In Norwegen bekommt das geflügelte Wort vom Luxusproblem eine ganz neue Bedeutung. Dabei ist das Leben in Norwegen und selbst in der Hauptstadt Oslo nicht unbedingt luxuriöser als anderswo, nur vielleicht teurer. Denn Norwegen ist ein wohlhabendes und damit auch ein teures Land. Das stört jedoch vor allem Besucher, Geschäftsreisende und Touristen, denen ein Restaurantbesuch in Oslo gleich ein ordentliches Loch in die Reisekasse reißt. Die Norweger aber sind es gewohnt und können es sich dank hoher Einkommen auch durchaus leisten.
Durchschnittliches Nettovermögen der Privathaushalte
Als Haushaltsvermögen gelten alle privaten Besitztümer der Menschen innerhalb eines Haushalts - also Sparbücher, Konten aber auch Lebensversicherungen und vor allem Immobilienvermögen. Die EZB-Studie zeigt nun erstmals, wie das Haushaltsvermögen in den Euro-Staaten aufgeteilt ist. Die Daten stammen aus den Jahren 2008 bis 2010. Nicht einbezogen sind die Euro-Länder Irland und Estland, da die Erhebung der Daten bereits begann, als die beiden Staaten den Euro noch gar nicht eingeführt hatten.
Mit einem durchschnittlichen Nettohaushaltsvermögen von nur 79.700 Euro ist die Slowakei das traurige Schlusslicht innerhalb der erhobenen Euro-Länder. Damit hat das kleine Land, das zwischen Polen und Ungarn liegt, in dem zwar 1,4 Prozent aller Haushalte in der Euro-Zone liegen, nur 0,5 Prozent des Vermögens.
Der reiche Grieche ist ein Mythos. Der Großteil der griechischen Haushalte ist arm: Mit nur 147.800 Euro Nettovermögen liegen die griechischen Haushalte weit unter dem Durchschnitt in der Euro-Zone von 230.800 Euro. Obwohl Griechenland drei Prozent aller Haushalte in der Euro-Zone stellt, besitzen die Menschen dort nur 1,9 Prozent des Vermögens.
In Slowenien liegt das durchschnittliche Nettohaushaltvermögen bei 148.700 Euro und damit nur wenige tausend Euro höher als das der Griechen. Doch Slowenien ist ein kleines Land: Die 0,6 Prozent der Haushalte halten 0,4 Prozent des privaten Vermögens innerhalb der Euro-Zone.
Auch im Krisenland Portugal besitzen die Menschen nicht viel, im Durchschnitt 152.900 Euro je Haushalt. Damit besitzen die portugiesischen Haushalte, die 2,8 Prozent aller Haushalte in der Euro-Zone darstellen, nur 1,9 Prozent des Vermögens.
161.500 Euro besitzen die finnischen Haushalte im Durchschnitt, damit reicht es im Vergleich unter den Euro-Ländern für Platz Elf. Die Finnen halten mit 1,8 Prozent der europäischen Haushalte 1,3 Prozent des Vermögens.
Auch unsere holländischen Nachbarn liegen unter dem EU-Durchschnitt. 170.200 Euro beträgt dort das durchschnittliche Haushaltsnettovermögen. Damit haben die Niederländer zwar 5,3 Prozent der Haushalte in der Euro-Zone, aber nur 4,0 Prozent des Vermögens.
Für Deutschland, stärkste wirtschaftliche Kraft innerhalb der Euro-Zone, reicht es im Vergleich der Haushaltsvermögen nur für Platz Neun: Durchschnittlich 195.200 Euro besitzen die deutschen Haushalte - und liegen damit unter dem Euro-Zonen-Durchschnitt von 230.800 Euro. 28,7 Prozent der Haushalte der Euro-Zone liegen in Deutschland, aber trotzdem nur 24,3 Prozent des Vermögens.
Frankreich steht besser da als Deutschland. Durchschnittlich 233.400 Euro beträgt dort das Nettovermögen der Haushalte und liegt damit leicht über dem Mittelwert der Euro-Zone. 20,2 Prozent der Haushalte halten 20,3 Prozent des Vermögens innerhalb der Euro-Zone.
265.000 Euro besitzen österreichische Haushalte im Durchschnitt an Vermögen. Damit haben die Österreicher anteilig mehr Vermögen als Haushalte der Euro-Zone: 2,7 Prozent der Haushalte besitzen 3,1 Prozent des Vermögens.
Auch das Krisenland Italien liegt deutlich über dem durchschnittlichen Nettohaushaltsvermögen der Euro-Zone: 275.200 Euro an Vermögen haben die italienischen Haushalte im Durchschnitt angehäuft. Damit machen sie zwa rnur 17,2 Prozent aller Haushalte der Euro-Zone aus, halten aber 20,6 Prozent des Vermögens.
Trotz der hohen Arbeitslosigkeit besitzen auch die spanischen Haushalte noch viel Vermögen, durchschittlich 291.400 Euro. Die Daten stammen allerdings aus dem Jahr 2008. Damals besaßen die spanischen 12,3 Prozent der Haushalte innerhalb der Euro-Zone rund 15,6 Prozent des Vermögens.
In Belgien liegt das Nettohaushaltseinkommen durchschnittlich bei 338.600 Euro - und damit weit über dem der Nachbarländer Niederlande oder Deutschland. 3,4 Prozent der Haushalte der Euro-Zone liegen in Belgien, dort sammelt sich aber 5,0 Prozent des Vermögens.
Die bevölkerungsärmsten Euro-Länder haben die reichsten Haushalte. Mit 366.000 Euro Durchschnittsvermögen liegen die Haushalte auf der kleinen Mittelmeerinsel auf Platz drei. 0,1 Prozent der Haushalte der Euro-Zone sind auf der Insel zu finden - aber auch 0,2 Prozent des Vermögens.
670.900 Euro Vermögen besitzen die Haushalte in Zypern im Durchschnitt - fast das dreifache des Mittelwerts der Euro-Zone, der bei 230.800 Euro liegt. Damit häuft sich bei den 0,2 Prozent der Haushalte der Euro-Zone rund 0,6 Prozent des Vermögenbesitzes.
Die Luxemburger sind jedoch noch fast 40.000 Euro reicher als die Zyprioten: 710.100 Euro Vermögen besitzen die luxemburgischen Haushalte - und damit 0,4 Prozent des privaten Vermögens innerhalb Euro-Zone, auch wenn sich nur 0,1 Prozent aller Haushalte der Euro-Zone in Luxemburg befinden. Das Großherzogtum hat damit unbestritten das höchste Nettohaushaltsvermögen.
Norwegen hat ein ganz anderes Luxusproblem: Weil die Einkommen hoch, die Renten gesichert und die Arbeitslosenrate sehr niedrig sind und der Staat zudem wenig Schulden hat, geht es den Norwegern offenbar so gut, dass sie es sich einfach etwas bequemer machen – und in der Tendenz weniger arbeiten. Die Löhne bleiben jedoch hoch oder steigen sogar weiter. Arbeitgeber und Ivar Frones, Soziologie-Professor der Universität Oslo, sehen darin erhebliche Risiken für die Zukunft des Landes. Der Norddeutsche Rundfunk zitiert Frones mit der Aussage: „Man kann sagen, bei uns ist der Reichtum vom Himmel gefallen. Es ist jedenfalls kein Reichtum, der aus einer langen Zeit der Produktivität entsteht. Wir erleben eine viel zu fette Zeit, in der man sich fragen muss: Was passiert auf lange Sicht?“ Seine Befürchtung: Die Norweger arbeiten immer weniger bei weiter steigenden Löhnen, bis schließlich die heimische Wirtschaft zum Erliegen kommt.
Der im Vergleich zu europäischen Nachbarn relative Wohlstand könnte so mit der Zeit zu einem größeren Problem für das skandinavische Land heranwachsen – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn der Aufschwung der Wirtschaft, der sich seit 2011 nochmals beschleunigt hat, ist vor allem auf den wachsenden Öl- und Gasreichtum zurückzuführen. Mehrere günstige Faktoren kamen zusammen. Zum einen stieg der Ölpreis seit Ende der 90er Jahre rasant an und machte die die Ausbeutung der Ölvorkommen vor Norwegens Küste immer profitabler. 2011 wurde in der norwegischen Nordsee zudem ein neues riesiges Fördergebiet entdeckt, der größte Nordseefund seit 30 Jahren. Insgesamt soll das Land auf Ölreserven von 4000 Milliarden Litern sitzen. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Zahl der in der gut zahlenden Ölwirtschaft arbeitenden Beschäftigten um 50 Prozent erhöht. Die Ölindustrie floriert, sorgt so für hohe Löhne und speist zugleich den riesigen norwegischen Staatsfonds, in dem die Gelder für die Rentner und Pensionäre verwaltet werden.