Gaza-Konflikt Israel kämpft mit "eiserner Hand"

Israel hat einen unerbittlichen Kampf gegen die radikale Hamas angekündigt und steht offenbar vor einer großangelegten Bodenoffensive im Gazastreifen. Während militante Palästinenser weiterhin mit Raketen feuern, kam bei israelischen Luftangriffen ein hochrangiger Funktionär der Hamas ums Leben. International wächst der Druck, die Angriffe zu beenden. Außenminister Steinmeier schaltete sich persönlich ein.

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Explosion nach einem israelischen Luftangriff im nördlichen Gazastreifen. Quelle: rtr

HB TEL AVIV. Eskalation im Gazastreifen: "Wir werden gegen die Hamas mit eiserner Hand vorgehen", sagte Israels Ministerpräsident Ehud Olmert am Donnerstag. Zugleich feuerten die Palästinenser ihrerseits Raketen so weit auf israelisches Gebiet wie nie zuvor. "Ich hoffe sehr, dass wir unsere Ziele schnell erreichen", sagte Olmert in Beerscheba, wo am Mittwoch eine Rakete in einer zuvor geräumten Schule eingeschlagen war. Er bekräftigte die Absicht Israels, mit den Luftangriffen den Raketenbeschuss auf Israel zu stoppen. "Wir haben den Bewohnern des Gazastreifens nicht den Krieg erklärt", fügte er hinzu und betonte zugleich die Entschlossenheit Israels im Kampf gegen die Hamas. Eine Waffenruhe lehnt die Regierun gab.

Die Zahl der Todesopfer der schwersten israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 stieg auf 407. Mindestens ein Viertel davon waren nach UN-Angaben Zivilisten. Mehr als 1700 Menschen wurden verletzt. Vier Israelis kamen im palästinensischen Raketenbeschuss seit Beginn der Luftoffensive am Samstag ums Leben. Die Zeitung "Haaretz" berichtete, das israelische Militär habe eine kurze, aber harte Bodenoffensive in dem dicht besiedelten Küstenstreifen empfohlen. "Das ist nur der Anfang", sagte Vize-Verteidigungsminister Matan Vilnai im israelischen Militärrundfunk mit Blick auf die Luftangriffe. Seit Tagen fahren israelische Panzer an der Grenze auf, während nur wenige hundert Meter dahinter islamistische Kämpfer die Region mit Landminen und Sprengfallen vorbereiten.

Am Donnerstag beschossen israelische Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe nach Angaben des Militärs rund 20 Ziele der Hamas. Dabei starb mit Nisar Rajan ein hochrangiger Hamas-Politiker, der sich wiederholt für neue Selbstmordanschläge innerhalb Israels ausgesprochen hatte. Der Hamas zufolge starben bei dem Angriff auf das Haus des 49-Jährigen sechs weitere Palästinenser, darunter Angehörige seiner Familie. Die Hamas erklärte, Israel werde einen hohen Preis für Rajans Tod bezahlen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat sich unterdessen in einem Telefonat mit seiner israelischen Kollegin Zipi Livni für eine Waffenruhe im Gazastreifen eingesetzt. Die andauernden Kämpfe gefährdeten nicht nur die bisherigen Fortschritte im Friedensprozess, warnte Steinmeier. Sie würden auch die Position gesprächsbereiter Kräfte auf arabischer Seite untergraben.

Bereits zuvor hatte das Nahost-Quartett aus USA, UN, EU und Russland eine Waffenruhe gefordert. Frankreich schlug vor, Israel solle seine Luftangriffe für 48 Stunden stoppen. Israel wies diesen Vorschlag jedoch als "unrealistisch" zurück. Die Hamas würde nach eigenen Angaben Vorschläge für eine Feuerpause prüfen, sofern Israel seine Angriffe einstelle und seine "Blockade" des Gaza-Streifens vollständig beende. Die neue tschechische EU-Ratspräsidentschaft kündigte an, eine Delegation in den Nahen Osten zu schicken. Eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu den Kämpfen ging unterdessen ohne eine Einigung auf eine Resolution zu Ende.

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