Währungsunion Der Euro im Faktencheck

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These 6: Der Euro sorgt für stabile Preise

Wo der Burger und das Leben teuer sind
Big-Mac-Index 2012: Wo der Burger und das Leben teuer istEr ist ein Sinnbild für den Niedergang kulinarischer Sitten, für Globalisierung, für die Amerikanisierung aller Lebensbereiche: Der Big Mac der US-Amerikanischen Fast-Food-Kette McDonald's. Das britische Wirtschaftsmagazin "The Economist" bedient sich dieses Hamburgers um die weltweiten Kaufkraftunterschiede nachzuzeichnen - im Big-Mac-Index. Weil McDonald’s mit 32.000 Restaurants in über 115 Ländern vertreten ist, gibt es fast überall Big Macs. Und da die beliebten Hamburger der Fast-Food-Kette durch strenge Franchise-Verträge fast überall auf der Welt gleich aufgebaut sind, bieten sie durch die unterschiedlichen Thekenpreise in den verschiedenen Ländern eine gute Grundlage um die Kaufkraftunterschiede der Staaten zu vergleichen.  Ein Beispiel: Die McDonald’s-Kunden in Pakistan müssen für ihren Big Mac weniger bezahlen, als in den USA. Also ist die Kaufkraft des Dollars in Pakistan höher als die Kaufkraft des US-Dollars in den USA selbst. Da der Preis des Big Macs in Dollar umgerechnet in Pakistan niedriger ist, können Kunden dort grundsätzlich also mehr Hamburger kaufen. Das britische Wirtschaftsmagazin "The Economist“ stellte 1986 zum ersten Mal den Big-Mac-Index auf. Laut dem aktuellen Index beträgt der Preis des Hamburgers in den USA durchschnittlich 4,20 Dollar, also 3,3 Euro (Stand: 11. Januar). Ein Überblick, wie sich die Big-Mac-Preise in anderen Staaten vom McDonald’s-Heimatmarkt unterscheiden. Quelle: dpa
Teurer als in den USA ist ein Big Mac in den 17 Ländern der Eurozone. Durchschnittlich kostet der Hamburger in der europäischen Währungsunion 3,49 Euro (4,43 Dollar). Laut dem Big-Mac-Index ist der Euro also gegenüber dem Dollar um rund sechs Prozent überbewertet. Vor gut einem Jahr war der Preisunterschied deutlich größer, die Überbewertung der Gemeinschaftswährung lag bei 21 Prozent. Doch der Eurokurs ist im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise in den letzten Monaten deutlich gefallen; Mitte Januar erreichte die Gemeinschaftswährung im Vergleich zum Dollar sein 16 Monats-Tief. Für die exportabhängigen Volkswirtschaften der Länder der Eurozone ist dies keine schlechte Nachricht: Schließlich können Exportwaren dadurch auf dem Weltmarkt billiger angeboten werden also noch vor einem Jahr. Tendenziell sollten nun mehr Waren verkauft werden. Quelle: dapd
Am billigsten ist der Big Mac laut Index in Indien. 84 Rupien kostet der Hamburger in dem Schwellenland im Schnitt, also umgerechnet 1,62 Dollar. Hierzulande sind das 1,27 Euro (Stand: 11. Januar 2012). In Indien ist der Big Mac also 61 Prozent billiger als in den USA. Der Preisunterschied zwischen den Hamburgern, lässt auf einen ebenso hohen Wertunterschied zwischen den Währungen schließen: Demnach ist die Rupie nicht einmal halb so viel wert wie der US-Dollar – so der Big-Mac-Index. In Indien lassen sich somit grundsätzlich mit der US-Währung mehr Big Macs erwerben, als das mit dem US-Dollar in Amerika möglich ist. Seit 1996 gibt es McDonald's in Indien (im Bild: Die Ersteröffnung in Neu-Dehli). Das asiatische Land ist übrigens der einzige Staat, in dem der Big Mac mit Hühnerfleisch belegt ist. Hintergrund: Für die mehrheitlich hinduistische Bevölkerung sind Kühe heilig - und Rindfleisch deshalb tabu. Auch der Name ist anders. Das Äquivalent zum Big Mac heißt in Indien Maharaja Mac. Quelle: AP
Reisende, die mit der US-Währung zahlen, profitieren von einem niedrigen Big-Mac-Preis im Reich der Mitte: In China kostet der Hamburger durchschnittlich 15,4 Yuan, also umgerechnet 2,44 US-Dollar. Das macht einen Unterschied von 42 Prozent zum Big-Mac-Preis in den USA. Quelle: AP
Ebenfalls knapp ein Drittel weniger als in den USA müssen Big-Mac-Käufer in Russland für den Standard-Burger durchschnittlich hinlegen. Zwischen Sankt-Petersburg und Nowosibirsk kostet der Hamburger im Schnitt 81 Rubel, das sind 2,55 Dollar - ein Minus von 39 Prozent. Das spricht für eine deutliche Unterbewertung der russischen Währung. In einer McDonald's-Filiale in Sankt-Petersburg (hier im Bild) bekamen 30 Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg am historischen Tag des Sieges des 9. Mai 1999 eine Runde Burger geschenkt. Quelle: AP
Auch in Mexiko (die historische Kathedrale in der Hauptstadt Mexico D.F. im Bild) können sich ausländische Reisende mit weniger Dollar einen Big-Mac gönnen. Hier kostet ein Hamburger 37 Pesos, das sind 2,70 Dollar. Quelle: AP
In den Vereingten Arabischen Emiraten (im Bild: Dubai) kostet der Big Mac 12 Dirhams, ungefähr 3,27 Dollar. Quelle: REUTERS

„Wir haben in den vergangenen 13 Jahren Preisstabilität geliefert – und zwar tadellos!“, schleuderte Jean-Claude Trichet, der damalige Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), im September seinen Kritikern zum Abschied entgegen. Selbst die Leistung der Bundesbank habe die EZB übertroffen. Und tatsächlich: Deutschland verzeichnete seit dem Euro-Beitritt eine durchschnittliche Inflationsrate von 1,55 Prozent.

Zu D-Mark-Zeiten, in den Siebziger- und Achtzigerjahren, waren es immerhin knapp vier Prozent. Noch mehr profitierten andere Mitgliedsländer, allen voran die Griechen: Zwischen 1979 und 1988 lag die durchschnittliche Inflationsrate dort bei abenteuerlichen 20 Prozent. Von 1999 bis 2008 fiel sie auf 3,2 Prozent, und aktuell sind die Hellenen bei 1,5 Prozent angekommen. Auch in Portugal, Italien und Frankreich gingen die Teuerungsraten dramatisch zurück. Aktuell liegt die Inflationsrate in der Währungsunion bei 2,6 Prozent.

Doch liegt das allein am Euro? Misstrauen dürfte schon die Tatsache erwecken, dass die Inflationsrate auch im Euro-losen Schweden von acht Prozent (1979 bis 1988) auf 1,2 Prozent (1999 bis 2008) fiel. „Der Euro hat Preisstabilität gebracht, doch man kann die Situation der vergangenen zehn Jahre nicht mit den vorangegangenen Jahrzehnten vergleichen“, sagt ein ehemaliger hochrangiger Notenbanker.

Die EZB

Damals kämpften die Industrieländer mit zwei Ölpreiskrisen. Mit hohen Lohnabschlüssen setzten die Gewerkschaften eine Lohn-Preis-Spirale in Gang, gegen die die Bundesbank ankämpfen musste. Dagegen hatte die EZB bisher leichtes Spiel – dank der Globalisierung. Durch den weltweiten Wettbewerb fiel es Unternehmen schwerer, höhere Preise durchzusetzen.

Auch steigendes Vertrauen in die Unabhängigkeit der Zentralbank stabilisierte zunächst die Preise. Die EZB wurde nach dem Vorbild der Bundesbank gegründet und galt damit als deutlich prinzipientreuer als etwa die Banca d’Italia. „Doch die EZB ist dabei, dieses Vertrauen zu verspielen“, warnt der hohe Ex-Notenbanker. Das liegt vor allem an den Käufen von Schrottanleihen pleitebedrohter Euro-Staaten, die zuletzt mit 212 Milliarden Euro die Bilanzen des Euro-Systems aufblähten. Die EZB hat damit gegen das Verbot der Staatsfinanzierung verstoßen und ihre Reputation beschädigt.

Gefahr durch niedrige Leitzinsen

Das gilt auch für die Inflationsbekämpfung: Seit der Lehman-Pleite 2008 vergibt die EZB unbegrenzt Kredite an Banken. Die monetäre Basis – die Summe aus Bargeld und Einlagen der Banken bei der EZB – verdoppelte sich. Dass die Inflation bisher niedrig blieb (obgleich seit vielen Monaten über der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent), liegt nur daran, dass das Geld bisher nicht in der Realwirtschaft angekommen ist.

Zusätzliche Gefahr geht von den niedrigen Leitzinsen aus. Der aktuelle Wert von 1,0 Prozent ist laut Einschätzung von Volkswirten viel zu niedrig für Deutschland. Analysten erwarten, dass die EZB aus Rücksicht auf die Peripherieländer den Zins bald weiter drückt. Das Inflationstor ist damit weit offen.

Fazit: These stimmt nur zum Teil

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