Industrieverband 2010 wird kaum besser als 2009

Der Industrieverband BDI hat zum Jahreswechsel davor gewarnt, mit den ersten positiven Konjunktur-Zeichen schon das Ende der Krise einzuläuten. Auch Deutschlands Aktiengesellschaften erwarten den Aufschwung erst ab 2011. Doch es gibt Optimisten, die große Hoffnungen in 2010 setzen.

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Container am Hamburger Hafen. Quelle: dpa Quelle: handelsblatt.com

BERLIN. 2010 werde kaum weniger schwierig als das 2009, hieß es vom BDI. Dagegen blickt die Allianz-Versicherung nach einem Medienbericht optimistisch ins Jahr: Sie rechnet für 2010 mit dem stärksten Wachstum der deutschen Wirtschaft seit vier Jahren. Die befürchtete Job-Krise mit Massenentlassungen werde ausbleiben.

"Es geht nicht weiter bergab, aber es wird auch nicht viel besser", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel. Es werde voraussichtlich noch bis 2014 oder 2015 dauern, bis das wirtschaftliche Niveau von 2007, dem Jahr vor der Krise, wieder erreicht sei. Als besondere Belastungen, die auf die deutsche Wirtschaft zukommen, nannte Keitel die Gefahr einer Kreditklemme, die auslaufenden Konjunkturprogramme sowie die prekäre Lage der öffentlichen Haushalte.

Es sei erfreulich, dass der Haushalt 2010 mit seiner Rekordverschuldung schon vor dem Jahresende einsehbar sei. Er traue Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zu, dass er die Ressortgespräche gegen die Begehrlichkeiten seiner Kabinettskollegen ohne nennenswerte Abstriche durchstehe, sagte Keitel. Grundsätzlich sei 2011 eine weitere Konsolidierung der Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden nur möglich, wenn die Wirtschaft wieder Tritt fasst.

Keitel räumte ein, dass sich die Krise Ende 2009 etwas entspannt habe. "Wir sind an diesem Jahresende besser dran als wir anfangs gedacht haben", sagte er. Nach der Talfahrt zeichne sich eine Bodenbildung in der konjunkturellen Entwicklung ab. Auch der Verlauf bei der Arbeitslosigkeit sei nicht so schlimm gekommen wie vermutet.

Dazu habe die Ausweitung der Kurzarbeitergeldregelung der Bundesregierung wesentlich beigetragen. Diese "hat es uns ermöglicht, 800 000 Arbeitsplätze zu halten". Aber auch die Unternehmen hätten "weit über das bisher übliche Maß hinaus" Arbeitsplätze gehalten. Um zu einer Normalisierung in der Wirtschaft zurückzukehren, sollte die Kurzarbeitergeldregelung nach dem Auslaufen stufenweise zurückgefahren werden, sagte der BDI-Präsident.

Eine Befragung von Führungskräften börsennotierter Gesellschaften ergab, dass die meisten für 2010 mit einer schwachen Nachfrage und sinkenden Preise rechnen. Nur 23 Prozent dieser Unternehmen erwarten in diesem Jahr schon ein Ende der Wirtschaftskrise. Dabei sorgt die Krise zugleich für große Unsicherheiten: 11 Prozent wagen keine Prognose über die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Eine Kreditklemme verspüren die AGs dagegen nicht: Mehr als die Hälfte der Unternehmen gab an, nicht unter Refinanzierungsproblemen zu leiden.

Das abgelaufene Jahr stellte viele der börsennotierten Unternehmen vor große Schwierigkeiten. Fast ein Drittel der Firmen verzeichnete in 2009 fallende Auftragseingänge. Im neuen Jahr erwartet aber knapp ein Drittel steigende Umsätze, nur 17 Prozent gehen davon aus, nicht vor 2011 wieder Umsatzzuwächse zu verbuchen. Das geht aus dem Finanzmarkt-Trendmonitor hervor, für den die Agenturen News Aktuell, Cat Consultants und Faktenkontor in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt 131 Fach- und Führungskräfte der großen deutschen Firmen befragt haben.

Die Allianz prognostizierte für 2010 laut der "Bild"-Zeitung ein Wachstum von 2,8 Prozent, die deutlichste Zunahme seit 2006. Chefvolkswirt Michael Heise sagte der Zeitung: "2010 wird ein gutes Konjunkturjahr für die deutsche Wirtschaft." Gründe seien der anspringende Export, der stabile private Konsum und die zwei Konjunkturpakete der Regierung.

Auch für den Arbeitsmarkt äußerte sich Heise optimistisch: Die Arbeitslosigkeit werde zwar spürbar steigen, aber von der Vier- Millionen-Marke entfernt bleiben. Im Jahresschnitt rechnet der Ökonom mit 3,67 Millionen Arbeitslosen. "Wenn - was wahrscheinlich ist - die Wirtschaft weiter so läuft wie in den letzten Monaten, wird sie die Folgen der Finanzkrise Ende 2011 überwunden haben und damit schneller als erwartet", sagte Heise dem Blatt.

Zuvor sahen Deutschlands führende Wirtschaftsforscher bei allem Konjunkturoptimismus noch keinen Grund zur uneingeschränkten Freude. Obwohl mehrere Institute ihre Prognosen nach oben korrigiert hatten, überwogen Zweifel am nachhaltigen Aufschwung.

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