US-Diplomatin leistet sich Ausrutscher Victoria Nuland: "Fuck the EU"

Es gibt Tage, die würde man gern aus dem Kalender streichen. So dürfte es US-Topdiplomatin Nuland gehen, die sich in einem - vermeintlich vertraulichen - Gespräch zu einer abfälligen Aussage über Europa hinreißen ließ.

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US-Spitzendiplomatin Victoria Nuland hat sich für einen verbalen Ausfall gegen die Europäische Union im Zusammenhang mit der Ukraine-Politik entschuldigt. Quelle: AP

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland haben einen neuen Dämpfer erlitten: In dem Tonbandmitschnitt eines Telefonats, den Unbekannte im Internet veröffentlichten, äußert die Spitzendiplomatin für Europafragen, Victoria Nuland, in derben Worten ihre Missachtung gegenüber der Europäischen Union. Nun verdächtigen die USA Russland, das Gespräch abgehört und die Aussagen lanciert zu haben.

Im Gespräch mit dem amerikanischen Ukraine-Botschafter, Geoffrey Pyatt, erklärte Nuland, die Position der Europäischen Union bei der Lösung der Krise in der Ukraine könne ignoriert werden. „Fuck the EU“ - also "Scheiß' auf die EU" - ist wörtlich auf dem Mitschnitt zu hören.

US-Diplomatin entschuldigt sich für verbalen Ausfall

Das Weiße Haus und das US-Außenministerium beschuldigten Russland zwar nicht direkt, den Mitschnitt erstellt und veröffentlicht zu haben, legten es mit ihren Aussagen aber nahe. Beide US-Stellen wiesen darauf hin, dass ein hoher russischer Regierungsbeamter der erste oder zumindest einer der ersten gewesen sei, der den Link zu dem Mitschnitt auf der Videoplattform YouTube über Twitter weiterverbreitet habe. Das Außenministerium erklärte, der Vorfall markiere „einen neuen Tiefpunkt der russischen Spionagepraxis“. Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, verwies auf die russischen Interessen in der Ukraine, wo sich ein prowestliches und ein moskaufreundliches Lager gegenüberstehen. „Ich würde sagen, die Tatsache, dass das Video zuerst von der russischen Regierung gefunden und getwittert wurde, sagt etwas über die Rolle Russland aus“, sagte Carney. Die Inhalte des Gesprächs, in dem Nuland und Pyatt auch ihre Einschätzungen der diversen Oppositionsführer in der Ukraine ausgetauscht hatten, wollte der Sprecher nicht kommentieren.

Ein Mitarbeiter des stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten, Dmitri Rogosin war einer der ersten, die über das YouTube-Video twitterten, in dem Fotos von Nuland und Pyatt zu sehen sind und das mit russischen Untertiteln unterlegt ist. Rogosin stritt jede Verantwortung ab. Stunden bevor das Video im Internet populär wurde, twitterte Dmitiri Loskutow bereits: „Ziemlich kontroverse Einschätzung der stellvertretenden Außenministerin Victoria Nuland über die EU“.

Dass es sich in der Aufzeichnung um die Stimme von Nuland handelt, wollte Außenamtssprecherin Jen Psaki gar nicht anzweifeln. Die Diplomatin habe sich inzwischen entschuldigt, sagte sie. Nuland habe ihre EU-Partner kontaktiert und ihr Bedauern über die veröffentlichten Worte geäußert.

Psaki stellte klar, dass sich die USA entgegen anderen Aussagen vor allem aus Russland auf keine Seite im Ukraine-Konflikt gestellt hätten. „Es ist kein Geheimnis, dass Botschafter Pyatt und Vizeaußenministerin Nuland mit der Regierung der Ukraine, mit der Opposition, mit Spitzenvertretern von Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten und deren Anforderungen unterstützen“, sagte sie und fügte hinzu: „Es liegt am ukrainischen Volk, welchen Weg es weiter verfolgt.“

Die USA sind nun offenbar Opfer einer Praxis geworden, die sie laut den Enthüllungen des Ex-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden selbst ausgiebig betrieben haben. Demnach wurden sogar Spitzenvertreter befreundeter Regierungen abgehört - darunter die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Als Antwort auf die empörten Reaktionen hatte es aus den USA unter anderem geheißen, dass solche Praktiken weltweit üblich seien.

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