Als Auslöser für den Besorgnis erregenden Trend werden die Finanz- und Schuldenkrise genannt. Seit 2008 verlangen die Banken systematisch höhere Zinsen, wenn sie ausländischen Instituten Geld leihen als bei inländischen Instituten. Gleichzeitig haben Finanzinstitutionen massiv Anleihen aus dem EU-Ausland abgestoßen, sind aus Staatsanleihen von Peripherie-Staaten ausgestiegen. Auch bei Unternehmensanleihen gibt es Anzeichen für eine Renationalisierung der Bestände.
Besonders beunruhigend ist allerdings: Das Gegenmittel, die Geldspritze der EZB, die die Folgen der Verwerfungen auf den Finanzmärkten abmildern soll, verstärkt die Tendenz zur Renationalisierung sogar noch. Die Drei-Jahreskredite mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Euro, mit denen die EZB den Markt stabilisieren wollte, haben dazu geführt, dass Banken verstärkt nationale Staatsanleihen erworben haben. Nach Berechnungen von Barclays Capital haben spanische Banken im März für 15 bis 20 Milliarden Euro Staatsanleihen gekauft. Italienische Banken haben ihren Bestand an heimischen Staatsanleihen im Februar um eine ähnliche Größenordnung aufgestockt auf 323,9 Milliarden Euro. Vor der Intervention im November lag der Bestand bei den italienischen Banken nur bei 177,9 Milliarden Euro.
Die EZB hatte den Markt seit Dezember zwei Mal geflutet, weil sie so nicht nur auf mehr Stabilität hoffte, sondern weil sie eine Kreditklemme vermeiden wollte. Vor allem in Südeuropa bestand die Gefahr, dass die klammen Banken mit einer äußerst restriktiven Kreditvergabe die Realwirtschaft bremsen könnten. Mit diesem Ziel ist die EZB gescheitert, wie aktuelle Daten zeigen. Im März ging die Kreditvergabe an Unternehmen in Spanien im Jahresvergleich um 5,4 Prozent zurück, In Griechenland um 4,8 Prozent, in Italien um 0,9 Prozent. In Deutschland, Österreich und Frankreich nahmen die Kredite an die Realwirtschaft verglichen mit dem Vorjahr dagegen zu. Auch hier zeigt sich, dass die Währungsunion zerfällt. In Südeuropa ist den Banken sichtlich daran gelegen, mit Staatsanleihen Geschäfte zu machen, nicht aber Kredite zu vergeben, die die Realwirtschaft stützen würden.