Es könnten bald noch deutlich mehr sein. Viele slowenische Unternehmen sind auf der Suche nach ausländischen Investoren und bereit, Firmenanteile abzutreten. Auch der Staat muss sich in nächster Zeit von Unternehmensanteilen trennen. "Hier winken deutschen Investoren lukrative Angebote", so Gertrud Rantzen.
Für Teilprivatisierungen stehen unter anderem die Fluglinie "Adria Airways" - bis Anfang September läuft eine erste Ausschreibungsrunge für einen Anteil von 75 Prozent an der Fluglinie - und die "Telekom Slovenije" ganz oben auf der Liste. Bereits 2008 weckte letzgenantes Unternehmen das Interesse der "Deutschen Telekom", die über ihre ungarische Tochter "Magyar Telekom" in Slowenien einsteigen wollte. Doch der Deal platzte.
Die größten Unternehmen Sloweniens
Petrol ist ein Mineralölkonzern, das über keine eigenen Produktionskapazitäten verfügt (Förderung, Raffinerie) sondern ausschließlich handelt. Dennoch ist es das umsatzstärkste Unternehmen Sloweniens. Dank seiner Marktführerschaft im Großhandel als auch im Tankstellengeschäft erwirtschaftete Petrol zuletzt einen Umsatz von 2,86 Milliarden Euro.
Die börsennotierte Handelskette musste 2011 einen Gewinnrückgang hinnehmen. Die Einnahmen brachen um 22,5 Prozent auf 23,5 Millionen Euro ein. Gleichzeitig stieg der Umsatz um 5,3 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Für Mercator, das Filialen in Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien, Bulgarien und Albanien unterhält, arbeiten fast 24.3000 Menschen, davon 9.959 in Slowenien.
Der staatliche Energiekonzern HSE (Holding Slovenske elektrarne) wurde erst im Juli 2001 gegründet. HSE erwirtschaftete 2011 mit 1,36 Milliarden Euro den drittgrößten Umsatz aller slowenischen Unternehmen. Das Unternehmen ist unter anderem auch in Bulgarien und Ungarn aktiv.
In Slowenien arbeiten viele Automobil-Zulieferer. Es gibt aber nur ein slowenisches Unternehmen, das Auto herstellt: Revoz. Die Aktiengesellschaft mit rund 2600 Mitarbeitern befindet sich zu 100 Prozent im Besitz von Renault. In der Stadt Novo mesto werden unter anderem der Renault Twingo II und der Renault Wind gebaut. Revoz machte 2011 einen Umsatz von 1,13 Milliarden Euro.
Das weltweit agierende Pharmakonzern wurde 1954 gegründet und nach dem slowenischen Fluss Krka benannt. 2010 beschäftigte die Aktiengesellschaft über 8000 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Es ist damit das fünfgrößte slowenische Unternehmen, liegt aber mit einem Nettogewinn von 150,4 Millionen Euro (2011) in der Gewinn-Rangliste auf Rang eins.
In der Privatwirtschaft sind die Chemieunternehmen "Helios" und "Cinkarna Celje" auf Partnersuche, berichtet "Germany Trade & Invest", eine Bundes-GmbH, deren Aufgabe das Marketing für den Standort Deutschland ist. Der Reifenhersteller "Goodyear Dunlop Sava Tires" wolle sich zudem von seiner Tochter "Savatech" trennen. Sie ist auf die Entwicklung und Herstellung von Kautschukmischungen, leichten Reifen (für einspurige Fahrzeuge und industrielle Zwecke), Fördergurten sowie unter anderem von elastischen Kopplungen für die Autoindustrie ausgerichtet.
Slowenien braucht das Geld aus den Privatisierungen, um die Wirtschaft in Gang zu bekommen und wichtige Investitionsprojekte, die zum Teil schon vor der Krise angestoßen wurden, zu verwirklichen. Dazu gehören Kraftwerksbauten, aber auch die Erneuerung von Autobahnen und Bahnstrecken. Wichtigstes Projekt ist die Verbindung der Hauptstadt Ljubljana mit dem Hafen von Koper. "Der ist auf dem neuesten Stand und expandiert weiter. Der Hafen ist sehr interessant für Unternehmen aus Bayern und Baden-Württemberg", erklärt Rantzen. "Er hat aber ein Problem: die Bahnstrecke Richtung Ljubljana. Sie ist teilweise nur eingleisig."
Alle müssen an einen Strang ziehen
Alles in allem hat Slowenien das Potenzial, langfristig wieder auf Wachstumskurs zurückzukehren. Dafür braucht es neben der Hilfe der Euro-Partner bei der Stabilisierung der Banken aber auch ein Umdenken in Politik und Gesellschaft. Reformen müssen angepackt, Gier und Vetternwirtschaft zurückgedrängt werden.
"Das Land muss jetzt eine richtige Rosskur machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Slowenien auch 2013 nicht aus der Krise kommen wird", bilanziert Gertrud Rantzen. "Aber ab 2014 kann es wieder aufwärts gehen – wenn Politik und Wirtschaft sowie die Sozialpartner an einen Strang ziehen."