Was erwarten Sie von den griechischen Parteien vor möglichen Neuwahlen?
Ich glaube, dass der Druck auf die Parteien vor dem zweiten Urnengang steigt. Die Volksvertreter müssen sich neu aufstellen, neue Namen und neue Positionen in den Ring werfen. Und neue Koalitionsmöglichkeiten aufzeigen. Die Vorsitzenden aller großen Parteien, vom konservativen Antonis Samaras über den Sozialisten-Chef Evangelos Venizelos bis zum Linksradikalen Alexis Tsipras, müssen klar machen, was die Wahl bedeutet. Es ist eine Schicksalswahl, die Bürger müssen rational entscheiden.
Ein großer Teil der Wahlberechtigten müsste überhaupt erst einmal zur Wahl gehen.
Richtig. Am Sonntag blieben 34 Prozent der Wahlberechtigten der Wahlurne fern. Ich glaube, dass sich bei einem zweiten Wahlgang mehr Wähler mobilisieren lassen würden. Auch die Diaspora-Griechen werden sich stärker beteiligen. Auch ich werde nach Griechenland fliegen und meine Stimme abgeben. Denn es sind die wichtigsten Stunden der neueren griechischen Geschichte.
Welchen Ausgang erwarten Sie?
Ich denke, dass wir ein ähnliches Ergebnis bekommen wie am Sonntag. Die beiden Volksparteien Nea Demokratia und Pasok können vielleicht auf ein paar Prozentpunkte zusätzlich hoffen, sie werden aber keine Regierungsmehrheit bekommen. Sie müssen also eine Koalition mit einer dritten oder vierten Partei eingehen. Das muss im Vorfeld geklärt werden. Ein Partner wäre die kleinere Demokratische Linke.
Was halten Sie von der Alternative: Eine linksextreme Regierung, die den Sparpakt aufkündigt und die Rückkehr zur Drachme forciert?
Das wäre eine Katastrophe. Es würde Griechenland zurückwerfen und ins Chaos stürzen. Es wäre aber auch für Europa ein schlechtes Zeichen. Das politische Projekt wäre damit am Ende. Wir sollten alle hoffen, dass sich Griechenland stabilisiert.