sagte ein Regierungsvertreter am Sonntag. Doch diese stellten keine Gefahr mehr dar. Zudem seien einige wichtige Militärs noch nicht gefasst. Damit sei aber in Kürze zu rechnen.
+++ 11.30 Uhr +++
Lufthansa fliegt nun wieder nach Plan die Türkei an. „Wir kehren weitgehend zum normalen Flugbetrieb zurück“, sagte ein Sprecher. Nur jeweils ein Hin- und ein Rückflug zwischen Ankara und München sowie eine Verbindung Istanbul-Frankfurt seien am Sonntag gestrichen worden. Am Samstag hatte Lufthansa aus Sicherheitsgründen alle Istanbul-Flüge von und nach Frankfurt annulliert. Zudem waren alle Türkei-Flüge von und nach München abgesagt worden. Auch Eurowings nahm nach eigener Mitteilung vom Sonntag nach vorherigen Ausfällen den normalen Flugverkehr mit der Türkei wieder auf.
Das ist die Gülen-Bewegung
Der heute 75-jährige Prediger Fethullah Gülen hat sich ursprünglich als einflussreicher islamischer Prediger einen Namen gemacht. Bis in die Achtzigerjahre hinein wirkte er als Iman in verschiedenen türkischen Städten. Mit seinen Predigten und Büchern über den Islam, über Bildungs- und Wissenschaftsfragen soziale Gerechtigkeit und interreligiösen Dialog begeisterte Gülen viele Gläubige. Seit 1999 lebt der gesundheitlich angeschlagene Prediger im US-Staat Pennsylvania. Er war nach einer Anklage wegen staatsgefährdender Umtriebe emigriert.
Gülen steht hinter der Bewegung Hizmet („Dienst“). Hizmet sieht einen ihrer Schwerpunkte in der Verbesserung von Bildungschancen.
Für die meisten innenpolitischen Krisen macht Präsident Recep Tayyip Erdogan seit längerem die mächtige Bewegung Gülens mitverantwortlich. Erdogan wirft seinem einstigen Verbündeten vor, einen Staat im Staate errichten zu wollen und seinen Sturz zu betreiben. Die Regierung geht massiv gegen mutmaßliche Gülen-Anhänger vor, die sie vor allem bei der Polizei und in der Justiz vermutet. Die Gülen-Bewegung wurde zur Terrrororganisation erklärt, viele ihrer führende Köpfe stehen auf einer Liste der meistgesuchten Terroristen der Türkei.
+++ 11.15 Uhr +++
Die türkische Regierung sieht hinter der Rebellion den in den USA lebenden islamischen Geistlichen Fetullah Gülen und dessen Anhänger in der Armee und der öffentlichen Verwaltung. Am Samstag forderte Erdogan die US-Regierung auf, Gülen auszuliefern. US-Außenminister John Kerry sagte eine Prüfung zu, wenn ein Auslieferungsersuchen gestellt werde. Gülen wies die Anschuldigungen zurück.
Die Säuberung des Militärs hat begonnen
+++ 10.15 Uhr +++
Der Sender CNN Türk meldete am Samstagabend, der Verfassungsrichter Alparslan Altan sei festgenommen worden; aus Regierungskreisen verlautete, auch sein Kollege Erdal Tezcan sei in Gewahrsam genommen worden - wie zuvor schon zehn Mitglieder des türkischen Staatsrats und fünf Mitglieder des Hohen Rats der Richter und Staatsanwälte.
Insgesamt 2700 Richter wurden bereits abgesetzt - fast ein Fünftel der schätzungsweise rund 15.000 Richter in der Türkei. Der Chef der Richtergewerkschaft Yargiclar, Mustafa Karadag, sagte der Deutschen Presse-Agentur in Istanbul, nicht nur mutmaßliche Unterstützer des Putsches, sondern auch völlig unbeteiligte Kritiker Erdogans würden festgenommen.
Offiziellen Angaben zufolge wurden in einer ersten Aktion auch mehr als 3000 Putschisten aus den Reihen der Streitkräfte festgenommen. Fünf Generäle und 29 Oberste sollen Regierungskreisen zufolge ihrer Posten enthoben worden sein.
+++ 10.00 Uhr +++
Die Putschisten in der Türkei hatten nach Angaben aus Regierungskreisen sechs F16-Kampfflugzeuge in ihre Gewalt gebracht. Die Jets seien von der Luftwaffenbasis in Diyarbakir gestartet, über Istanbul und Ankara geflogen und schließlich auf der Luftwaffenbasis in Malatya gelandet, hieß es aus Regierungskreisen. Nach dem Scheitern des Putschversuches hätten in der Nacht zu Sonntag fünf F16 mit regierungstreuen Piloten aus der Luftwaffenbasis Eskisehir Patrouillenflüge über Istanbul absolviert.
Nach dem Putschversuch wurden knapp 3000 Verdächtige aus den Reihen der Streitkräfte festgenommen, darunter auch der Kommandeur der Zweiten Armee, General Adem Huduti. Die Zweite Armee hat ihr Hauptquartier in Malatya, wo die Jets gestartet sein sollen, und ist für die Grenzregion zu Syrien, dem Iran und dem Irak zuständig. Die Putschisten hatten unter anderem das Parlament in Ankara bombardiert.
Schlüsselstaat Türkei
Die Republik Türkei ist laut der Verfassung von 1982 ein demokratischer, laizistischer und sozialer Rechtsstaat. Regiert wird das Land von Ministerpräsident Binali Yildirim und dem Kabinett. Staatsoberhaupt ist Recep Tayyip Erdogan, als erster Präsident wurde er 2014 direkt vom Volk gewählt. Im türkischen Parlament sind vier Parteien vertreten, darunter - mit absoluter Mehrheit - die islamisch-konservative AKP von Erdogan. Parteien müssen bei Wahlen mindestens 10 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, um ins Parlament einziehen zu können. Die Türkei ist zentralistisch organisiert, der Regierungssitz ist Ankara. (dpa)
Die Türkei ist seit 1999 Kandidat für einen EU-Beitritt, seit 2005 wird darüber konkret verhandelt. Würde die Türkei beitreten, wäre sie zwar der ärmste, aber nach Einwohnern der zweitgrößte Mitgliedstaat, bei derzeitigem Wachstum in einigen Jahren wohl der größte.
Als Nachbarstaat von Griechenland und Bulgarien auf der einen Seite und Syrien sowie dem Irak auf der anderen Seite bildet die Türkei eine Brücke zwischen der EU-Außengrenze und den Konfliktgebieten des Nahen und Mittleren Ostens.
Seit Beginn des Syrien-Konflikts ist die Türkei als Nachbarstaat direkt involviert. Rund 2,7 Millionen syrische Flüchtlinge nahm das Land nach eigenen Angaben auf. Die türkische Luftwaffe bombardiert allerdings auch kurdische Stellungen in Syrien und heizt so den Kurdenkonflikt weiter an.
1952 trat die Türkei der Nato bei. Das türkische Militär - mit etwa 640 000 Soldaten und zivilen Mitarbeitern ohnehin eines der größten der Welt - wird bis heute durch Truppen weiterer Nato-Partner im Land verstärkt. Im Rahmen der sogenannten nuklearen Teilhabe sollen auch Atombomben auf dem Militärstützpunkt Incirlik stationiert sein.
+++ 09.30 Uhr +++
Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei haben Zehntausende Menschen in mehreren Städten des Landes der Regierung und Präsident Recep Tayyip Erdogan ihre Unterstützung versichert. In der Nacht zu Sonntag strömten sie unter anderem in Istanbul auf öffentliche Plätze, sangen und schwangen Fahnen, auf dem Kizilay-Platz in Ankara sah es ähnlich aus. Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte an, die Putschisten würden die verdiente Strafe bekommen.
Nach Beginn der Rebellion einiger Militärs am Freitagabend hatte Präsident Recep Tayyip Erdogan in der Nacht seine Anhänger zu Demonstrationen aufgerufen und damit Zehntausende auf die Straßen gebracht. Sie stellten sich den Putschisten entgegen und trugen offenbar zum Scheitern des Umsturzversuchs bei.
+++ 09.00 Uhr +++
Der türkische Hubschrauber, mit dem sich acht mutmaßliche Putschisten nach Griechenland abgesetzt hatten, ist in die Türkei zurückgeflogen worden. Medienberichten zufolge landete am späten Samstagabend ein anderer türkischer Militärhelikopter auf dem Flughafen der griechischen Grenzstadt Alexandroupolis. Dessen Besatzung überprüfte den Hubschrauber und brachte ihn zurück in die Türkei.
Am Montag soll das Asylverfahren der acht türkischen Militärs beginnen, die sich abgesetzt hatten. Es könnte mehrere Wochen dauern, wie griechische Asylexperten vermuteten. Die Türkei fordert die sofortige Auslieferung der mutmaßlichen Putschisten. Es handelt sich um drei Majore, drei Hauptmänner und zwei Unteroffiziere, alle Heeresflieger, wie griechische Medien berichteten.