Der Beitritt in die EU (2004) und anschließend in die Eurozone (2008) löste in Zypern einen Boom bei Finanz- und Bankdienstleistungen aus. Aus diesem Bereich kommen inzwischen rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes. Banken sind nicht alles, aber ohne Banken ist Zypern nichts. Die jüngste Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), griechische Staatsanleihen wieder als Sicherheit für billige Zentralbankgeldkredite zu akzeptieren, dürfte in Zypern gewiss mit großer Erleichterung aufgenommen worden sein.
Ob die Hilfsgelder, wenn sie bewilligt werden, dann auch im zypriotischen Bankensystem bleiben, ist natürlich eine andere Sache. Die Ruhe trügt. Ähnlich wie in Griechenland wird die kommunistische Regierung in Zypern noch oft an die europäische Solidarität appellieren müssen.
Für Zypern gibt es keine Alternative. Ob man das nach dem BND-Bericht in Berlin und Washington auch so sieht?
Der hauptsächlich von Washington gesponsorte Internationale Währungsfonds (IWF) hatte im Dezember einen Schuldenschnitt für Zypern gefordert. Möglicherweise legen auch die russischen Oligarchen noch einmal eine Schippe drauf. Zypern hat nämlich noch ganz andere Superlative zu bieten. Das Land ist zum Beispiel der größte ausländische Investor in Russland. Nicht schlecht für einen EU-Zwerg mit nicht einmal einer Million Einwohner.
Möglich gemacht haben das die zehnprozentige Körperschaftssteuer und mehr als 40.000 oft über russische Tochtergesellschaften operierenden Briefkastenfirmen. Der Brückenkopf in der EU ist zu wichtig für den russischen Geldadel, als dass er diesen so einfach aufgibt.
Man darf also gespannt sein, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel diesen Bail-out durch den Bundestag bekommen will und ob sich ein Bail-out russischer Oligarchen mit den vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigten Grenzen der Euro-Rettungspolitik verträgt.